Bankenkonsortium stimmt deutscher Warenhaus-Fusion zu
Eines von 82: Das Karstadt-Warenhaus in Dortmund.

Lange träumte Signa Holding-Inhaber René Benko davon, seine Karstadt-Warenhäuser mit denen vom Kaufhof zu fusionieren. Nur gemeinsam vereint könnten das insgesamt angeschlagene Warenhaus-Geschäft wieder nach vorne gebracht werden. Jetzt ist es so weit: Nachdem die Kaufhof-Mutter Hudson’s Bay Company (HBC) finanziell in arge Bedrängnis gekommen war und ein Bankenkonsortium unter Führung der Landesbank Baden-Württemberg, das den Kanadiern bei der Kaufhof-Übernahme im Jahr 2015 einen hohen Kredit gewährt hatten, extremen Druck ausübte, war der Weg frei. Somit legt der unter den Fittichen von Signa stehende Warehauskonzern Karstadt seine Geschäfte mit Kaufhof zur Europäischen Warenhaus AG zusammen. Der Fusionsvertrag soll bereits bis Mitte September unterzeichnet werden.

Laut diverser Medienmeldungen von gestern (6. September) steht bis dato fest (zum Zeitpunkt dieses Schreibens allerdings noch nicht von HBC und/oder Signa bestätigt): Die Warenhauskonzerne Karstadt und Kaufhof legen ihre Geschäfte zusammen. Karstadt-Eigentümer Signa, der mit seiner Sports Retail Group alias Signa Sports United unter anderen das Fahrrad- und Outdoor-E-Commerce-Handelsdach Internetstores (Addnature, Brügelmann, Bikester, Campz, Fahrrad.de) sowie das stationäre Geschäft von Karstadt Sports lenkt, soll eine Mehrheit von knapp 51 Prozent an dem neuen Warenhaus Joint Venture halten.
Bei Kaufhof sollen 5.000 der insgesamt 20.000 Arbeitsplätze wegfallen. Für die verbleibenden Mitarbeiter gibt es keine Garantien. Zudem drohen niedrigere Gehälter. Und: Von den insgesamt 96 Kaufhof-Filialen könnten nach einer gewissen Übergangszeit einige geschlossen werden. Karstadt Warenhaus bringt übrigens noch 82 Kaufhaus-Filialen mit ein (von denen einige auch Fahrradprodukt-verkaufende Karstadt Sports-Abteilungen führen).
Geführt werden soll die Europäischen Warenhaus AG vom derzeitigen Karstadt-Chef Stephan Fanderl und Karstadt-Finanzchef Miguel Müllenbach. Das oben genannte Bankenkonsortium soll darauf bestanden haben, keine HBC-Vertreter in das Management der Europäischen Warenhaus AG zu integrieren, sondern sie ausschließlich im Aufsichtsrat zum Zuge kommen zu lassen.
Hintergrund: Das Bankenkonsortium hatte vorab vergeblich versucht, die ins Straucheln geratene HBC zur Erfüllung bestimmter Bedingungen zu bewegen, die bei der Kreditvergabe im Zuge der Kaufhof-Übernahme vereinbart worden waren. Letzte Aufforderung: Wenn bis Ende September nicht gezahlt würde, würde man von HBC sofort mehr als 1,3 Milliarden Euro einfordern.
Besagter Kredit wurde nun laut der Süddeutschen Zeitung im Rahmen der Kaufhof-Fusion mit Signas Karstadt Warenhaus um sieben Jahre verlängert. Über die Höhe des Kaufpreises, die Benkos Signa Holding für Kaufhof letztendlich zahlt, war zum Zeitpunkt dieses Schreibens allerdings noch nichts zu erfahren.
Übrigens: Beide traditionellen Warenhaus-Gruppen kämpfen in den letzten Jahren mit Einbußen, die sie vor allem dem wachsenden Online-Geschäft zu verdanken haben.

Text: Jo Beckendorff, Foto: Karstadt

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