In Europa ist die Motor-Unterstützung eines Pedelecs auf 25 km/h reglementiert. Leider würden zahlreiche Nutzer ihr Fahrzeug auf Geschwindigkeiten von 50 km/h und mehr manipulieren (und damit die Obergrenze eines auf 45 km/h begrenzten kennzeichnungspflichtigen S-Pedelecs überschreiten).
O-Ton Brust: »Solche Eingriffe – oft mithilfe von Tuning-Chips oder Software-Manipulationen – sind nicht nur illegal, sondern bergen erhebliche Gefahren. Derartige Modifikationen führen häufig dazu, dass wichtige Komponenten wie Bremsen, Gabeln und Rahmen übermäßig beansprucht werden und ausfallen können.« Somit könnten diese Manipulationen leben und Markt gefährden.
Nicht zu vergessen: Ein getuntes Pedelec verliert automatisch seine Garantie. Da die Modifikationen die Sicherheitsvorgaben außer Kraft setzen, verweigern Hersteller und Händler in solchen Fällen jegliche Ansprüche. Zudem erlischt der Versicherungsschutz. Heißt: »Im Falle eines Unfalls haftet der Fahrer persönlich für entstandene Schäden, selbst wenn er nicht die Hauptursache des Vorfalls war.«
China-Anbieter mit Manipulation ab Werk möglich?
Laut Ernst Brust steht derzeit vor allem der chinesische Pedelec-Anbieter Fiido (https://de.fiido.com) in der Experten-Kritik. Modelle wie »Fiido T1 Pro« und »Fiido D11« seien so konzipiert, dass sie leicht für Tuning-Maßnahmen modifiziert werden können. Dieser Vorwurf setzt die gesamte Branche unter Druck. »Wenn Pedelecs bereits ab Werk manipulationsanfällig sind, wird nicht nur die Sicherheit der Nutzer gefährdet, sondern auch das Vertrauen in die Hersteller insgesamt geschwächt«, betont Brust.
Sicherheitsrisiken für alle Verkehrsteilnehmer
Tatsache ist, dass die Manipulation der Motorsteuerung nicht nur die Geschwindigkeit erhöht, sondern auch die gesamte Verkehrssicherheit aufs Spiel setzt. So stoßen bei höheren Belastungen zum Beispiel Bremsen und Federungen schnell an ihre Grenzen: »Dies kann zu schweren Unfällen führen, die nicht nur den Fahrer, sondern auch Fußgänger und andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr bringen.«
Hersteller-Aufruf
Daher fordert Ernst Brust die Hersteller auf, ihre Verantwortung wahrzunehmen und Manipulationen aktiv zu verhindern: »Die Branche muss ihre Produkte manipulationssicher machen. Technische Maßnahmen wie verschlüsselte Software oder robusteres Material sind dringend erforderlich.« Gleichzeitig appelliert der Brsanchenveteran an die Politik, striktere Kontrollen und Sanktionen einzuführen. Nur so ließe sich die Verbreitung illegaler Modifikationen eindämmen.
Brust-Fazit
»Das Tuning von Pedelecs mag auf den ersten Blick attraktiv erscheinen, doch die Konsequenzen sind gravierend: Von Sicherheitsrisiken über rechtliche Probleme bis hin zu finanziellen Einbußen. Hersteller, Nutzer und Behörden müssen gemeinsam daran arbeiten, die Manipulationsproblematik zu lösen, um die Sicherheit und das Vertrauen in die Pedelec-Branche langfristig zu gewährleisten.«
Text: Jo Beckendorff/Ernst Brust