»Der deutsche Mittelstand wird von der Krise am stärksten getroffen, hat aber das größte Potenzial, um die gesamte Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.« Das meint Handwerksmeister und Experte für das Handwerk Thomas Graber. Entsprechend müssten seiner Meinung nach auch die Maßnahmen noch viel stärker auf die Bedürfnisse kleiner und mittelständischer Firmen ausgerichtet werden.
Thomas Graber hat mit seinem mittelständischen Handwerksbetrieb schon viele Höhen und Tiefen erlebt. »Aber eines wiederholt sich immer wieder: Die Gewinner von staatlichen Hilfen sind immer die Großen, aber nie die Kleinen und der Mittelstand.« Doch gerade dieser Mittelstand mit seiner Vielzahl von Unternehmen und seinen diversifizierten und flexiblen Strukturen sei die größte Chance für das Land.
Doch gerade die kleinen und mittleren Unternehmen brauchen nachvollziehbare Perspektiven. Kredite allein sind keine Lösung, denn die müssen – zusätzlich zu den eh schon bestehenden Verbindlichkeiten – zurückgezahlt werden. »Was wir brauchen sind realistische Konsolidierungsstrategien«, so Graber. Dazu gehören für ihn veränderte gesetzliche Rahmenbedingungen und Übergangsregelungen der Steuerpolitik. »Das ist zielführender als im Gießkannen-Prinzip viel Geld zu verteilen, das dem Einzelnen und der Wirtschaft, die sich schnell erholen sollte, nicht helfen wird.«
Eine entscheidende Rolle spielen für Graber dabei die Banken. »Vor zwölf Jahren wurden die Banken mit viel Steuergeld gerettet, jetzt werden sie zum Scharfrichter der Kleinunternehmer und des Mittelstandes«, so der Unternehmer. »Wer jetzt nur nach Kennzahlen und Bilanzen urteilt, treibt viele Unternehmen – in den meisten Fällen zu Unrecht – in die Insolvenz.« Stattdessen sollten die Unternehmerpersönlichkeit sowie Beständigkeit des Unternehmens noch stärker an Bedeutung gewinnen. »Krisenbewältigung wird nicht von Maschinen gesteuert sondern von Unternehmerpersönlichkeiten, die sich den Herausforderungen stellen und Verantwortung übernehmen genau solche Krisen zu meistern.«
An dieser Stelle ist auch die Politik gefordert, die Weichen richtig zu stellen: In der Förderpolitik genauso wie in der Rolle der Banken. Seine Idee: Experten aus der Praxis unterstützen die Banken bei der Bewertung von kleinen und mittelständischen Unternehmen. »Die Plattform dazu gibt es in Form von Verbänden und Innungen schon. Dieses Potenzial gilt es zu nutzen«, so Graber.
Wichtig für ihn ist das Wir-Gefühl: »Nur gemeinsam können alle – Politik, Banken und Unternehmen – den Weg aus der Krise finden. Dabei darf keiner nach seinem persönlichen Vorteil schielen.« Die Rolle der Politik muss eine gestaltende und moderierende sein.
Thomas Graber ist Inhaber der Graber GmbH, einem mittelständischen Fachbetrieb für Dämmtechnik, Trockenbau und Innenausbau. Darüber hinaus ist er Geschäftsführender Vorsitzender der Fördergemeinschaft Dämmtechnik und Vorstandsmitglied der Bundesfachgruppe WKSB im Zentralverband des Deutschen Handwerks. Als Speaker und Trainer gibt er sein Wissen und seine Erfahrungen in zahlreichen Seminaren weiter. Thomas Graber ist Autor des Buches »Erfolgsstrategien im Handwerk« (Holzmann Medien, 2015, ISBN 978-3-7783-0987-2)
Text: Andreas Türk