Selbsternannte und tatsächliche Experten waren sich sicher, dass das E-Bike-Prinzip beim Rennrad eine Randerscheinung bleiben werde. Das Gegenteil ist richtig, gerade explodiert das Marktangebot. Mit Colnago und Look haben gerade zwei Marken ihre ersten E-Rennräder vorgestellt, deren DNA eindeutig auf der Straße liegt. Ihre Gemeinsamkeit: Beide Radkonzepte tragen die Handschrift eines ehemaligen Spitzenprofis. Der fundamentale Unterschied: Das Motorkonzept.
Als Zielgruppe nennt Look ehemalige Champions, die sich nochmal wie einer fühlen möchten, aber auch Fahrer, die mit konditionsstärkeren Begleitern Schritt halten wollen. Aber auch Kunden will Look erreichen, die im Rennradfahren vor allem eine Freizeitbeschäftigung und ein Vergnügen sehen, die also Erlebnis vor Ergebnis setzen. An der Entwicklung war der fünfmalige Tour-Sieger Bernard Hinault beteiligt, der seit langem mit Look verbunden ist und nach anfänglicher Skepsis bald überzeugt war.
Beim E-765 Optimum hat sich Look wenig überraschend für einen Karbon-Rahmen entschieden, der ebenso leicht wie widerstandsfähig sein soll und den der Anbieter selbst herstellt. Immerhin zählt Look zu den Karbon-Pionieren. Die Streben verfügen über die hauseigene Doppelwellentechnologie 3D Wave, mit der Stöße abgefangen werden sollen. Die Streben sind mit 2 Wellenformen versehen, die als Biegepunkte dienen, um die natürliche Flexibilität des Kohlenstoffs um 15 Prozent zu erhöhen.
Darüber hinaus wird durch das Abflachen des Rohres die vertikale Flexibilität verbessert und gleichzeitig seine Seitensteifigkeit erhöht, verspricht der Hersteller. Diese Strebenform am hinteren Teil des Fahrrads federt Stöße auch bei hohen Geschwindigkeiten ab. Ein integrierter Alu-Vorbau soll steif und leicht sein und zur sehr guten Stabilität des Fahrrades wesentlich beitragen.
Dazu passend wird der Fazua-Antrieb eingesetzt, weil er wenig wiegt und sich bündig integrieren lässt. Sowohl von vorn als auch im Profil soll das E-Rennrad schwer als solches zu erkennen sein. Damit soll man sich auch eher in hügeliges Gelände trauen. Wenn man die Antriebseinheit herausnimmt, kann man das Rennrad auch gut als klassisches Rad ohne Unterstützung nutzen.
Das E-765 Optimum wiegt 13,4 Kilo, von denen 4,6 Kilo auf den Batterie-Motor-Block entfallen. Das soll das Gefühl vermitteln, auf einem herkömmlichen Rad zu fahren, zumal der Fahrer gegen keinen Widerstand treten muss, wenn der Motor an der Grenzgeschwindigkeit abschaltet.
Die von Fazua angebotene kostenlose Smartphone-App macht das E-765 Optimum zu einem vernetzten Fahrrad. Im Smartphone werden Ladezustand, Temperatur und eine GPS-Navigation angezeigt, die sogar die topographische Reichweitenberechnung beherrscht: die App bietet mehrere Routen zu einem ausgewählten Ziel an, wobei sie die Höhendifferenz und den erreichbaren Radius in Abhängigkeit vom Ladezustand der Batterie angibt. Auch lassen sich die Fahr- und Leistungsdaten einer Ausfahrt anschließend auswerten.
Das E-765 Optimum kommt mit hydraulischen Scheibenbremsen in zwei Ultegra-Ausführungen mit DI2 und mechanischer Schaltung mit 50/34 Zähnen vorn. Das DI2-Rad hat eine Kassette 11-28, wiegt 13,4 Kilo und kostet 7.699 Euro. Das 200 Gramm schwerere Rad mit mechanischer Schaltung hat sogar eine Kassette 11-32 und kostet 6.499 Euro.
Colnago setzt auf den Heckantrieb
Das Colnago E 64 ist ein E-Bike-Projekt des italienischen Altmeisters des Rennrades. Es soll die Werte der Marke auf ein E-Rennrad übertragen. Im Unterschied zum Look-Modell bietet es einen Hinterradantrieb.
Das E 64 wiegt inklusive Akku 12 Kilo; das soll vor allem dem niedrigen Gewicht von Rahmen und Gabel geschuldet sein, die aus bestem Karbon-Monocoque gefertigt sein sollen. Damit unterbietet es das Look ´-Modell um etwa ein Kilo. Das liegt wohl auch am Motorsystem von Ebikemotion, das das das leichteste am Markt sein soll (3,7 Kilo). Der dezente Heckmotor wird durch eine Batterie im Unterrohr gespeist.
Die drei Unterstützungsstufen können mit einem Leuchtknopf am Oberrohr gewählt warden, der auch als Hauptschalter fungiert und über den Batteriestatus informiert. Ein Power Pack zur Verdoppelung der Reichweite ist in Vorbereitung; er soll am Sitzrohr fixiert werden und den Look einer zweiten Trinkflasche haben.
Eine Smartphone-App des Herstellers Ebikemotion erschließt weitere Funktionen. In Verbindung mit einem Brustgurt kann man eine Pulsfrequenz vorgeben, bei deren Überschreitung der Motor mehr Leistung beisteuert. Angezeigt werden auch Funktionen wie Geschwindigkeit oder GPS-Daten. Geschaltet wird mit einer mechanischen Shimano Ultegra R8020 11-Gang und gebremst mit einer hydraulischen Scheibenbremse.
mb/Fotos: Hersteller