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Accell: Post-Lockdown-Verkäufe kompensieren Lockdown-Verluste
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Dank einer starken Post-Lockdown-Verkaufssteigerung konnte Europas führender Premiumrad-Anbieter Accell Group N.V. das Ergebnis für das erste Geschäftshalbjahr 2020 kräftig aufhübschen. Mit Hilfe dieses Verkaufsschubs nach dem Lockdown im März und April konnten die Holländer ihren Halbjahres-Nettoumsatz im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres sogar noch um 4 Prozent auf nunmehr 676,9 Millionen Euro hochfahren.
Um einmal die Wucht der Verkaufssteigerungen nach dem Lockdown darzustellen: laut Accell Group wurden die Covid-19-bedingten April-Verkaufseinbrüche in Höhe von durchschnittlich Minus 26,7 Prozent durch die Verkaufszuwächse im Mai und Juni in Höhe von plus 23,2 bzw. 53,1 Prozent kompensiert. Da viele Menschen auch wieder ihre angestaubten alten Fahrräder aus dem Keller holten und das eine oder andere Ersatzteil brauchten, wuchsen auch die Teile- und Accessoires-Verkäufe im ersten Halbjahr 2020 (und im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019) um erfreuliche 27,3 Prozent.
O-Ton Accell Group-CEO Ton Anbeek: »Die starke Nachfrage nach Fahrrädern und P&A in ganz Europa hält an. Da alle Länder und Geschäfte im Mai und Juni vollständig wiedereröffnet wurden, konnten wir den Rückgang vom März und April ausgleichen, was zu höheren Nettoumsätzen im ersten Halbjahr führte.«
Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) lag im ersten Halbjahr 2020 bei 45,1 Millionen Euro (ohne Einmal- bzw. Sondereffekte 47,5 Millionen Euro). Verglichen mit den ersten sechs Monate des Vorjahres ist das ein Minus von 19 Prozent (ohne Einmal- bzw. Sondereffekte: minus 14,7 Prozent). Der Nettogewinn lag mit 28,6 Millionen Euro nur 3,7 Prozent unter dem vergleichbaren Vorjahres-Zeitraum. Das ist mit Blick auf die Pandemie inklusive temporären Lock-down ein Resultat, das sich durchaus sehen lassen kann!
Dazu allerdings auch der Hinweis, dass das verlustbringende operative Amerika-Abenteuer von Accell Group aus diesem Geschäftsjahr bereits ausgeklammert ist. Somit fallen lediglich diverse Kosten im Zusammenhang mit der Auflösung der dortigen juristischen Gesellschaften ins Gewicht. Diese liegen laut den Holländern bei 0,2 Millionen Euro. Sie wurden »in den fortgeführten Aktivitäten absorbiert«, heißt es aus der holländischen Accell Group-Zentrale.
Umsatzaufteilung nach Ländern und Regionen
Nach wie vor ist Deutschland für Accell Group der größte Einzelmarkt. 291,51 Millionen Euro des oben genannte Halbjahres-Gesamtumsatzes in Höhe von 676,9 Millionen Euro entfielen alleine auf diesen Markt (siehe Tabelle). Verglichen mit den ersten sechs Monaten des Vorjahres ist das allerdings ein Minus von 13 Prozent.
Ganz anders sah es da in der Accell-Heimat Niederlande sowie dem »Rest Europas« aus. Beide genannten Regionen konnte im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 zulegen: die Niederlande auf 167,51 Millionen Euro (plus 11,6 Prozent) und der Rest Europa auf 205,79 Millionen Euro (plus 35,9 Prozent). Lediglich die letztgenannte Region musste wie Deutschland auch ein Minus schlucken: die Rubrik »andere Länder« (ausgenommen des Amerika-Geschäfts, siehe oben!) weist einen Nettoumsatz von 12,08 Millionen Euro aus (minus 15,1 Prozent).
Corona-Maßnahmen
Anbeek macht allerdings auch klar, dass man sich als Reaktion auf den Ausbruch des Virus darauf konzentriert hat, »liquide Mittel zu verwalten, das Betriebskapital zu reduzieren und Störungen in der Lieferkette zu mildern. Dies führte zwar zu einem gewissen Druck auf die Margen, aber wir freuen uns, dass das Gesamtergebnis der Konzentration auf Kosten und Cash in Kombination mit einem Wiederanstieg des Umsatzes zu einem starken positiven Cashflow geführt hat«.
Was allerdings auch geholfen habe: die Fortsetzung verschiedener Verbesserungen bei der Innovationsplanung und dem Omnichannel-Ansatz: »Wir haben ausgezeichnete Fortschritte bei der Nutzung der Online-Möglichkeiten bei Fahrradteilen und -zubehör, aber auch bei Fahrrädern wie Raleigh in Großbritannien gemacht. Es ist uns gelungen, unser starkes Wachstum bei den Lastenfahrrädern fortzusetzen, unter anderem mit der erfolgreichen Einführung der nächsten Generation des Carqon-E-Cargo-Fahrrads. Unser ‚Fit-to-Competitive‘-Programm zeigte ebenfalls gute Fortschritte mit weiteren Komplexitätsreduzierungen, auch wenn wir davon ausgehen, dass die damit verbundenen Einsparungen aufgrund der derzeitigen Unterbrechungen in der globalen Lieferkette dieses Jahr nicht durchkommen werden.«
Sanfter Mobilitäts-Turbo Corona
Da die Corona-Pandemie das Interesse der Verbraucher und Regierungen am Radfahren als alternatives Mittel für eine gesunde, sichere und umweltfreundliche Mobilität in ganz Europa verstärkt hat, erwartet Accell Group weitere mittel- bis langfristig positive Auswirkungen auf das Fahrrad- und E-Bike-Geschäft – selbst wenn derzeit nach wie vor ungewiss ist, welche Richtung die Pandemie (Stichwort »zweite Welle«) einschlagen wird.
Deshalb haben die Holländer Vorkehrungen getroffen, die es ihnen ermöglichen, schnell und entschlossen auf ein Aufwärts- oder Abwärtsszenario zu reagieren.
O-Ton aus dem vorliegenden Accell-Geschäftsbericht 01-06/2020: »Während unsere erste Priorität die Gesundheit unserer Menschen bleibt, arbeiten wir aktiv daran, die Produktverfügbarkeit in zweiten Halbjahr zu verbessern und Anfang 2021 eine starke Lieferbasis für einen guten Start in die nächste Fahrradsaison zu sichern. Gleichzeitig werden wir uns auf eine strikte Kosten- und Bargeldkontrolle konzentrieren.«
Staatliche Corona-Soforthilfen
Letztendlich noch der Hinweis, dass die Accell Group in verschiedenen Ländern diverse Hilfsprogramme der Regierung im Rahmen von Covid-19 in Anspruch genommen hat – »darunter Kompensationen zur Erhaltung von Arbeitsplätzen und Zahlungsaufschub für anfallende fällige Steuern. Nach der Erholung im Mai ist Accell gegebenenfalls an mehrere Regierungen herangetreten, um die gewährten Vergütungen zurückzuzahlen und die aufgeschobenen Steuerzahlungen nachzuholen. Die meisten Vergütungsbeträge wurden bis zum 30. Juni 2020 zurückgezahlt, während alle verbleibenden Beträge im Juli zurückgezahlt werden«. Der Gesamtvorteil im Zusammenhang mit der staatlichen Unterstützung würde 0,6 Millionen Euro betragen.
Positiver Ausblick
Angesichts der Saisonabhängigkeit des Fahrrad- und E-Bike-Geschäfts (bei dem das erste Halbjahr in der Regel einen wesentlich stärkeren Beitrag zu den Ergebnissen für das Gesamtjahr leistet als das zweite Halbjahr) und unter Berücksichtigung der Verwerfungen in der Lieferkette erwartet Accell Group, dass das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) für das Gesamtjahr 2020 unter dem von 2019 liegen wird.
Aber: »Wenn wir weiter in die Zukunft blicken, ist die Zukunft unserer Märkte, Marken und unseres Geschäfts sehr rosig. Wir erwarten, dass die Pandemie dazu beitragen wird, dass mehr Menschen das Fahrrad als eine Form der Mobilität entdecken und lange nach der Bedrohung durch das Virus auch annehmen. Kurzfristig werden die durch Covid-19 verursachten Unterbrechungen in der globalen Lieferkette anhalten. Obwohl wir geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Auswirkungen der Verzerrungen in der Lieferkette zu mildern und zusätzliche Lieferungen zu sichern, gehen wir davon aus, dass diese die Produktverfügbarkeit und die Margen im zweiten Halbjahr weiterhin behindern werden.«

Text: Jo Beckendorff, Tabelle: Accell Group

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