Nach einem enttäuschenden ersten Quartalsbericht 2018 legte der kanadische Mischkonzern Dorel Industries nun die Ergebnisse des zweiten Verkaufsquartals und somit auch des ersten Verkaufs-Halbjahres 2018 vor. Welche Rolle dabei immer noch der letztjährige Konkurs vom Großkunden Toys „R“Us in den USA spielt und welche Rolle das unter dem Dach von Dorel Sports rollende Fahrradgeschäft spielte, erfahren Sie hier.
Der Dorel-Gruppenumsatz des ersten Halbjahres – also die Geschäftssparte Dorel Sports plus den zwei weiteren von den Kanadiern gelenkten Geschäftsfelder Dorel Home und Dorel Juvenile – kletterte im Vergleich zu den ersten sechs Monaten um leichte 0,6 Prozent auf 1,27 Milliarden US$ (1,10 Milliarden Euro). Anmerkung des RadMarkts: Die Werte des an der US-Börse Nasdaq gelisteten kanadischen Unternehmens sind in US$. Der Nettoverlust lag bei 10,04 Millionen US$ (8,68 Millionen Euro). Zum Vergleich: im ersten Halbjahr 2017 hatte Dorel Group noch einen Nettogewinn in Höhe von 20,28 Millionen US$ (17,53 Millionen Euro) erzielt.
Grund für diese Entwicklung: Das Aus von Spielzeug-Filialist Toys „R“ Us in den USA, der sowohl Dorel Juvenile als auch Dorel Sports (und hier genau genommen Pacific Cycle Group) belieferte. Dorel Sports lenkt sowohl die den Fahrrad-Fachhandel anfahrende Cycling Sports Group (CSG – Marken Cannondale, Caloi, Charge, GT, Fabric etc.) als auch die den Massenmarkt anfahrende Pacific Cycle Group (Marken Instep, Ironhorse, Kid Trax etc.).
»Nach Abzug der Auswirkungen des Wertminderungsaufwands für Forderungen aus Lieferungen und Leistungen von Toys „R“ Us im ersten Quartal nach Steuern von 9,4 Millionen US$ (8,12 Millionen Euro) sank der bereinigte Nettogewinn im ersten Halbjahr auf 27,6 Millionen (23,86 Millionen Euro)«, heißt es im vorliegenden Dorel-Geschäftsbericht. Zum Vergleich: Der bereinigte Nettogewinn hatte in den ersten sechs Monaten des Vorjahres noch bei 35,15 Millionen Euro (30.38 Millionen Euro) gelegen.
CSG-Premiummarken rollen mehr als stabil
Auch wenn Dorel Sports alias Pacific Cycle Group direkt vom Toys „R“Us-Ende in den USA betroffen ist – die Zahlen von Dorel Sports fielen vor allen dank CSG etwas besser aus als jene der gesamten Gruppe. Der Dorel Sports-Umsatz 01-06/2018 wuchs um 1,9 Prozent auf 431,20 Millionen US$ (372,70 Millionen Euro). Hier führten allerdings Währungsschwankungen zu einem letztendlich gleichbleibenden Ergebnis wie im Vorjahr. Der operative Verlust lag bei 4,07 Millionen US$ (3,52 Millionen Euro – gegenüber einem Gewinn von 15,04 Millionen US$ (13,0 Millionen Euro) in den ersten sechs Monaten des Vorjahres.
O-Ton im Dorel-Geschäftsbericht: »Unter Ausklammerung der im ersten Quartal 2018 erfassten Wertberichtigungen auf Forderungen aus Lieferungen und Leistungen von Toys „R“ Us in Höhe von 6,6 Millionen US$ (5,70 Millionen Euro) belief sich das bereinigte Betriebsergebnis für die ersten sechs Monate auf 13,8 Millionen US$ (11,93 Millionen Euro).«
Toys“R“Us-Konkurs allmählich überwunden
Laut Dorel Group-Präsident und –CEO Martin Schwartz erholte sich Dorel Sports »nach einem schwierigen Start ins neue Jahr kräftig und erzielte solide bereinigte Ergebnisse«. Man habe die Auswirkungen des Toys „R“ Us-Konkurses überwunden. Die neuen Fahrradprodukte seien gut vom Markt aufgenommen worden: »Der Verkauf war in den letzten Monaten gut. Weitere neue Produkte werden in der zweiten Jahreshälfte auf den Markt kommen. Das stimmt uns mit Blick auf das Gesamtjahr optimistisch.«
Insgesamt habe sich der Fahrrad-Sektor nach einem schwierigen Jahresbeginn »mit einem im zweiten Quartal verbesserten operativen Ergebnis gegenüber dem ersten Quartal« bestens erholt. So stieg zum Beispiel der Umsatz von CSG im zweiten Jahresquartal um mehr als 10 Prozent. CSG hat laut Dorel »in allen wichtigen Regionen ein Wachstum verzeichnet«. Der in Brasilien ansässige Bikeanbieter Caloi würde dank neuer Produktinnovationen und durch eine allmähliche Verbesserung der heimischen Wirtschaft endlich wieder Land sehen.
Die den (branchenfremden) Massenmarkt anfahrende Pacific Cycle Group verzeichnete hingegen »mit den negativen Auswirkungen der Auflösung von Toys „R“ Us in den USA im Rücken« einen insgesamt leichten Umsatzrückgang. Der Umsatz mit anderen wichtigen (Groß-)Kunden habe hingegen zugenommen.
Sugoi- und Sombrio-Verkauf
Außerdem verkaufte Dorel Sports im zweiten Verkaufsquartal sein unter CSG laufendes Bikewear-Geschäft (Marken Sugoi und Sombrio) an Landsmann Louis Garneau Sports. »Die Transaktion führte zu Restrukturierungskosten in Höhe von 11,2 Millionen US$ (9,68 Millionen Euro), von denen 9,2 Millionen US$ (7,95 Millionen Euro) aufgrund einer Abschreibung der Marke Sugoi und Lagerabschreibungen nicht zahlungswirksam waren«, heißt es im Dorel-Geschäftsbericht. Und: künftig würde sich Dorel Sports voll und ganz auf die strategischen Kerngeschäfte Fahrräder, E-Bikes, Fahrrad-Teile und –Zubehör konzentrieren.
Der operative Verlust im zweiten Quartal betrug aufgrund der diesbezüglichen Restrukturierungskosten 3,3 Millionen US$ (2,85 Millionen Euro) – verglichen mit einem operativen Gewinn von 4,9 Millionen US$ (4.24 Millionen Euro) im Vorjahr. Ohne Berücksichtigung von Restrukturierungskosten und sonstigen Kosten stieg das bereinigte Betriebsergebnis auf insgesamt 8 Millionen US$ (6,92 Millionen Euro). Zum Vergleich: in den ersten sechs Monaten 2017 waren es 15,1 Millionen US$ (13,05 Millionen Euro).
Ausblick
Mit Blick auf das Gesamtjahr meint Martin Schwartz: »Wie bereits nach dem ersten Quartal berichtet rechnet Dorel für die zweite Jahreshälfte mit einem insgesamt höheren Umsatz und ein verbessertes operatives Ergebnis gegenüber dem Vorjahr…Dorel Sports bleibt auf Kurs. Das Ergebnis wird sich gegenüber dem Vorjahr deutlich verbessern. Das zweite Quartal war etwas besser als die Erwartungen und unsere Aussichten bleiben positiv. Neue Produkte werden voraussichtlich sowohl im dritten als auch im vierten Quartal zu einem verbesserten Umsatz und einem angepassten operativen Gewinn führen.«
Text: Jo Beckendorff, Foto: Dorel