Letzte Woche Freitag (8. Mai) hat der an der US-Börse Nasdaq gelistete kanadische Mischkonzern Dorel Industries Inc. das Ergebnis seines ersten Verkaufsquartals des laufenden Geschäftsjahres 2020 bekannt gegeben. Laut Anbieter hat der Corona-Virus den soliden Start ins Jahr 2020 vermasselt.
Während der Gesamtumsatz des ersten Verkaufsquartals mit 580,76 Millionen US$ (535,47 Millionen Euro) eigentlich noch gut zu verdauende 7,2 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum lag, rutschte der Nettoverlust auf 57,82 Millionen US$ (53.31 Millionen Euro). Zum Vergleich: in den ersten drei Monaten des Vorjahres lag der Nettoverlust bei 8,27 Millionen US$ (7,63 Millionen Euro).
Dazu Dorel-Präsident und -CEO Martin Schwartz: »Mitte März brachte die Corona-Virus-Pandemie die Weltwirtschaft buchstäblich zum Stillstand. Ausgangssperren erzwangen eine beispiellose Situation. Unsere Priorität ist es, die Gesundheit und das Wohlbefinden unserer Mitarbeiter weltweit sicherzustellen. In unseren Einrichtungen wurden zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen eingeführt, und wo immer möglich, begannen die Mitarbeiter von zu Hause aus zu arbeiten. Wie bei den meisten Unternehmen wurden zwar die Einnahmen von Dorel beeinträchtigt, doch viele unserer Produkte sind bei den Verbrauchern nach wie vor beliebt, die sie in noch geöffneten Geschäften oder zunehmend auch online kaufen konnten. Wir glauben, dass wir uns kurzfristig in einer guten Position befinden und mit der Erholung der Wirtschaft vorankommen werden.«
Corona-Sorgenkind Dorel Juvenile
Während sich die Dorel-Geschäftssparten Dorel Sports und Dorel Home (01-03/2020-Umsatz: 197,41 Millionen US$ = 182,04 Millionen Euro, minus 6,3 Prozent) seit dem Corona-Ausbruch gut behaupten, sieht es bei dem dritten von den Kanadiern geführten Geschäftsfeld Dorel Juvenile (01-03/2020-Umsatz: 195,16 Millionen US$ = 179,96 Millionen Euro, minus 15,2 Prozent) ganz anders aus. Hier sei das Geschäft vor allem durch die Schließung von Einzelhandels-Geschäften erheblich ausgebremst worden.
Dorel Sports: Optimismus ist angesagt
Die Geschäftsparte Dorel Sports – Mutter des den branchenfremden Massenanbietern beliefernden Fahrrad-Dachs Pacific Cycle Group (PCG) sowie der den ausschließlich den Fahrrad-Fachhandel anfahrenden Cycling Sports Group (CSG – Marken Cannondale, Fabric, Guru, GT etc. – Markenüberblick siehe unten) – schaut optimistisch auf das Jahr. Schließlich sei das erste Verkaufsquartal 2020 von Dorel Sports »das vierte Quartal in Folge mit einem Umsatzwachstum«. So lag der hiesige Gesamtumsatz der Sport-Sparte mit 188,19 Millionen US$ (173,57 Millionen Euro) im Vergleich zu den ersten drei Monaten des Vorjahres (und trotz Corona) mit 2,0 Prozent im Plus.
Caloi schwächelt
Sowohl PCG als auch CSG hätten mit Umsatzverbesserungen punkten können. Diese wurden allerdings durch die Schwäche des brasilianischen Fahrradproduzenten Caloi wett gemacht: »PCG verzeichnete einen starken Einzelhandels-Verkauf, wobei sich das Wachstum vor allem in den letzten beiden Märzwochen beschleunigte, als die Verbraucher-Nachfrage nach Fahrrädern inmitten der Corona-Ausgangssperren und vor den Osterferien stark anstieg. Der Rückgang bei Caloi wurde der geringeren Nachfrage aufgrund von Preiserhöhungen zugeschrieben, die darauf abzielten, die Abwertung des brasilianischen Reals und den durch Corona bedingten Schließungen vieler Einzelhändler geben Ende des Quartals auszugleichen.«
Nicht nur Corona verdirbt operatives Ergebnis
Aber auch hier musste Dorel Group letztendlich einen operativen Dorel Sports-Verlust in Höhe von 0,61 Millionen US$ gegenüber einem operativen Gewinn von 4,5 Millionen US$ im vergleichbaren Vorjahres-Zeitraum schlucken.
O-Ton Dorel: »Das Corona-Virus verringerte den Betriebsgewinn im ersten Quartal durch eine Kombination aus geringeren Verkäufen in der zweiten Märzhälfte. Diese wurden durch Ausgangssperren, ungünstige Wechselkurse in Verbindung mit der Stärke des US$ sowie einem erhöhten Wertminderungs-Aufwand bei Forderungen aus Lieferungen und Leistungen angesichts der wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie ausgebremst.«
Shut-Down: Verringertes Angebot, hohe Nachfrage
Viele Fahrradfabriken in Asien waren gezwungen, für vier bis sechs Wochen zu schließen – wodurch sich das Angebot verringerte. Da viele Einzelhändler aufgrund von Corona schließen mussten, gab es trotz Nachfrage einige Einschränkungen bei der Realisierung von Verkäufen. Ein kleiner Prozentsatz der PCG-Kunden hatte geschlossen. Bei CSG waren die Auswirkungen je nach Region unterschiedlich. Einige der größeren Sportartikel-Geschäfte wurden geschlossen, obwohl der E-Commerce-Verkauf den Mangel an stationären Verkäufen ausgleicht. Bis Ende April hatten viele Händler, die in Nordeuropa schließen mussten, wieder geöffnet – während die meisten Händler in den südlichen Ländern weiter geschlossen blieben.
Aufschwung nach (Wieder-)Eröffnung
Was äußerst erfreulich sei: die (Wieder-)Eröffnung der Einzelhandels-Geschäfte habe in vielen Ländern zu einem regelrechten Verkaufsaufschwung geführt. Somit rechnen die Kanadier trotz einiger weiterer (Corona-bedingten) Einschränkungen, »dass die Verkäufe im zweiten Quartal stark bleiben werden, wenn Verbraucher Zugang zu Fahrrädern haben – einschließlich der Verkäufe (branchenfremder) Massen- und E-Commerce-Anbieter. Das seien zwei Verkaufskanäle, die während des Shut-Down einen außergewöhnlichen Verkaufsanstieg verzeichnet hätten.
Ansonsten gelte: »Bis April haben die POS-Verkäufe von PCG-Kunden gegenüber dem Vorjahr deutlich zugenommen. Es wird erwartet, dass das nordamerikanische CSG-Geschäft ein Umsatzwachstum und in Europa aufgrund der anhaltenden Sperren in ganz Südeuropa ein Umsatzrückgang sein wird. Da viele Caloi-Schlüsselkunden im Laufe des Quartals voraussichtlich geschlossen bleiben werden, wird bei den Brasilianern ein weiterer Umsatzrückgang erwartet.«
Dorel Sports- und Dorel Group-Ausblick
Auch wenn die kurzfristige Versorgung aufgrund der hohen Nachfrage ein Problem sein wird und sich etwaige Ladenschließungen auf den Vertrieb auswirken werden, geht Dorel Sports für das zweite Quartal von einer Rückkehr zur Rentabilität aus.
Mit Blick auf das gesamt Dorel-Gruppengeschäft erklärt Schwartz: »In Anbetracht der weltweiten Situation mit der aktuellen Covid-19-Pandemie bleiben wir für das zweite Quartal optimistisch.«
Genauere (Jahres-)Prognosen werden allerdings in diesen unseren Zeiten nicht abgegeben.
Text: Jo Beckendorff, Fotos: Dorel Sports