Seit Jahren ist auf dem TCS-Stand des italienischen Aussteller-Duos Bike Machinery und ITM ein junges Zwillingspaar zu sehen, das dort tatkräftig mit anpackt. Man hatte irgendwann mitbekommen, dass Mattia und Niccolo die beiden jüngsten Söhne von Geschäftsführer Luigi Seghezzi sind. Als die sich jetzt aber beim RadMarkt-Besuch gekonnt mit den taiwanesischen Mitarbeitern der von Seghezzi in Taichung ansässigen Bike Machinery Trading Co., Ltd. auf Mandarin unterhielten, wurde der Redakteur doch neugierig. Somit gaben die mittlerweile 21-jährigen Seghezzi-Zwillinge dem RadMarkt auf der TCS 2019 ihr allererstes Interview.
Die eineiigen Zwillinge sehen sich nicht nur ähnlich, sondern bewegen und reden auch wie eine Person. Da kann es schon einmal passieren, dass Mattia einen Satz beginnt, der von Niccolo beendet wird. Luigi Seghezzi hatte bereits in der Vergangenheit bestätigt, dass die beiden schon seit ihrer Geburt fast alles gemeinsam machen.
So kam es auch, dass der emsige Seghezzi seine beiden Söhne im Alter von acht oder neun Jahren mit nach Taichung nahm: »Die italienischen Sommerferien sind lang und ich hatte viel mit unserem im Vergleich jungen Unternehmen Bike Machinery Trading Co., Ltd. in Taiwan zu tun.« 2010 steckte er sie erstmals in Taichung in die Schule zum Mandarin lernen.
»Das hat uns schon gut gefallen«, erklären Mattia und Niccolo unisono. Also sorgte ihr Vater dafür, dass sie – um nicht aus dem Tritt zu kommen – in Italien zweimal in der Woche und einmal am Wochenende Mandarin lernten. »In den Sommerferien ging es immer nach Taiwan – und seit 2013 auch jedes Jahr zur Taipei Cycle Show – bis auf 2018, da haben wir wegen des November-Termins einmal aussetzen müssen«, erklären die Zwillinge an ihrem TCS-Stand, »so haben wir quasi sieben Jahre lang zusammen sowohl im Privatunterricht als auch durch Konversation hier in Taiwan immer viel dazu lernen können«.
Dank der Konversation auf der Messe und mit den Mitarbeiterinnen aus dem Taichung-Büro, die die beiden schon seit ihrer Kindheit kennen, haben sie eigenen Angaben zufolge auch ein gutes Sprachlevel erreicht. Nachgehakt wie sie das denn jetzt, wo sie gerade im Rahmen ihres Business Administration-Studiums im sogenannten »three continental program« ein Jahr in Los Angeles verbringen, auf dem Niveau halten, dass sie nach all den Jahren erreicht haben, lachen beide: »Wir haben genügend Mandarin-sprechende Freunde in L.A., da kommen wie nicht aus der Übung.«
Dass die beiden sprachbegabt sind, muss man nicht explizit erwähnen. In ihrem ersten Studienjahr waren sie im französischen Nice. Jetzt befinden sie sich in ihrem zweiten Studienjahr in Los Angeles. Und im kommenden Jahr werden beide für ein Jahr in Singapur studieren. Auch dort werden sie sicherlich ihr Mandarin weiter auffrischen können.
Welche anderen Sprachen sprechen Mattia und Niccolo Seghezzi noch? Neben ihrer italienischen Muttersprache und Mandarin »English, Französisch und ein kleines bisschen Deutsch«. Wobei zur letzteren einer der beiden – ob Mattia oder Niccolo, ist dem RadMarkt-Redakteur nicht mehr ganz klar – nachschiebt: »Eine sehr interessante Sprache mit all der Grammatik.« Anmerkung des RadMarkt-Redakteurs: das Wörtchen »interessant« hatte er im Zusammenhang mit der deutschen Grammatik noch nie gehört…
Es geht aber nicht nur um Sprache büffeln, sondern auch um praktische Arbeit. Hier haben die zwei – immer im Doppelpaket – bereits mehrere Praktika bei verschiedenen Unternehmen der Fahrradindustrie gemacht. Die dauern in der Regel jeweils ein bis zwei Monate. Bei welchen genau, wollen sie allerdings nicht im Magazin aufgelistet sehen.
Ob sie dann tatsächlich einmal in der Fahrradbranche arbeiten werden? Luigi Seghezzi ist da sehr skeptisch. Nur eines scheint sicher: egal wo sie einmal einen Job haben werden – wenn, dann mit größter Wahrscheinlichkeit nur im Doppelpaket.
Text/Fotos: Jo Beckendorff