Mitnichten als einziger, aber als einer von vielen lockte zum Beispiel Fahrrad-Fachhändler Fahrrad XXL Group GmbH auf seiner Webseite im Rahmen der bei ihm vom 22. November bis 2. Dezember laufenden Black Bike Days mit dem Slogan »bis zu 60 Prozent reduziert«. Was Kompletträder und E-Bikes betrifft, lagen die Angebote mehrheitlich zwischen 20 und 40 Prozent unter dem empfohlen Verkaufspreis. Ganz oben dienten aber auch einige ausgesuchte 2024er-Modelle mit 50 Prozent Rabatt als Lockvogel – und das in einer Zeit, in der die Nachfrage im Vergleich zu den (Corona-)Verkaufs-Jubeljahren nicht nur einen, sondern gleich mehrere Gänge heruntergeschaltet hat. Außerdem will die Branche zum Jahresende wenigstens von einem Teil des weiterhin überbordenden Warenüberhangs befreit sein. So hofft man, zum Saisonstart 2025 wieder Licht am Ende des Tunnels sehen zu können.
Direktanbieter-Angebote
Kommen wir auf die Anbieter-Seite zu sprechen: Direktanbieter YT Industries GmbH legte zum Beispiel zu seinem »save up to 50 percent off«-Angebot noch einmal einen Extra-Rabatt als Sahnehäubchen oben drauf. Je höher der Bestellwert ausfiel, desto mehr konnten Endverbraucher über eine einmalige Code-Eingabe sparen – und zwar »250 Euro bei Bestellungen über 3.499 Euro, 350 Euro bei Bestellungen über 4.499 Euro und 500 Euro bei Bestellungen über 5.499 Euro. Das Top-Angebot lief bis zum 2. Dezember – und natürlich »nur solange der Vorrat reicht«.
Omnichannel-Angebote
Seit Ende 2022 ist Yamaha in Europa nicht nur mit E-Bike-Antrieben, sondern auch mit einer eigenen E-Bike-Flotte im Markt. Yamaha Motor Europe B.V. (alias Yamaha-Europe) bietet sie via Omnichannel-Vertriebssystem sowohl über das ausgesuchte Motorrad-Händlernetzwerk YEEC (steht für »Yamaha eBike Experience Center«) als auch über eine eigens aufgebaute E-Commerce-Plattform an. Während Yamaha Motor Corporation USA (YMUS) kurz vor Black Friday bekannt gab, das 2018 aufgenommene E-Bike-Komplettrad-Geschäft »aufgrund des Überangebots in der gesamten Fahrradindustrie und der damit verbundenen erheblichen Aufweichung des Marktes« zum Jahresende komplett einzustellen, lockt Yamaha-Europe mit einem bis zum 4. Dezember laufenden Black Friday-Sale von 40 Prozent. Mit Ausnahme der E-Kompaktmodelle »Booster« (»Booster« und »Booster Easy«) werden alle angebotenen Yamaha E-Bikes mit diesem »Jetzt Online Bestellen«-Jubelangebot angepriesen. »Nutze die Gelegenheit für ein perfektes Weihnachtsgeschenk«, heißt es dazu auf der Yamaha-Seite.
Diesjähriger Black Friday mit weniger Schubkraft
Ob der diesjährige Black Friday tatsächlich die prekäre Warenlager-Situation der Branche mildern konnte, ist schwierig zu beantworten. Rabatt hin, Rabatt her: in Zeiten geopolitischer Weltwirtschafts-Risiken inklusive einer wieder leicht ansteigenden Inflation hält sich »Otto Normalo« mit der einen oder anderen Kaufentscheidung zurück. Ob in ein Fahrrad in der Vorweihnachtszeit tatsächlich auf der Prioritäten-Liste der Konsumenten an oberster Stelle steht, ist eine weitere Frage.
Schon im Vorfeld hatte der Handelsverband Deutschland e.V. (HDE) prognostiziert, dass Sonderangebots-Tage wie Black Friday oder Cyber Monday in diesem Jahr Keinen großen Effekt haben wird. Er geht von gerade einmal von einem leichten Verkaufsplus von 3 Prozent aus. Begründung: die schlechte konjunkturellen Lage. Zum Vergleich: 2022 stiegen die Umsätze beider Aktionstage (Black Friday und Cyber Monday) im Vergleich zum Vorjahr um 20 Prozent. RadMarkt-Anmerkung: der Marketingbegriff »Cyber Monday« bezeichnet den Start des Weihnachts-Verkaufs durch Online-Shops.
Aus der Not geboren: Lagerbereinigung über Mitarbeiter-Geschenke
Was weniger als Black Friday-Aktion verkauft wurde, aber im Vorfeld dieses vorweihnachtlichen Verkaufs-Appetizers vor allem in der Heimat Österreich für Aufsehen sorgte und nicht überall gut ankam: laut einer Meldung in der Tageszeitung »Salzburger Nachrichten« vom 21. November soll der angeschlagene heimische Zweirad-Anbieter Pierer Mobility GmbH seinen überbordenden E-Bike-Lagerbestand mittels Schenkung von über 11.000 Einheiten an seine Mitarbeiter entlastet haben. Tausende Mitarbeitende seien über eine interne Plattform von ihrem Arbeitgeber aufgerufen worden, kostenlos E-Bikes zu bestellen.
Sonderposten-Notverkauf in der Post-Black-Friday-Zeit
Nicht kostenlos, aber mit Rabatten bis zu 60 Prozent surren demnächst satte 2.000 E-Bikes des in der letzten Woche in die Insolvenz geschlitterten E-Bike-Anbieters Advanced Bikes GmbH in den Markt. Mehr über diese Verkaufsaktion eines Sonderposten-Verkäufers in der heutigen Advanced-Meldung. Wer auch immer diesen Deal eingefädelt har: mit diesem »alternativen Warenlager-Abbau« wird Advanced Bikes im Falle eines Neustarts im Handel auch Kredit einbüßen.
Nachgehakt bei Advanced Bikes heißt es seitens der Geschäftsführung kurz und knapp »:Es ist kein Verkauf von Ware durch Advanced an die Posten-Börse erfolgt. Das Geschäftsprinzip der Posten-Börse ist der Aufkauf von Ware aus dem Markt.«
Text: Jo Beckendorff