Mit Blick auf die aktuelle Corona-Krise und ihre Folgen kommt es nicht überraschend, dass Europas führender Premiumrad-Anbieter Accell Group BV gestern (25. März) seinen vorab kommunizierten Dividendenvorschlag 2019 in Höhe von 0,30 Euro pro Stammaktie zurückgezogen hat. Dieser Schritt ist allerdings nur ein Teil eines Pakets von Managementmaßnahmen, mit denen die Geschäftskontinuität für die kommende Zeit sichergestellt werden soll.
Es sind nicht nur verzögerte Lieferungen von Komponenten aus Asien und angeordnete Ausgangssperren, die zum Lock-Down von Fahrradgeschäften haben, die das börsennotierte Unternehmen veranlasst, »proaktiv Kosten zu senken und für Bargeld zu wirtschaften«. Die Ladenschließungen haben schon jetzt zu einem Nachfragerückgang in ganz Europa geführt. Aber werfen wir auch einmal einen Blick auf die Börse: seit dem sich über mehrere Tage hinziehenden »Corona-Crash« im Februar hat die Accell-Aktie mehr als 50 Prozent an Wert verloren. Anders ausgedrückt: da wurde innerhalb von ein paar Tagen richtig Geld verbrannt.
Drastische Maßnahmen wurden ergriffen, um »die erwarteten sehr negativen Auswirkungen des Covid-19-Ausbruchs auf unseren Nettoumsatz und unseren Gewinn in der ersten Hälfte des Jahres 2020 teilweise auszugleichen«. Immerhin ist das erste Halbjahr für die Accell Group und für die europäische Fahrradindustrie insgesamt typischerweise der wichtigste Teil des Jahres. Deshalb habe jetzt auf die Produktionsbremse getreten. Genauer gesagt wurde die Fahrradproduktions-Kapazität »um fast 70 Prozent reduziert«. Das Accell Teile- und Zubehör-Geschäft sei davon bis dato allerdings nicht betroffen.
Zudem wurden laut Accell Group weitere 50 Millionen Euro auf einem bestehenden Langzeitkredit in Anspruch genommen – und dieser somit auf 125 Millionen Euro erhöht: »Angesichts der außergewöhnlichen Umstände stehen wir in engem und konstruktivem Kontakt mit unseren Konsortialbanken, um sie über die Auswirkungen der Pandemie auf unsere Geschäfts- und Finanzlage auf dem Laufenden zu halten. Wir beabsichtigen auch, die verschiedenen staatlichen Hilfsmaßnahmen in allen relevanten Ländern voll auszuschöpfen.«
Darüber hinaus gab Accell Group bekannt, ihre für den 22. April geplante Jahreshauptversammlung durchzuführen. Im Hinblick auf Gesundheits- und Sicherheitsfragen für alle an der Hauptversammlung Beteiligten und das von der niederländischen Regierung erlassene Verbot von Gruppenversammlungen empfehlen die Niederländer allerdings den Aktionären jedoch dringend, »nicht persönlich an dieser Hauptversammlung teilzunehmen, sondern sie über unseren Live-Webcast zu verfolgen und ihr Stimmrecht durch einen Bevollmächtigten auszuüben«.
Man werde die Situation weiterhin genau beobachten und rät den Aktionären, die Firmen-Website www.accell-group.com regelmäßig auf weitere Aktualisierungen bezüglich der Hauptversammlung zu überprüfen.
Text: Jo Beckendorff/Accell Group