Zum neunten Mal konnten die Radfahrenden in Deutschland über das Fahrradklima abstimmen. In den Ergebnissen der Umfrage des ADFC sind nicht nur die fahrradfreundlichsten Orte erkennbar, sondern sie zeigen Städten und Gemeinden auch auf, wo noch Handlungsbedarf besteht. Und der ist immens, denn wie der ADFC feststellt, hat sich das Radklima in Deutschland nicht verändert und ist weiter nur ausreichend.
230.000 Radfahrende bundesweit – rund 60.000 mehr als 2018 – hatten von September bis November 2020 über die Fahrradfreundlichkeit von 1.024 Städten (2018: 683) abgestimmt. Bei den Fragen ging es um Sicherheitsgefühl, Komfort, Radverkehrsinfrastruktur und -förderung bis hin zu Abstellmöglichkeiten, Mitnahme des Fahrrades im öffentlichen Nahverkehr und Werbung für das Radfahren. Beurteilt wurde in Schulnoten.
Die wichtigsten Ergebnisse aus den Antworten: Die Radfahrenden in Deutschland sind nur mäßig zufrieden (Schulnote 3,9 wie auch 2018), 80 Prozent der Befragten finden die Radwege zu schmal, mangelnde Falschparker-Kontrollen auf Radwegen sind für 75 Prozent ein Problem und 69 Prozent fühlen sich beim Radfahren nicht sicher.
Der Fahrradclub ADFC und das Bundesverkehrsministerium rufen Länder und Kommunen deshalb auf, jetzt zügig das Geld aus dem »Sonderprogramm Stadt und Land« und aus dem Förderprogramm »Radnetz Deutschland« für den flächendeckenden Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur zu nutzen. »Das Geld ist da«, versichert Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer.
Noten für Fahrradfreundlichkeit
Die Gewinnerstädte des ADFC-Fahrradklima-Tests 2020 wurden am 16. März 2021 durch Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer und ADFC-Bundesvorsitzende Ulrich Syberg ausgezeichnet.
In der Klasse über 500.000 Einwohner liegt Bremen (Note 3,6) auf dem ersten Rang, gefolgt von Hannover (3,7) und Frankfurt (3,7).
Karlsruhe (Note 3,1) setzte sich in der Klasse über 200.000 Einwohner an die Spitze. Münster (3,2) und Freiburg (3,4) belegen Platz 2 und 3.
Göttingen (Note 3,3) ist Sieger in der Klasse über 100.000 Einwohner, auf Platz 2 folgt Erlangen (3,3). Heidelberg (3,5) löst Oldenburg auf Platz 3 ab.
Mit einer Note von 2,6 setzt sich Nordhorn in der Klasse über 50.000 Einwohner an die Spitze, gefolgt von Bocholt (2,8) und Konstanz (3,2) auf Platz 2 und 3.
Baunatal (Note 2,4) hat die beste Bewertung in der Klasse über 20.000 Einwohner. Meckenheim (2,7) belegt Platz 2. Westerstede (3,0), erstmals im Ranking, löst Rees auf Platz 3 ab.
In der Klasse bis 20.000 Einwohner erreicht Wettringen (Note 2,0) den ersten Platz, Reken (2,1) und Rutesheim (2,2) Platz 2 und 3.
Die Städte mit den stärksten Verbesserungen gegenüber dem letzten ADFC-Fahrradklima-Testwerden in der Kategorie »Aufholer« ausgezeichnet: Frankfurt/Main (von 3,9 auf 3,7), Wiesbaden (von 4,4 auf 3,9), Würzburg (von 4,3 auf 4,1), Böblingen (von 4,3 auf 3,6), Landau / Pfalz (von 4,2 auf 3,6) und Gaildorf (von 4,2 auf 3,5).
Berlin erhält einen Sonderpreis als die Großstadt, die seit Corona am meisten für den Radverkehr getan hat.
Corona-Folgen
In der nicht repräsentativen ADFC-Umfrage bestätigen zwei Drittel der Befragten die gestiegene Bedeutung des Fahrrads durch die Corona-Pandemie, allerdings waren für die meisten keine handfesten Verbesserungen für den Radverkehr abzulesen (Gesamtnote 5,0). Die gab es nur bei den Großstädten über 500.000 Einwohner.
»Seit Corona ist überdeutlich geworden: Die Menschen in Deutschland wollen mehr Radfahren – und zwar auf guten, breiten Radwegen. Häufige Alltagserfahrung ist aber immer noch: Radwege sind zu schmal, zugeparkt oder durch Baustellen unterbrochen. Dass Städte nicht Jahrzehnte brauchen, sondern auch schnell fahrradfreundlicher werden können, zeigen Frankfurt am Main, Berlin und Düsseldorf«, zieht die ADFC-Vizebundesvorsitzende Rebecca Peters Bilanz und fordert: »Wir brauchen jetzt flächendeckende Radwegenetze im ganzen Land. Das Fenster der Gelegenheit ist sperrangelweit offen!«
www.fahrradklima-test.adfc.de
Quelle/Grafiken: ADFC