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IAA 2021 will von Automobil- zur Mobilitäts-Plattform mutieren – auch E-Bikes und E-Scooter im Visier
IAA-Logo.

Mit dem bereits kommunizierten Umzug der renommierten Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) von Frankfurt a.M. nach München basteln der Verband der Automobilindustrie (VDA) und Messe München bereits emsig an einer Neuausrichtung, die diese traditionelle Automesse in der Automobil-Nation Deutschland zu einer allumfassenden Mobilitäts-Messe mutieren lassen soll. Die erste IAA in der Bayernmetropole wird vom 7. bis 12. September 2021 ihre Tore öffnen.

»Wir freuen uns sehr, gemeinsam mit dem VDA die neue IAA auszurichten. Unser weltweites Netzwerk, unsere jahrzehntelange Erfahrung mit Großveranstaltungen und unsere digitale Kompetenz werden helfen, dieses anspruchsvolle Projekt zum Erfolg zu führen«, erklärt der Vorsitzende der Geschäftsführung der Messe München Klaus Dittrich. 
Sowohl Messe München als auch VDA sind sich einig, dass die Austragung der IAA 2021 in München für die gesamte Automobilbranche und die Diskussion zur Zukunft der Mobilität – national wie international – eine große Chance bedeutet. »Sie wird ein Treiber für die erfolgreiche Transformation und damit für die Zukunftsfähigkeit der Automobilindustrie sein. München wird damit 2021 zum Innovationsmittelpunkt der gesamten Automobil- und Mobilitätsbranche«, versichern VDA-Präsidentin Hildegard Müller und Messe München-Chef Klaus Dittrich unisono.
IAA-Neustart in München
Und, so Müller weiter: »Die IAA hat sich in ihrer 123-jährigen Geschichte immer wieder weiterentwickelt, aber das Jahr 2021 in München ist ein grundlegender Neustart. Wir werden diese IAA in den Messehallen, auf den Plätzen der Innenstadt und großen Verkehrsachsen erleben können. Sie soll für ihre Besucher mit allen Sinnen erfassbar und im wahrsten Sinne des Wortes ,erfahrbar‘ werden. Und sie wird neben der Präsentation großartiger Automobile und neuester intelligenter Mobilitätslösungen auch zu einem Forum, auf dem über die Zukunft der Mobilität debattiert wird.«
Ohne Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Mobilitätsmix läuft nichts
So werde die IAA 2021 auch die Themen Klimaschutz und Nachhaltigkeit breiten Raum einräumen: »Mit sauberen, sparsamen Antrieben und Automobilen der modernsten Generation, mit einem umfassenden Mobilitätsmix einschließlich Pkw, E-Bikes, E-Scootern und der Einbindung des ÖPNV«, schiebt Müller nach. So will man mit einem ganzheitlichen Konzept zu Automobil und Mobilität internationale Aussteller offensiv anwerben und Mobilitätsanbietern und Startups ein neues Zuhause bieten.
Kritik an Innenstadt als Automobil-Bühne
Der Wandel von einer reinen Automobil- zu einer Mobilitäts-Plattform ist auch notwendig, um die Münchener Bürgern auf seine Seite zu ziehen. Ernsthafte Unmutsbekundungen kamen auf, als die Veranstalter im Zuge ihrer IAA-Neuausrichtung bekannt gaben, zusätzlich zu den Präsentationen in den Messehallen auf dem Münchener Messegelände auch in die Innenstadt hinein zu verlagern. Kritiker fragten sich, wieso aufgerechnet in der sich einst als Radlhauptstadt Deutschland darstellenden Stadt München jetzt auch noch 400 PS-starke Sportwagen und SUVs auf den Präsentierteller gestellt werden sollen – wo man doch gerade diese Fahrzeuge aus der Innenstadt entfernen will.
So sprechen die IAA-Macher auch nicht (mehr) explizit von Automobilen, sondern von Smart Mobility & Smart City-Konzepten, die intelligente und nachhaltige Mobilitätslösungen präsentieren.
»Die Neuausrichtung der IAA lässt sich in München perfekt realisieren. München bietet mit seinem internationalen Renommee und seinem einzigartigen Ambiente einen idealen Rahmen für den Dialog mit der breiten Öffentlichkeit und genug Raum für Markeninszenierungen, wertvolle Geschäftskontakte sowie das Erleben aller Formen zukünftiger Mobilität. Wir werden der Branche die bestmögliche Plattform für die Zukunft der Mobilität bauen«, versichert Dittrich.
Politik unterstützt IAA-Konzept Richtung Mobilität
Unterstützt wird Dittrich von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter: »Das Thema Mobilität ist eine der großen Herausforderungen von Städten. Dabei wird es nicht nur um Autos gehen. Urbane Mobilität muss neu und in größeren Zusammenhängen gedacht werden als bisher. Ich freue mich, dass die Messe München mit der IAA zusammen diese Herausforderung annehmen wird. Ich erwarte, dass dabei auch für die Stadtpolitik interessante Ansätze zu sehen sein werden. Für unsere Messe, die auch auf anderen Gebieten zu den wichtigsten Ausstellungsorten zählt, ist dies eine großartige Gelegenheit, international wieder ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis zu stellen. Ich hoffe, dass sich dabei auch der nötige wirtschaftliche Erfolg einstellt.«
Fahrrad-/E-Bike-Branche und Messen – quo vadis?
Die explizite Nennung seitens des VDA von E-Zweirädern (E-Bikes und E-Scootern) im Zusammenhang mit dem propagierten Mobilitätsmix einer IAA-Neuausrichtung bedeutet aber auch, dass die Messe München sich jetzt quasi zweifach dem Thema Fahrrad- und E-Bike zuwendet.
Zum einen ist da die junge Messe Outdoor by Ispo, die sich über das Thema »Draußensport« (sprich Outdoor) dem Themenkomplex Fahrrad/E-Bike nähern will. Da die zweite Auflage dieser in diesem Jahr für den 28. Juni bis 1. Juli geplanten Messe frühzeitig abgesagt und auf das kommende Jahr (20. bis 23. Juni) verschoben wurde, wird sich die Messe München in 2021 sowohl mit ihrer Outdoor by Ispo als auch mit der dann erstmals ihre Pforten öffnenden IAA in München gezielt an die Fahrrad- und E-Bike-Branche wenden.
Es bleibt spannend zu sehen, wie sich diese Branche im kommenden Jahr messetechnisch entscheiden wird. Bis dato ist für sie die Eurobike das Maß der Dinge. Aber auch sie leidet schon länger (wie unabhängig von der Branche alle anderen Großmessen übrigens auch) unter der wachsenden lokalen Hausmesse-Konkurrenz. Wahrscheinlich wird auch einiges davon abhängen, wie sich die Eurobike im Corona-jahr 2020 schlagen wird. Anders als Outdoor by Ispo & Co. wurde die diesjährige Eurobike corona-bedingt nicht komplett abgesagt, sondern von Anfang September als reine B2B-Messe auf Ende November (24. bis 26.11.) verschoben.
Mit Blick auf die IAA stellt sich allerdings auch die Frage, welchen Stellenwert der zweirädrigen Individual-Mobilität im Zuge der Messe-Ausrichtung überhaupt eingeräumt werden kann.
Anders ausgedrückt: wird – unabhängig von Mobilitätswende & Co. – ein tolles E-Bike überhaupt wahrgenommen, wenn gleich nebenan ein vierrädriger 500 PS-Bolide im Rampenlicht steht?
Fakt ist, dass zwar weiterhin für kleinere sparsame Autos geworben wird, die Konsumenten aber immer noch PS-starke SUVs bevorzugen. Erst wenn sich dieses Bild wandelt, werden zweirädrige Mobilitätsprodukte auf einer Messe, auf der gleichzeitig satte vierrädrige Mobilitätsprodukte präsentiert werden, eine Chance haben.

Text: Jo Beckendorff, Foto: Messe München/VDA

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