KGK: Agentur-Pionier der Outdoor-Branche sagt Servus
Der letzte KGK-Teamshot (v.l.n.r.): obere Reihe Till Gottbrath, Denis Dietrich, Thomas Röger, untere Reihe: Josefine Hille, Shannon Korff, Susanne Kern-Ehrhardt und Sara Bassano.

Auch wenn der RadMarkt sicherlich nicht über den Abschied jeder PR-Agentur berichten wird und selbst wenn eben diese die Fahrradbranche mit ihren oftmals langjährigen Kunden nur peripher angesprochen hat: Dass sich die KGK – Kern Gottbrath Kommunikation GbR (kurz KGK) nach 21 Jahren und in Folge der Corona-Krise vom Markt verabschiedet, ist uns doch ein paar persönliche Zeilen, die über die allgemeine (Fakten-)Berichterstattung hinausgehen, wert. Schließlich verabschiedet sich mit KGK die erste PR-Agentur aus der Branche, die sich auf den Outdoor-Sektor konzentrierte, und dabei Sport, Bike und Textil bediente.

Spricht man heute irgendwelche Geschäftsführer von PR-Agenturen aus diesem Sektor an, stellt man fest, dass einige von ihnen die KGK-Gründer und Branchen-Veteranen Susanne Kern und Till Gottbrath als ihre Vorbilder bezeichnen. Sie sind der Grund, warum sich der eine oder andere überhaupt Richtung PR und Marketing bewegte.
Zudem verdienten viele PR- und Marketing-Branchenneulinge ihre ersten Sporen bei KGK. Große Branchenplayer wie zum Beispiel Ispo-Macher München wussten die Qualität der dortigen Ausbildung zu schätzen und bedienten sich gerne aus dem Team, das bei KGK das Geschäft von der Pike auf lernte.
Was aber immer blieb, war das dahinterstehende KGK-Gründerduo Susanne Kern-Ehrhardt und Till Gottbrath. Bevor sie sich in München zusammentaten, leitete die gelernte Schneiderin und Mode-Designerin Susanne Kern-Ehrhardt bei der Branchen-Fachzeitschrift »Textilwirtschaft« über fünf Jahre lang das Ressort Sport. Zu dieser Zeit lernte sie auch den freien Outdoor-Journalisten und -Fotographen Till Gottbrath kennen. Der gelernte Diplom-Betriebswirt, Fachrichtung Tourismus, hatte sich zuvor als erster Chefredakteur – »Ich war der einzige Redakteur, deswegen war ich der Chef« – des Publikums-Magazins »Outdoor« einen Namen gemacht. Nach einem Abstecher als Marketingleiter beim taiwanesischen Fahrradproduzenten Pacific Cycles Inc. (baut unter anderem nach wie vor den Falt-Klassiker »Birdy« von Riese & Müller) in die Bikebranche arbeitete der begeisterte Gleitschirmflieger zunächst als freier Text- und Bildjournalist sowie beratend in der Outdoor-Branche.
Stichwort Authentizität
Gemeinsam entwickelten Kern-Erhardt und Gottbrath dann die Idee einer sich ganz auf den Outdoor-Markt und verwandte Bereiche spezialisierte PR-Agentur – und das zu einer Zeit, als sich die Outdoor-Branche vom Sportsektor abgenabelt hatte. Seit 1994 stapfte sie mit einer eigenen Messe – der damaligen OutDoor in Friedrichshafen – und nicht mehr als Teil der Ispo in dem Markt. Der Schritt in die Eigenständigkeit hing auch immer mit einem Begriff zusammen, der auf keine andere PR- und Marketing-Agentur so zutraf wie auf KGK: »Authentizität«.
Die OutDoor war die erste Messe, auf der sich die Aussteller eben nicht mehr im Anzug und Krawatte blicken lassen konnten, sondern erstmals in lässig-funktionellen Outdoor-Kleidern. Nur wer eine gewisse »Authentizität« verkörperte und die Produkte, die er an seinem Stand präsentierte, auch selbst verkörperte, durfte auf dieser jungen erlauchten Messe überhaupt mitreden.
Diese Authentizität strahlt vor allem Till Gottbrath aus, der bis heute in fast jeder Outdoor Disziplin aktiv ist. Unterstützt mit dem profunden Textil Know-how von Kern-Ehrhardt, vermittelten sie gemeinsam ihren Kunden ein vorgelebtes Fachwissen, das damals viele einfach (noch) nicht draufhatten.
Selbsttests und Verbesserungsvorschläge
KGK-Kunden durften sicher sein, dass die Agentur ihren Produkten einen eingehenden Selbsttest unterzogen – und auch intern direkt »Kritik vom Fachmann/-frau« übten, die auch hier und dort zur Verbesserung dieser Produkte führte. Anders ausgedrückt: Wenn man Kern und Gottbrath auf ihre Marken ansprach, merkte man, dass sie deren Produkte auch aktiv leben. Und KGK zeigte ein für PR-Agenturen ungewöhnliches Verhalten: man arbeitete laut Gottbrath »nur für Marken, die man guten Gewissens vertreten konnte und deren Produkte man selbst gerne nutzte«. Dieses Konzept führte zu außergewöhnlich langen Kundenbeziehungen – Craft seit 1999 (mit Unterbrechungen), Arc’teryx seit 2000.
Was damals zählte, hat sich allerdings mittlerweile fast überlebt. Die Messe OutDoor ist wieder als OutDoor by Ispo in München beheimatet. Der Outdoor-Sektor streckt in Zeiten, in denen das Wachstum nicht mehr zweistellig ist, seine Fühler mehr und mehr in andere Richtungen wie zum Beispiel Lifestyle (Stichwort »urban outdoor«) aus. Heute ist jener »pure Outdoor-Geist« nicht mehr das »Must have«, dass einige KGK-Mitbewerber anstrebten, sicherlich aber nicht immer erreichten.
Corona ist Auslöser für kontrollierten Rückzug
Der Abschied von KGK hat allerdings nicht mit der vorgelebten Authentizität zu tun, die man immer noch in dieser Branche haben sollte (allerdings im PR-Sektor nicht mehr die Rolle spielt wie zuvor), sondern mit der Corona-Pandemie. Schon länger (vor Corona) war das Duo Kern/Gottbrath auf der Suche nach einem Nachfolger, der »ihr Baby« auf Kurs hält. Laut Gottbrath gab es einige vielversprechende Gespräche, die aber dann doch im Sande verliefen.
Dann kam Covid-19. Aufgrund der damit verbundenen Umsatzrückgänge sowie den unsicheren Aussichten setzten sich Gottbrath (Jahrgang 1960) und Kern (Jahrgang 1967) noch einmal zusammen und überlegten: »Selbst noch mal angreifen oder auslaufen lassen.« Schweren Herzens entschied man sich für den kontrollierten Rückzug.
Was die weiteren PR-Anfragen der aktuellen KGK-Kunden (Arc’teryx, Atomic, Craft, Eagle Creek, Evil Eye, Exped, Fibertec, Gregory, GSI Outdoors, Helinox, Kahtoola, Nova) betrifft, erreicht man deren Ansprechpartner bis Ende 2020 auf den jeweiligen Kundenseiten über die E-Mail-Adresse KUNDENNAME@k-g-k.com (z.B. atomic@k-g-k.com). Die Anfragen werden weitergeleitet.
Susanne Kern-Ehrhardt und Till Gottbrath verabschieden sich allerdings nicht komplett aus der Outdoor-Welt. Beide arbeiten künftig als Freelancer – einerseits journalistisch, andererseits als Copywriter, Netzwerker und Berater für die Branche. Vom aktuellen KGK-Mitarbeiter-Team sind einige bereits bei anderen Branchenteilnehmern untergekommen.
KGK Verabschiedungs-Statement
Gemeinsam verabschieden sie sich auf www.k-g-k.com mit folgendem Statement: »Wir danken Euch/Ihnen allen für eine unglaubliche Reise. Wir durften die vermutlich besten zwei Jahrzehnte der Sport-, Outdoor- und Bike-Branche miterleben und ein klein wenig mitgestalten. Die Reise war erlebnisreich, manchmal abenteuerlich, oft anstrengend – aber immer erfüllend und sehr schön. Wir werden viele Erinnerungen mitnehmen, und das Wunderbare ist: nicht wenige von Euch bleiben uns als echte Freunde erhalten. Es hat sich gelohnt. Tschüss, Servus, Bye-Bye, Ciao, Adieu und vor allem: bleibt gesund! Susanne und Till mit Denis, Fine, Sara, Shannon und Thomas.«

Text: Jo Beckendorff, Foto: KGK
 

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