Beim ins Schlingern geratenen Actionsport-Kamerapionier GoPro Inc. geht es langsam wieder bergauf. Auch wenn der Gesamtumsatz des ersten Verkaufsquartals 2018 mit 202,35 Millionen US$ 7,4 Prozent unter dem der ersten drei Monate des Vorjahres lag und mit 76, 35 Millionen US$ ein weiterer Verlust eingefahren wurde: Die U.S.-Amerikaner sehen wieder einen Streif am Horizont. Schließlich war der Verlust des ersten Geschäftsquartals 2017 mit 111,15 Millionen US$ noch weitaus höher ausgefallen. Heißt auch, dass weiterhin laufende kostenreduzierende Restrukturierungsmaßnahmen allmählich greifen. Die Prognosen der Analysten wurden jedenfalls übertroffen.
Zu den ersten Zahlen des Jahres 2018 meint GoPro-Gründer und -CEO Nicholas Woodman: »Unser erstes Quartal wurde durch den starken Verkauf von ‚Hero5 Black’ und ‚Hero6 Black’ sowie durch die Einführung unserer neuen 199 US$-Einsteiger-‚Hero’ getragen. Die Nachfrage der erst am 28. März eingeführten ‚Hero’ ist vielversprechend. Wir erwarten, dass der Verkauf – wenn das Produkt im zweiten Quartal auch erstmals über große Einzelhandels-Partner wie Target und Walmart läuft – weiter klettert. Unsere Performance im ersten Quartal macht deutlich, dass wir mit unserer Einsteiger-GoPro und ihrem Preis richtig liegen. Im März haben wir damit begonnen, Marketingprogramme zu intensivieren, die uns im Zusammenhang mit unserer Gesamtkosten-Kontrolle, einem soliden Vertriebskanal-Management und der Einführung neuer Produkte im zweiten Halbjahr die Gewissheit für ein erfolgreiches GoPro-Jahr 2018 geben.«
Natürlich hat der Einstieg in günstigere Verkaufsregionen auch seinen Preis: So konnten zum Beispiel trotz des oben genannten Gesamtumsatz-Verlusts in Höhe von 7,4 Prozent im ersten Verkaufskaufsquartal mengenmäßig 3 Prozent mehr Kameras verkauft werden. Damit es nicht nur beim Mengen, sondern irgendwann auch wieder beim Wertverkauf aufwärts geht, wird weiter kräftig auf die Kostenbremse gedrückt.
In der Heimat USA hielt GoPro laut Marktforschungsinstitut NPD Group im ersten Verkaufsquartal »einen mengenmäßigen Anteil von 86 Prozent und einen wertmäßigen von 95 Prozent« aller nationalen Action-Kameraverkäufe in seinen Händen. Damit ist das Unternehmen im 17. Quartal in Folge Marktführer.
In Europa hielten GoPro-Action-Kameras laut GfK einen mengenmäßigen Anteil von 44 Prozent und einen wertmäßigen von 72 Prozent vom Gesamtmarkt in ihren Händen.
In APAC (Anmerkung des RadMarkts: Asien-Pazifik inklusive Australien und Ozeanien) wuchs der Action-Kamera-Marktanteil von der Menge her von vorherigen 45 auf nunmehr 52 Prozent und vom Wert her von vorherigen 63 auf 65 Prozent (Quelle: GfK). In Korea und Japan wuchs der mengenmäßige Absatz gegenüber dem Vorjahr um 46 bzw. 22 Prozent (Quelle: GfK).
Der GoPro-Umstrukturierung sind allerdings auch das junge Drohnengeschäft (Modell »Karma«) sowie die Range würfelförmiger »Session«-Action-Kameramodelle zum Opfer gefallen. Des Weiteren wurde im Lauf der letzten Monate die weltweite Mitarbeiterzahl von 1.254 (Stand: 30. September 2017) auf weniger als 1.000 reduziert.
Der allmählich einsetzende Erholungskurs geht auch mit der Entscheidung einher, sich wieder voll und ganz auf die erste Action-Kamera-Modell der Welt »Hero«, die über die Jahre zu einer Range ausgebaut wurde, zu konzentrieren. Über den Einstieg in günstigere Preisregionen werden Marktanteile zurück erobert – was allerdings auch dazu führt, dass zwar mehr Stückzahlen verkauft werden, der Gewinn aber nicht mehr so hoch wie in den goldenen Jahren, in denen Actionsport-Kamera-Pionier GoPro konkurrenzlos schalten und walten konnte, ausfallen wird.
Zunächst geht es aber darum, mit der »Hero«-Range weiter zu punkten sowie auf weitere »Hero«-Innovationen zu setzen. Nur so wird GoPro auch wieder irgendwann schwarze Zahlen schreiben. Ein Ausblick auf das Gesamtjahr 2018 ist in dem vorliegenden Quartalsbericht des börsennotierten Anbieters allerdings nicht zu finden. Da will man zum gegenwärtigen Zeitpunkt wohl erst einmal abwarten.
Text: Jo Beckendorff, Fotos: GoPro