Die ehrenamtliche Arbeit des Vereins „Fahrräder bewegen Bielefeld“ (FBB) trägt immer mehr Früchte – und sie wird verstärkt wahrgenommen. Jetzt gab es dafür einen wichtigen Preis. Und binnen weniger Wochen hatte der Verein zum zweiten Mal Besuch auf der Staatssekretärs-Ebene.
Zunächst hatte Staatsekretär Andreas Bothe den Verein in seiner Werkstatt besucht, jetzt folgte seine Kollegin Serap Güler ebenfalls aus dem Integrationsministerium Nordrhein-Westfalen. Anlass für ihren Besuch war die Übergabe des Deichmann-Förderpreises für Integration an FBB. Güler war schon beeindruckt, als der Vereinsvorsitzende Stefan Mielke die vielfältigen Aktivitäten schilderte – und da hatte sie die Laudatio von Silke Janssen vom Deichmann-Förderpreis noch nicht gehört, die begründete, warum FBB Landessieger Nordrhein-Westfalen geworden war. Ein Scheck über 1.000 Euro ist damit verbunden, und im Topf für die drei Spitzenplätze auf Bundesebene ist man damit auch noch.
Damit geht das zeitintensive Engagement zunehmend auf, das Mielke – im Hauptberuf Vertriebsmann für Jobrad – mit vielen anderen Aktiven seit Vereinsgründung aufbringt. Die umfassenden Aktivitäten des Vereins hatten wir anlässlich des Besuchs von Staatssekretär Bothe bereits ausführlich geschildert – hier nur die Kurzversion: Geflüchtete und andere Bedürftige erhalten Fahrräder, was ihre individuelle Mobilität und soziale Teilhabe sicherstellt. Sie bezahlen nicht mit Geld dafür, sondern mit ihrer Arbeitskraft, indem sie sich an der Aufarbeitung von Gebrauchträdern beteiligen, die der Verein einwirbt. So wurden bisher gut 1.000 Fahrräder an Bedürftige übergeben.
Dass jedes Fahrrad verkehrssicher herausgeht, dafür sorgen drei Zweiradmechaniker als Teamleiter, darunter Kasimir Kohlhage, der aus dem Innungswettbewerb als bester Schrauber Nordrhein-Westfalens hervorging. Kohlhage hatte bei Raddesign in Bielefeld seine Ausbildung gemacht und arbeitet heute beim renommierten BICO-Händler Blöte in Hiddenhausen.
Erster Arbeitsmarkt bleibt das Ziel
Integration durch Arbeit gehört zum Leitbild des Vereins. Geflüchtete sollen im ersten Arbeitsmarkt Fuß fassen. Als „Flüchtlinge in Maßnahme“ können sie in den Grundzügen der Fahrradtechnik unterwiesen werden, um danach eine Ausbildung zum Zweiradmechatroniker anstreben zu können. „Fahrräder bewegen Bielefeld“ hat sogar ein Konzept mit einem gut getakteten Wechsel zwischen Theorie und Praxis entwickelt und will Migranten Deutsch in kleineren Häppchen beibringen, weil sie bei einem mehrstündigen Unterricht zu rasche ermüden.
Kinder mit Fahrrädern zu versorgen und ältere Menschen mit eingeschränkter Mobilität auf einer E-Rikscha durch Stadt und Land zu chauffieren, sind weitere Projekte des Vereins, in dem übrigens viele Geflüchtete aktiv mitarbeiten – auch im Vorstand. Zudem beraten die Vereinsmitglieder bei Anerkennungsverfahren und setzen sich bei der Politik für Menschen ein, denen eine unberechtigte Abschiebung droht.
Bielefelder Organisationen und Wirtschaft nehmen FBB verstärkt wahr
Wie gut der Verein Fahrräder bewegen Bielefeld mittlerweile regional vernetzt ist, sah man an der Prominenz, die an der Vergabe des Deichmann-Preis für Integration teilnahm. Hebie-Geschäftsführer Dirk Niermann war ebenso von der Partie wie Susanne Eickelmann, früher beim Verband des Deutschen Zweiradhandels, heute Büroleiterin der Bielefelder Bürgerstiftung, die das FBB-Projekt begleitet und unterstützt hat. Ebenfalls dabei war Klaus Siegeroth, Geschäftsführer der REGE, einer hundertprozentigen Tochter der Stadt Bielefeld, die den Arbeitsmarkt betreut und fördert. Für den Verein Tabula, der sich um die Bildung Benachteiligter kümmert und mit dem FBB kooperiert, war Sophie Zinser da, für den Bielefelder VCD Bernd Höffner – und viele mehr.
Von „Fahrräder bewegen Bielefeld“ werden wir noch viel hören.
Text/Fotos: Michael Bollschweiler