Vorgestern (27. Juni) folgten rund 250 Branchen- und Medienvertreter dem Ruf der Messe München zur OutDoor by Ispo Launch Conference. Neben den persönlich Anwesenden hatten Interessierte die Möglichkeit, die Präsentation des neuen Messekonzepts live via Livestream zu verfolgen. Somit wurde diese Messekonzept-Vorstellung auch als mehrstündiger Event zelebriert. Wichtigste Message: Eine Neudefinition von »outdoor«. Interessant für die Fahrradbranche: Hinter dem Aufruf »Laßt uns die Outdoor-Zukunft gemeinsam gestalten« stecken auch Ambitionen, das Thema Fahrrad mit einzubeziehen.
Stichwort Digitalisierung: Ab sofort bietet OutDoor by Ispo laut Ispo-Macher Messe München Marktteilnehmern über digitale Produkte die Möglichkeit, sich 365 Tage im Jahr, sieben Tage die Woche und weltweit zu präsentieren. Dafür steht laut den Münchenern »by Ispo« – »das etablierte, ganzjährige Ökosystem an analogen und digitalen Produkten der Ispo«. An denen könne nun die gesamte Outdoor-Branche partizipieren: »Über diese Services bietet die Plattform ihren Kunden ganzjährig Zugang zur Branche und vor allem über die digitalen Kanäle zum Konsumenten auf der ganzen Welt.«
Die 2019 erstmals in München stattfindende Messe OutDoor (30.6. – 3.7.) heißt jetzt Outdoor by Ispo. Dazu der Generalsekretär der European Outdoor Group (EOG) Mark Held: »Die OutDoor by Ispo ist die international übergreifende Plattform für die Outdoor-Branche, die Inhalte kreiert, Beziehungen fördert, Begeisterung für Outdoor-Themen weckt und neue Möglichkeiten schafft…Das neue Konzept greift aktuelle Anforderungen auf und bietet Mehrwert für alle Marktteilnehmer: ob Start-up, mittelständisches Unternehmen oder globale Marken.«
Drei Themenwelten
Kern der jährlich stattfindenden Fachmesse sind laut OutDoor by Ispo-Projektleiter Markus Hefter drei Themenwelten. Die etablierten Outdoor-Themen wie Bergsteigen oder Klettern werden unter dem Themendach »Core OutDoor« auftreten. »OutDoor+« erfasse »Segmente, die für den Konsumenten heute schon längst Outdoor sind« – zum Beispiel »Urban Outdoor, Yoga, Wellbeing, Running und Trailrunning sowie Mountainbiking«. Unter dem Dach von »X-Industry« werden sich hingegen weitere Segmente wie »Reisen, Surfen und Wassersport, Outdoor Digital mit Wearables sowie ein Bereich für textile Innovationen und Start-ups« wieder finden.
Während die Fachmesse OutDoor by Ispo ausschließlich für Fachbesucher geöffnet sein wird, sind Endverbraucher bei den parallel stattfindenden »OutDays Munich« willkommen. Geplant sind zur Messelaufzeit zahlreiche Events in der Innenstadt – laut Hefter »ein Konzept, das von den Münchner Händlern begrüßt und unterstützt wird«. Der lokale Outdoor-Fachhandel soll dabei auch eine aktive Rolle spielen.
Fünf bis sechs Hallen
Laut dem bei Messe München für die Ispo Group verantwortliche Geschäftsbereichsleiter Konsumgüter Tobias Gröber werde man für die erste OutDoor by Ispo im kommenden Jahr »fünf bis sechs Hallen« einplanen. Auf dem riesigen Messegelände könne man die Veranstaltung aber auch kurzfristig jederzeit erweitern. Interessant übrigens, dass die von Messe München neue Messe Ispo Digitize nicht nur in die Plattform die Ispo Munich, sondern 2019 auch die der OutDoor Ispo integriert werden soll. Wie genau – ob gleichzeitig oder eine Tag davor oder danach – war zum Zeitpunkt dieses Schreibens noch nicht sicher.
Eingefleischte Outdoorer zucken bei dieser Nachricht zusammen: Sie befürchten, dass aus der OutDoor by Ispo dann irgendwann einmal wieder eine Multi-Messe Marke Sommer Ispo entsteht. Und die war doch vor sehr langer Zeit einmal der Grund, sich aus München zu verabschieden und sich mit einer eigenen Veranstaltung in Friedrichshafen voll und ganz auf Outdoor zu konzentrieren.
Grenzenloser Outdoor-Begriff
Nur: Die ganze Handels- und Vertriebslandschaft hat sich komplett geändert. Und »outdoor« ist – das wurde auch von den Podiumsteilnehmern der auf der OutDoor by Ispo Launch Conference herausgestellt – nicht mehr das, was es einst war. Heute geht »outdoor« weit über die klassischen Grenzen hinaus. Dabei tauchten in der Podiumsdiskussion Begriffe wie »urban outdoor« »lifestyle outdoor«, »fashion outdoor« auf. Schade übrigens, dass es – von der Moderatorin Nina Eichinger einmal abgesehen – keine Branchenfrau auf das Podium geschafft hatte. Hier ist die Outdoor- genauso »männerlastig« wie die Fahrradbranche.
Fahrrad & Outdoor
Womit wir wieder beim Thema Fahrrad wären. Mountainbiking ist auch ein Outdoor-Thema, das die Outdoor by Ispo aufgreifen will. Auf Nachfrage bei Tobias Gröber erklärt dieser, dass es viel Interesse seitens der hiesigen Anbieter geben würde. In diesem Zusammenhang spricht er übrigens nicht nur von Outdoor-Anbietern, die durch aktuelle Nischenthemen wie Bikepacking wieder Oberwasser im Fahrradsektor wittern, sondern von reinen Fahrrad-Anbietern. Ein Bike Test Parcour wird jedenfalls schon 2019 vor Ort sein.
Was dann allerdings auch merkwürdig erscheint: Während zumindest auf der OutDoor by Ispo Launch Conference und mit Blick auf das Thema Fahrrad explizit Mountainbike kommuniziert wurde, präsentierte die Messe München auf ihrer gleich nebenan aufgebauten ersten »Messepräsentation« (neudeutsch: »base camp of inspiration«). Dort wurde unter dem Stichwort »new markets – there is a whole world out there« ein Trekkingbike mit »Fahrerpuppe« in Stadtkleidung und ein Smartphone nutzend mit urbanem Hintergrund gezeigt.
Somit ist eigentlich schon klar, dass die Ausweitung des Begriffs »outdoor« hin zu »urban outdoor« & Co. auch sicherlich dazu führen wird, dass Messe-Macher München mit OutDoor by Ispo künftig – wenn auch vielleicht nicht von Anfang an – auch die komplette Fahrradbranche und nicht nur den Sektor MTB ins Visier nehmen wird.
EOG-Generalsekretär Mark Held versichert hingegen, dass seine Gruppe als Träger der OutDoor da auch ein Wörtchen mitzureden habe – und dafür sorgen würde, dass »ihre Messe« in der Bayernmetropole zwar breit aufgestellt, aber nicht verwässert würde.
Text/Fotos: Jo Beckendorff