Fahrrad & Corona: Beispiele aus dem Handel
Corona-Idee: Das neue Fahrrad kommt immer öfter frei Haus.
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Wie halte ich Kontakt zum Kunden, damit er ein Fahrrad reparieren lässt oder ein neues kauft –  trotz Corona oder gerade deswegen, weil er nämlich nicht mit dem Bus fahren will oder gerade mehr Zeit zum Radfahren hat? Beispiele aus der Praxis lieferten unter anderen Reiner Probst von Velophil in Berlin und Markus Boscher, Velorado, Nürnberg, bei einem zweiten, vom Pressedienst Fahrrad initiierten Pressegespräch »Corona und Fahrrad«. Noch mehr dazu lesen Sie in der Mai-Ausgabe des RadMarkt.

Bei Velophil in Berlin ist es noch ein bisschen unkomplizierter, dort dürfen sie den Laden noch aufhalten. Allerdings haben sie die Öffnungszeiten eingeschränkt, die Belegschaft wurde aufgesplittet und es ist nur die Hälfte auf der Fläche. Kunden werden immer nur zwei in den Laden gelassen, erklärt Reiner Probst. Fahrräder seien nach wie vor gefragt und oft lassen sich die Kunden vorab am Telefon beraten. Die Werkstatt wurde auf weitgehend kontaktlose Abwicklung umgestellt. Nach telefonischer Voranmeldung bringen die Kunden ihr Bike, stellen es auf den Hof und bekommen dann den Kostenvoranschlag per Mail.
Velorado in Nürnberg hat die Kosten für den Hol- und Bring-Service für Werkstattkunden gesenkt, und das werde gut angenommen, berichtet Markus Boscher. Ein paar Kunden ließen auch aus Solidarität gerade jetzt ihr Bike fit machen. In Bayern muss der Verkaufsraum geschlossen bleiben, daher ist Velorad für den Verkauf kreativ geworden und bietet den Lieferservice auch für den Kauf eines neuen E-Bikes an: Beraten wird per E-Mail oder am Telefon, drei  infrage kommende Räder bringt das Team dann zum Kunden, damit der probefahren und im Idealfall eines dabehalten kann. Prominent verkündet wird der neue Service auf der Website und erst Kunden haben ihn bereits genutzt. Solche besonderen Serviceleistungen sieht Boscher als Chance, sich von unpersönlicheren Verkaufskanälen abzuheben: »Wir bleiben den Kunden im Gedächtnis, wenn wir uns bemühen, Mobilität aufrecht zu halten.«
Weil auch die Kunden verunsichert sind, wer wie geöffnet haben darf, nutzen die Händler,  Homepage, Suchmaschinen und die sozialen Medien, um zu signalisieren »Wir sind da.«
Die Verlagerung auf Hol- und Bringservices ist auch für andere Branchen im Moment überlebenswichtig, und für Fahrradhersteller eine Möglichkeit, das Bike als Kurierfahrzeug zu pushen: So unterstützt Cargo-Bike-Hersteller Riese und Müller Gewerbetreibende in seiner Region dabei, indem er 20 Cargobikes für drei Monate kostenlos an Gewerbetreibende in Darmstadt verliehen hat – in der Hoffnung, dass diese die Vorteile schätzen lernen und das Lieferfahrzeug danach kaufen wollen, wie Heiko Müller erklärt.
Wie geht es jetzt weiter? Das ist für alle Beteiligten ungewiss: Die Händler sind mehr oder weniger zuversichtlich, dass die im Frühling ausgefallenen Verkäufe noch nachholbar sind. Die Hersteller fahren derzeit »auf Sicht«, wie es Heiko Müller ausdrückt. Er sicherte den Händlern Kulanz beim Verschieben oder Stornieren von Vorordern zu. Und plädierte dafür, dass es für die Volkswirtschaft wichtig wäre, im Mai vorsichtig wieder in die Normalität zurückzukehren. Bis dahin sei die Delle noch abzufedern. Ob es dann einen Run aufs Fahrrad gibt oder Zurückhaltung müsse man schauen.

Verena Ziese / Fotos: PD-F/Velorado

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