Die in die Insolvenz geschlitterte Mitteldeutsche Fahrradwerke AG (Mifa) kommt nicht zur Ruhe. Noch in dieser Woche wird das Amtsgericht Halle über die Eröffnung des Insolvenzverfahrens entscheiden. Wer dachte, dass es bis dahin ruhig ablaufen würde, hat sich geirrt: Der Machtkampf zwischen dem eingesetzten vorläufigen Insolvenzverwalter Dr. Lucas F. Flöther und dem Mifa-Aufsichtsrat geht in die nächste Runde. Letzten Freitag (28. November) hat Mifa-Vorstand Thomas Mayer (Bild) das Unternehmen verlassen…
Mayer – mit Wirkung zum 1. Oktober für die Dauer von drei Jahren zum ordentlichen Mitglied des Vorstandes der Mifa bestellt und zum Vorsitzenden des Vorstandes berufen – hat am 28. November sein Amt mit sofortiger Wirkung und „aus wichtigem Grund“ niedergelegt.
Laut dünner Mifa-Pressemitteilung hat der Aufsichtsrat „diese Amtsniederlegung mit großem Bedauern angenommen, nachdem aus Sicht des Aufsichtsrates der vorläufige Insolvenzverwalter durch sein Verhalten und seine Maßnahmen einen weiteren Verbleib für Herrn Mayer unzumutbar gemacht hat“. Und sofort reagiert: Mit sofortiger Wirkung wurde Olaf Grothey zum neuen Alleinvorstand der Gesellschaft bestellt. Grothey verfügt laut Pressemeldung „über langjährige Organ- und Führungserfahrung, unter anderem als ehemaliger Arbeitsdirektor und ehemaliges Vorstandsmitglied der Sartorius AG in Göttingen“.
Der Start des jetzt ausgeschiedenen Thomas Mayer bei der Mifa stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Anfangs als Zweitvorstand vorgesehen musste er schon nach dem Ausscheiden von Mifa-Vorstand und „Trouble-Shooter“ Dr. Stefan Weniger am 8. Oktober und „bis auf Weiteres“ als Alleinvorstand des in die Insolvenz geschlitterten Fahrradproduzenten agieren.
Fakt ist aber auch, dass der vorläufige Insolvenzverwalter Flöther die Zügel in der Hand hält. Der Machtkampf zwischen dem Mifa-Management auf der einen und den Gläubigern und Gerichten auf der anderen Seite scheint damit aber noch lange nicht beendet.
Laut Informationen der Wirtschaftswoche vom 18. November hatte der Mifa-Aufsichtsrat Utz Claassen eine Beschwerde gegen den Einsatz eines Insolvenzverwalters eingelegt und somit noch einmal versucht, die Insolvenz in gewünschter Eigenregie durchzuboxen. Diese Beschwerde wurde vom Landgericht Halle zurückgewiesen. Somit ist die Rückkehr zur Eigenverwaltung durch das Management definitiv vom Tisch. Sowohl Gläubiger als auch zwei Gerichte hätten damit laut Wirtschaftswoche das „Promi-Tandem“ Utz Claassen und dem an der Mifa beteiligten Investor Carsten Maschmeyer „de facto zu Statisten“ degradiert.
Welche Rolle das Ausscheiden von Mayer in diesem Zusammenhang genau spielt ist für Außenstehende nicht wirklich zu ergründen. Wie es aber scheint, hat sich das Management noch nicht mit der als Degradierung empfundenen Insolvenz unter einem eingesetzten vorläufigen Insolvenzverwalter abgefunden.
Diese Woche wird sich zeigen, ob sich Flöther durchsetzen kann. Es ist davon auszugehen, dass er – wenn das Gericht diese Woche die Eröffnung des Insolvenzverfahrens beschließt – auch zum Insolvenzverwalter bestellt wird. Damit scheint allerdings der Machtkampf mit dem Mifa-Management noch nicht beendet. Fakt ist: Kein leichter Job für Flöther, die Insolvenz mit einem Machtkampf gegen das Management inklusive dem von der Wirtschaftswoche als „Promi-Tandem“ bezeichneten Duo Claassen/Maschmeyer im Rücken zu dirigieren.
Text: Jo Beckendorff, Foto: Mifa