Actionsport-Kamerapionier GoPro Inc. hat im Zuge der globalen Corona-Pandemie eine radikale Umstrukturierung ausgerufen, mit der die diesjährigen Betriebskosten um 100 Millionen US$ (91,9 Millionen Euro) gesenkt werden soll. Um dieses Ziel zu erreichen, wird laut dem US-amerikanischen Unternehmen »das Personal um mehr als 20 Prozent reduziert sowie Pläne zur weiteren Senkung der nicht personalbezogenen Betriebskosten auf 250 Millionen US-Dollar (229,8 Millionen Euro) im Jahr 2021« angekündigt. Zudem wird man sich künftig mehr auf den Direktvertrieb (»Direct-to-Consumer«, kurz D2C) konzentrieren. Außerdem gibt das Unternehmen bekannt, seine Prognose für das erste Verkaufsquartal 2020 sowie für das Gesamtjahr 2020 »aufgrund der globalen Unsicherheit im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie« zurückzuziehen.
»Das globale Vertriebsnetz von GoPro wurde durch die Covid-19-Pandemie negativ beeinflusst, was uns dazu veranlasst, unser Geschäft im Laufe dieses Jahres effizienter und profitabler Richtung D2C umzuwandeln,« erklärt GoPro-Gründer und -CEO Nicholas Woodman, »wir sind traurig, dass wir nun dazu gezwungen sind, viele talentierte Mitglieder unseres Teams gehen zu lassen und wir sind ihnen auf ewig dankbar für ihre Beiträge.«
Fokus wachsendes D2C-Geschäft
Fakt sei, dass sich das D2C-Geschäft in den letzten Jahren immer bedeutender wurde. So hätten im Jahr 2019 monatlich durchschnittlich sieben Millionen Konsumenten die Webseite www.GoPro.com besucht. Somit habe man in den wichtigsten europäischen Märkten mehr als 20 Prozent und in der Heimat USA fast 20 Prozent der Einnahmen über den eigenen Webauftritt generiert. Darüber hinaus habe www.GoPro.com im ersten Jahresquartal 2020 weiter an Boden gewonnen »und im Jahresvergleich in allen Regionen einen wesentlich höheren Prozentsatz der Verkäufe eingefahren«.
Dazu noch einmal Woodman: »Wir haben eine klare Chance, die Nachfrage der Verbraucher nach unseren Produkten auf eine direktere und effizientere Weise zu bedienen, was sich positiv auf die Profitabilität unseres Geschäfts auswirken kann.«
Natürlich wird GoPro auch weiterhin »an ausgewählte führende Einzelhändler in Schlüsselregionen« verkaufen. Das Unternehmen wird sich jedoch in erster Linie auf den Direktverkauf an Endverbraucher konzentrieren.
Radikale Kostenreduzierung
Der Wechsel von GoPro zu einem stärker verbraucherorientierten Ansatz beinhaltet folgende Kostenreduzierungen:
– Reduzierung der Non-GAAP-Betriebsausgaben um 100 Millionen US$ (91,9 Millionen Euro) im Jahr 2020 und Pläne zur weiteren Reduzierung der Betriebsausgaben bis 2021 um 250 Millionen US$ (229,8 Millionen Euro)
– Personalabbau um mehr als 200 Mitarbeiter oder mehr als 20 Prozent
– Globale Büroraum-Reduzierung
– Kürzungen der Vertriebs- und Marketingausgaben im Jahr 2020 und darüber hinaus zusätzliche Kürzungen der Ausgaben im gesamten Unternehmen
Außerdem wird GoPro-Chef Nicholas Woodman eigenen Angaben zufolge »bis Ende 2020 auf den Rest seines Gehalts verzichten. Darüber hinaus hat sich der Verwaltungsrat von GoPro am 14. April 2020 freiwillig bereit erklärt, bis Ende 2020 auf den Rest seiner Barvergütung zu verzichten«. Letztendlich legt das Unternehmen Wert darauf, dass diese Kürzungen keinen Einfluss auf seine Produkt-Roadmap 2020 haben werden.
Neue Digital-Fachkraft
Um die Wachstumsinitiativen des Unternehmens im Bereich des Direktvertriebs von Hardware, Software und Abonnement-Verkäufen zu leiten, hat GoPro Aimée Lapic (Bild unten) als Chief Digital Officer (CDO) an Bord geholt. Lapic bringt jahrelange Erfahrung im Aufbau erfolgreicher digitaler Unternehmen mit – zuletzt als Chief Marketing Officer (CMO) für Pandora und davor als CMO und Geschäftsführer bei Banana Republic.com.
Umstrukturierungskosten belasten zweite Verkaufsquartal 2020
Die Umstrukturierung des GoPro-Geschäfts wird zu einer geschätzten Gesamtbelastung von 31 bis 49 Millionen US$ führen. Die Barausgaben werden im zweiten Quartal 2020 infolge einer Reduzierung des Personalbestands bei etwa 5 Millionen US$ (4,6 Millionen Euro) der geschätzten Gesamtbelastung liegen. Die verbleibenden Ausgaben belaufen sich auf circa 26 bis 44 Millionen US$ (23,9 bis 40,5 Millionen Euro), die sich in erster Linie auf die geplante Reduzierung der Bürofläche beziehen: »Das Unternehmen geht davon aus, dass ein beträchtlicher Teil dieser Umstrukturierungskosten in den Ergebnissen des zweiten Quartals einfließen werden.« Die Geschäftszahlen für das erste Jahresquartal 2020 werden indes im Mai vorgelegt.
Text: Jo Beckendorff, Fotos: GoPro