Laut dem US-amerikanischen Marktforschungsinstitut NPD Group (vormals »National Purchase Diary«) haben die heimischen Fahrradprodukt-Verkäufe im April nach dem corona-bedingten Lockdown und im Vergleich zum April des Vorjahres ein imposantes Wachstum von 75 Prozent hingelegt. Mit diesem Verkaufsplus im Rücken ist der April 2020 auch der erste seit Datenauswertung der NPD Group, in dem die magische 1 Milliarde US$-Marke (889,08 Millionen Euro) erreicht wurde. Normalerweise würden die April-Verkäufe zwischen 550 und 575 Millionen US$ (488,94 und 511,22 Millionen Euro) liegen.
Laut NPD Group waren vor allem Alltagsräder zu bezahlbaren Verkaufspreisen ein Verkaufshit. Alleine der Verkauf einfacher Alltagsräder für die individuelle Mobilität zum Einkauf um die Ecke und zu Verkaufspreisen unter 200 US$ (in der unten abgebildeten Tabelle unter »Lifestyle/Leisure«) wuchs im Vergleich zum April 2019 um 203 Prozent. Verkäufe von MTB-Hardtails (siehe »Front Suspension Mountainbikes«) wuchsen um mehr als 150, Kinderrad-Verkäufe (siehe »Children‘s«) um 107 Prozent. Accessoires-Verkäufe wuchsen zusätzlich ordentlich: Helmverkäufe (siehe »Helmets«) legten um 49, Flaschenhalter-Verkäufe um 60 und Fahrradkorb-Verkäufe sogar um 85 Prozent zu.
Dazu der bei NPD Group die Sport- und Fahrradindustrie unter die Lupe nehmende Matt Powell: »Viel zu lange hat sich die Fahrradindustrie auf Spitzensportler konzentriert. Die jetzigen Ergebnisse zeigen, dass ein breiterer auf Familien und Anfänger ausgerichteter Fokus Vorteile bringen kann. Das ist ein Silberstreif am Horizont und eine der wichtigen Lektionen, die der Sport- und Fahrrad-Fachhandel aus der Pandemie ziehen muss.«
Ein weiterer Trend, der sich im März abzeichnete und sich im April verstärkte, war der Kauf von Indoor-Cycling-Produkten (siehe »Stationary«). Hier schossen die Verkäufe laut NPD Group um 270 Prozent nach oben. Dies ist der zweithöchste Verkaufszuwachs, den das Marktforschungsinstitut aus Port Washington/New York derzeit verzeichnet. Alleine Rollentrainer erzielten ein sagenhaftes Verkaufsplus von 415 Prozent. An vielen Orten führte das – wie übrigens in Europa auch – auf breiter Ebene zu einem »sold out«.
»Die Begeisterung, die die Verbraucher insbesondere beim Alltags-Radfahren zeigen, ist für die heimische Fahrrad-Community ein absolut erstaunlicher Moment. Dies ist auch eine einzigartige große Chance für Einzelhändler, Hersteller und gemeinnützige Organisationen, neue Kunden für das Radfahren zu gewinnen«, betont NPD Group Sport- und Fahrradbranchen-Analyst Dirk Sorenson, »das kontinuierliche Wachstum wird es erforderlich machen, dass die Fahrradbranche nicht nur ihre aktuellen Produkte auf Lager hat und verkauft, sondern sich auch auf die Grundbedürfnisse neuer Fahrrad-Kunden konzentriert – zum Beispiel die Reparatur eine Plattfußes annimmt oder Hilfestellung bei der Suche nach familienfreundlichen Wegen zum Radfahren bietet. Die Auseinandersetzung mit diesen Grundlagen hat eine unermessliche Investitionsrendite. Die Branche sollte sich auf den Service für diese neue Kundschaft einstellen und sich darauf konzentrieren.«
Text: Jo Beckendorff/NPD Group, Chart: NPD-Group/U.S. Retail Tracking Service April 2020/April 2019