Seit dem 2. Dezember 2017 läuft erstmals eine Ausstellung des chinesischen Konzeptkünstlers Ai Weiwei in Südamerika. Bis zum 2. April 2018 ist seine Retrospektive namens »Inoculación« (deutsch: Impfung) noch in Fundación Proa – einem modernen Museum in La Boca – zu sehen. La Boca ist der bekannteste Stadtteil der Argentinien-Metropole Buenos Aires. Ein echter Blickfang ist sicherlich Weiweis vor dem Museum stehende neuneinhalb Meter hohe und 16 Meter breite Fahrrad-Installation.
Das monumentale Kunstwerk »Forever Bicycles» besteht aus genau 1.254 Nirosta-Fahrrädern. Laut Museums-Erklärung arbeitet der mittlerweile in Berlin lebende Ai Weiwei schon seit 2003 mit dem chinesischen Fahrrad-Klassiker Forever (heute in Händen von Zhonglu Company) zusammen. Die Installation »Forever Bicycles« debütierte 2011 in Taipeh – und wurde seitdem auf mehreren Ausstellungen in mehreren Städten »mit unterschiedlichen Konfigurationen und in unterschiedlichen monumentalen Open-Air-Umfängen sowie mit herausfordernden Konstruktionssystemen installiert, die dem Betrachter verschiedene intensive Blickwinkel ermöglichen«. Ai Weiwei legt Wert darauf, das jede »Forever Bicycles«-Installation anders ausfällt. Dieses monumentale »Fahrrad-Kunstwerk« wird also nicht nur einfach ab- und wieder aufgebaut.
Laut Weiwei ist das Fahrrad eines der wenigen Objekte, die in Zeiten, in denen er in China aufwuchs, zu jedem Haushalt gehörten. Damals sei die Gesellschaft sehr verarmt gewesen. Der Besitz eines Fahrrad sei ein Luxus gewesen: »Forever Bicycles war zu dieser Zeit die beste Marke. Wenn eine Familie ein Forever-Bike besaß, war es für die Kinder das Tollste was es gab. Sie rannten diesen Rädern hinterher.«
Seitdem er sich mit Architektur beschäftigt und Studenten unterrichtet, ist es Ai Weiwei eigenen Angaben zufolge auch immer ein Anliegen gewesen ihnen zu zeigen, dass man nicht nur mit Materialien wie Ziegel oder Beton etwas bauen kann: »So fing alles an. Ich finde es sehr spannend, etwas Gebrauchsfertiges einzusetzen.«
Nach Buenos Aires soll »Forever Bicycles« dann noch in den brasilianischen Metropolen Sao Paulo und Rio de Janeiro aufgestellt werden.
Text: Jo Beckendorff, Fotos: Gerhard Beckendorff