Mubea: Premiere auf dem E-Bike-Markt
Mubea-Trio mit E-MTB und innovatviem Hybrid B-Säulensystem.

Wie der RadMarkt bereits berichtet hatte betritt mit der Muhr und Bender KG – besser bekannt unter dem Namen Mubea Group – ein weiterer Automobilzulieferer den E-Bike-Markt. Das deutsche Unternehmen entwickelt und produziert an weltweit 40 Standorten innovative und hoch belastete Komponenten für Chassis, Karosserie und Antriebsstränge. Aber was passiert, wenn die Leichtbaukompetenz eines über 100 Jahre alten und sich noch heute im Familienbesitz befindenden Unternehmens auf das Wachstumsfeld E-Mobilität drängt? Auf der EMD-Ausstellungspremiere erfuhr der RadMarkt noch vor der Eurobike, in welche Richtung der Autozulieferer in Sachen E-Bike genau schielt – und wo er bestens Synergien nutzen will.

Laut Mubea Head of Sales & Development E-Mobility Martino Lupo sind die beiden auf EMD und Eurobike präsentierten Concept-Bikes (ein E-Urban, ein E-MTB) ein erster Schritt Richtung »e«: »Mubea hat eine Menge Kompetenzen – aber nicht in Sachen Elektrizität. Ein Fahrrad ist ein bestes Produkt, um in den Bereich Fahrzeugelektrizität einzusteigen und zu lernen.« “ 
Heißt: Die beiden von der verantwortlichen Unternehmenssparte Mubea E-Mobility präsentierten Concept-Bikes gelten als erste Bewährungsprobe. Dort habe man die Rennsport-Gene des Unternehmens einfließen lassen.
Wobei das tatsächliche Feld, das Mubea Group künftig beackern will, woanders liegt. »Die enormen Leistungsreserven aller Komponenten sind eine perfekte Basis für den Einsatz in E-Cargo-Bikes. Damit wird Mubea einen weiteren Beitrag für zukünftige Stadtlogistik-Transportgeräte leisten«, schaut Lupo in die Zukunft.
Die Mubea Group selbst produziert hochfeste Strukturteile aus leicht kohlefaserverstärkten Kunststoffen (kurz CFK) sowie zuverlässige und robuste Getriebemotoren. Mit Blick auf CFK kommt Mubea Carbo Tech in Salzburg ins Spiel. Neben den Karbonrahmen für die Concept Bikes, die die Salzburger in kurzer Zeit produziert haben, ist das Unternehmen ein großer Akteur auf dem Gebiet der (Auto-) B-Säulensysteme.
Hier arbeiten die Österreicher gerade emsig an einem sogenannten Hybrid B-Säulensystem-Konzept, das auf eine maßgeschneiderte Kombination faserverstärkter Kunststoffe (GFK) mit Stahlbauteilen setzt. »Verschiedene Wandstärken von Tailored Rolling Blanks – kurz TRB – und Materialeigenschaften der Stahlbauteile ermöglichen ein funktional optimales Zusammenspiel mit den GFK-Bauteilen. Mechanische Füge-Elemente und Verklebungen garantieren eine gesicherte Verbindung von GFK und Stahlbauteil über den gesamten Lebenszyklus«, versicherte Mubea Carbo Tech-Produktionsleiter Business Unit-Racing Johannes Maderthoner in Fiss. Vorteile dieser Technologie: »Eine Gewichtsreduzierung von bis zu 40 Prozent, die Integration in eine Karosseriestruktur mit herkömmlichen Fügeverfahren und die Anwendung als Leichtbaulösung für die Großserienfertigung«. Und obwohl sich besagtes Hybrid B-Säulensystem noch in der Projektphase befindet, verweist Lupo bei der Betrachtung des B-Säulen-Systems schnell auf eine leichte Cargobike-Karosserie, die man mit dieser Hyrbid-Technologie bauen könnte. Johannes Maderthoner präsentierte dem RadMarkt auf den EMD zusammen mit Mubeas Vertrieb und Entwicklung E-Mobility-Mann Sebastian Kötter ihr Hybrid-B-Säulen-Projekt, das auch gut ins Thema Leichtbau-Body für E-Cargobikes passen könnte.
»Ein leichter Cargobike-Bau in Kombination mit dem von BMZ eigens für uns gebauten kraftvollen 1.100 Watt-Akku ist die Zukunft«, meint Martino Lupo. Als ehemaliger BMZ-Mitarbeiter hat er sowohl einen Akku- als auch einen E-Bike-Hintergrund. Der 7-Kilo-Akkupack ist bereits in beiden fahrfertigen Concept Bikes verbaut.
Besonders wichtig für Mubea E-Mobility: »Im Gegensatz zu vielen anderen Herstellern setzt Mubea auf Design und Produktion in Europa. Warum? Das CFK-Material kann sein gesamtes Leichtbaupotenzial nur durch eine enge Abstimmung von Produkt und Fertigungsprozess wirtschaftlich erschließen.«
Während die Karbonrahmen (bzw. mit Blick auf E-Cargo Bodies) von Mubea Carbo Tech in Salzburg entwickelt und hergestellt werden, wird der Antrieb am Firmensitz in Attendorn hergestellt. Laut Lupo glänzt er mit zahlreichen Features wie »Höchstleistung bis 4 kW, zugkraftunterbrechungsfreies Schalten unter Last, Wartungsarmut durch Kapselung und Schmierung im Ölbad, hoher Komfort und optimale Dosierbarkeit – und dabei kompakt und einfach Marke ‚pure auto technology‘ in einen Bike-Rahmen integrierbar«.
Übrigens: Der in der Firmenzentrale selbst entwickelte Antrieb nutzt die Tretlager-Schaltbox von Effigear (www.effigear.com). Hier ist Mubea E-Mobility eine Partnerschaft mit dem französischen Anbieter von Fahrrad-Getriebesystemen eingegangen. 
Wichtig ist nach Aussage von Projektleiter Martino auch: »Mubea E-Mobility ist kein Fahrzeughersteller.« Mit anderen Worten: Der deutsche Autozulieferer sucht Partner in der Fahrradindustrie, mit denen er »gemeinsam Fahrzeuge entwickeln und zur Serienreife und –produktion in Europa führen kann«.
www.mubea.com.

Text/Fotos: Jo Beckendorff

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