FESI: Rückenwind für Strafzoll-Kritiker

Auf der traditionellen Ispo-Hauptpressekonferenz 2013 ist Frank A. Dassler (Bild) in seiner Funktion als Präsident des europäischen Sportartikel-Industrieverbands FESI eingehend auf vier Aspekte eingegangen, bei denen unter anderem auch das Thema EU-Anti-Dumping-Strafzölle zur Sprache kam. Hier konnte Dassler mit einigen interessanten Informationen aufwarten, die sicherlich nicht direkt auf die Fahrradbranche zu übertragen sind, aber Befürwortern eines feinen Welthandels echten Rückenwind verschaffen…

Die vier von Dassler angesprochenen Aspekte waren die Globalisierung auf Produktions– und Absatzseite, der sowohl von Konsumenten und Sportlern als auch durch Konkurrenzkampf aufgebaute Innovationsdruck auf die Sportindustrie, das sich verändernde Konsumentenverhalten in Bezug auf Freizeitgestaltung, Kommunikation und Einkaufen und das sich immer stärker in den Vordergrund spielende Thema Gesundheit („wer Sport treibt, bliebt länger gesund und kann Krankheiten vorbeugen“).
Zum ersten Aspekt Globalisierung erklärte Dassler unter anderem: „Seit Gründung der FESI Anfang der 60er-Jahre haben wir uns immer für einen freien Handel in Europa und der Welt ausgesprochen. Dieses uns verbindende Thema ist heute genau so aktuell wie damals, wie sich am Beispiel Anti-Dumping zeigt.“
So habe sich FESI immer gegen die Einführung von Strafzöllen wie die Anti-Dumping-Maßnahmen der EU gegen Schuhe aus China und Vietnam entschieden ausgesprochen und immer wieder auf deren Unrechtmäßigkeit gepocht: „Die seit 2006 erhobenen Strafzölle summierten sich während der gesamten Laufzeit von fünf Jahren auf insgesamt über 1 Milliarde Euro“. Der Europäische Gerichtshof habe letztes Jahr entschieden, daß die Strafzölle so nicht rechtens waren und ermöglicht es – und jetzt kommt’s -, „daß Importeure unter bestimmten Bedingungen gezahlte Schutzzölle zurückfordern können“. In diesem Zusammenhang verweist der FESI-Chef auf zwei Verbandsmitglieder aus Spanien, die sich diesbezüglich erfolgreich durchsetzen konnten.
Nach der Hauptpressekonferenz hakte der RadMarkt noch einmal bei Dassler genau nachgehakt, welche „bestimmten Bedingungen“ vorgelegen hätten, die letztendlich zur Rückerstattung der gezahlten Schutzgeld-Rückzahlungen führten. Dassler verweist darauf, daß besagte Importeure und deren Fernost-Zulieferer den niet- und nagelfesten Nachweis nicht-dumpender Ware liefern konnten. Die Preise der eingeführten Ware sei im Vergleich nicht unter denen anderer Anbieter gewesen.
Sicherlich lässt sich die Situation der Sport- nicht eins zu eins auf die Fahrradbranche übertragen. So besteht im Bikebereich immer noch eine schützenswerte europäische Produktion, die es in dieser Größe im (Sport-)Schuhbereich nicht mehr gibt.
Der seit 1992 gegen Fahrradimporte aus China laufende EU-Strafzoll ist eine wenn nicht sogar die am längsten laufende Schutzzoll-Maßnahme der EU. Dieser Strafzoll (gegenwärtige Höhe: 48,5 Prozent) wurde 2011 bereits in die dritte Runde geschickt. Kurz darauf beschloss die EU aber auch selbst, eine weitere Überprüfung einzuleiten. Die soll bis Juni 2013 abgeschlossen sein. Dann wird man sehen, ob der Langzeit-Strafzoll tatsächlich bis 2016 in Kraft bleiben wird. Ob nach dem Auslaufen dieses langjährigen EU-Strafzolls allerdings auch Fahrrad-Importeure und China-Produzenten aktiv Rückzahlungen einfordern können, sei dahin gestellt.
Nur soviel: Laut Dassler hat die Nachricht innerhalb der FESI, daß besagte Mitglieder aus Spanien unter bestimmten Bedingungen gezahlte Schutzzölle zurückfordern konnten, Signalwirkung: „Wenn ein Großteil der Absatzmärkte der europäischen Sportartikelhersteller in der ganzen Welt liegt, dann muß auch ein freier Handel in der Welt möglich ein. Ich kann es nur wiederholen: Die Sportartikelindustrie ist die Branche, die weltweit und über alle Branchen hinweg die höchsten Strafzölle und Tarife bezahlt.“

Text/Foto: Jo Beckendorff

 

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