ADFC: Mailand ist Vorbild für neue Verkehrskonzepte
Ein attraktives Umfeld bringt höhere Umsätze für den Einzelhandel, Restaurants und Bars.

Nach Kopenhagen ist auch Mailand in Sachen Verkehrskonzept als vorbildhaft in den Fokus gerückt. Der ADFC lobt die die norditalienische Metropole, die ein ehrgeiziges Verkehrskonzept zur Wiederbelebung der Wirtschaft nach dem Lockdown beschlossen hat, als sehr vorausschauend. Auch deutsche Städte sollten sich schon jetzt auf die Zeit nach den Kontaktbeschränkungen vorbereiten.

Das von Mailand beschlossene Verkehrskonzept zur Wiederbelebung der Wirtschaft nach dem Lockdown hat das Ziel, das Umfeld der Geschäfte deutlich attraktiver zu machen und Platz zum Flanieren und Radfahren zu schaffen.
Der ADFC befürchtet, dass der Autoverkehr in deutschen Städten nach dem Lockdown sogar über das Ausgangsniveau vor der Corona-Pandemie anschwellen könnte, wenn die Homeoffice-Phase endet und der ÖPNV wegen fortgeführter Distanzregeln noch lange nicht mit voller Auslastung fahren kann. »Noch mehr Autoverkehr würde den Knockout für die Städte bedeuten. Das gilt es zu verhindern, indem Rad und Fuß kraftvoll gefördert werden. Die rechtlichen Möglichkeiten dafür sind da«, sagt ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork.

Popup-Bikelanes, Fahrradstraßen und modale Filter

Der vor Kurzem angekündigte Strade Aperte-Plan von Mailand umfasst die Einrichtung von 35 Kilometern temporärer Radspuren (Popup-Bikelanes) auf ehemaligen Autospuren, neue und verbreiterte Fußwege, Tempo 30 auf Innenstadtstraßen sowie Vorrangstraßen für Radfahrer und Fußgänger. Der ADFC zitiert in seiner Mitteilung den Verkehrsbürgermeister von Mailand, Marco Granelli, der den Maßnahmenplan damit begründet, dass überdimensionierter Autoverkehr die kommerziellen Aktivitäten in der Stadt behindere.
Der ADFC fordert deshalb für mindestens 12 Monate Popup-Bikelanes nach Berliner Vorbild an Hauptachsen und die Einrichtung von Fahrradstraßen im Nebennetz. London mache gerade sehr gute Erfahrungen mit der Errichtung von modalen Filtern (Blumenkübel oder andere Barrieren, die den Durchgangsverkehr aus Wohngebieten heraushalten), die man auch in Deutschland ausprobieren sollte. Auch zusätzliche Fahrradabstellplätze würden dringend benötigt.
»Der Handelsverband Deutschland fordert, dass das Umfeld der Geschäfte attraktiv sein und zum Aufenthalt einladen muss. Es gibt jetzt die Chance, Menschen nachhaltig dafür zu begeistern, das Auto stehen zu lassen und häufiger das Rad oder die eigenen Füße zu nutzen. Wenn das gelingt, kann man die Ausprobier-Infrastruktur dauerhaft machen – eine Riesenchance für lebenswerte und prosperierende Städte«, appelliert Burkhard Stork.
Fotos: ADFC/Westrich

 

 

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