Am 7. Mai legte der aus dem Sektor Arbeits-, Schlechtwetter- und Seglerbekleidung kommende Outerwear-Anbieter Helly Hansen Group aus Norwegen seinen Geschäftsbericht 2017 vor. Das dort aufgeführte zweistellige Umsatzwachstum bestätigte, dass die nach einer Schwächephase vor drei Jahren eingeschlagene Strategie weg vom allgemeinen Outdoor- und Multisport-Anbieter und hin zur Konzentration auf wenige hochwertige Produktbereiche – in diesem Fall technische Ski-, Segler- und Arbeits-Bekleidung – aufgegangen ist. Der vergleichsweise schnelle Turnaround scheint auch andere Anbieter beeindruckt zu haben: Letzten Donnerstag (10. Mai) gab der auch Fahrradprodukte verkaufende kanadische Einzelhandels-Mischkonzern Canadian Tire Corporation (CTC) bekannt, ein Mehrheitspaket an dem 1877 gegründeten norwegischen Traditionsunternehmen für 985 Millionen CAN$ (644,98 Millionen Euro) von Ontario Teacher’s Pension Plan erworben sowie Schulden in Höhe von 50 Millionen CAN$ (32,74 Millionen Euro) übernommen zu haben. Ontario Teacher’s Pension Plan hatte die Mehrheit an Helly Hansen im Jahr 2012 über seine Private-Equity-Investment-Abteilung Teacher Private Capital (TPC) eingetütet. Über den gezahlten Verkaufspreis wurden damals keine Angaben gemacht.
Das in Toronto ansässige börsennotierte Multi-Unternehmen CTC verkauft in seiner Heimat quasi alles über sein fast 500 Läden umfassendes Filialnetz. Auch dabei: Fahrradprodukte – zum Beispiel die von Rocky Mountain Bicycles-Mutter Procycle Group mit Sitz in Quebec ebenfalls gelenkte Komplettrad-Einstiegsmarke CCM. CCM-Bikes werden über sogenannte »Big-Box«-Filialengrößen wie Canadian Tire verkauft.
Bisher hat CTC auch schon einige Helly-Hansen-Produkte verkauft. Mit der Übernahme will der kanadische Einzelhandels-Mischkonzern nun aber auf dem zweitgrößten Absatzmarkt der norwegischen Marke auch das eigene bestehende Sports & Recreation-Geschäft weiter stärken. Dieses besteht seit Übernahme der Forzani Group Ltd. im Jahr 2011 vor allem aus dem führenden kanadischen Sportfilialisten Sport Chek sowie drei weiteren nationalen Sportfilialisten. Dazu gesellen sich unter dem CTC-Dach weitere Filialisten wie zum Beispiel Freizeit-/Arbeitsbekleidungs- und -schuh-Anbieter Mark’s.
Dazu passt übrigens auch bestens der britische Sport-, Freizeit- und Jagdbekleidungs- sowie –schuh-Hersteller Musto Ltd., den Helly Hansen Ende 2017 für 258 Millionen NOK (26,98 Millionen Euro) geschluckt hatte. So laufen alle Fäden irgendwie zusammen. Anders ausgedrückt: Der Konzentrationsprozess hält an – und Synergien gehören genutzt.
Was die Übernahme des Mehrheitspakets an Helly Hansen für CTC besonders attraktiv macht, ist die Internationalität der Marke. Während das bisherige CTC-Geschäft vor allem auf die Heimat Kanada und ein bisschen USA beschränkt ist, verkaufen die Norweger ihre Produkte in mehr als 40 Ländern.
Dazu CTC-Präsident und CEO Stephen Wetmore: »Helly Hansen passt hervorragend. Das Unternehmen hat auf internationaler Ebene ein substantielles Geschäft aufgebaut und ist erfolgreich und profitabel in viele Märkte eingetreten. Auch dies wird uns in den kommenden Jahren als Grundlage für bestehende oder neue Marken dienen.«
Der aktuelle Helly Hansen-CEO Paul Stoneham – ein gebürtiger Kanadier – bleibt an Bord. Zusammen mit seinem Team wird er weiterhin aus Oslo heraus arbeiten.
Text: Jo Beckendorff, Foto: CTC