Philippinen umwirbt Giant Group für Vor-Ort-Produktion
Die derzeit auf den Philippinen verkaufte Fahrradware ist mehrheitlich »Made in China« - hier ein Fahrradgeschäft in Lipa City.

Laut Meldung in der nationalen Tageszeitung »Manila Standard« (MS) vom 22. Juni denkt Giant Manufacturing Co., Ltd. über eine Produktionsstätte auf den Philippinen nach. Diese soll weniger das Exportgeschäft ins Visier nehmen, sondern die Nachfrage nach emissionsfreier Mobilität in der südostasiatischen Republik befriedigen.

Laut dem philippinischen Handels-Unterstaatssekretär Ceferino Rodolfo umwirbt sein Ministerium für Handel und Industrie den weltweit größten Premiumbike-Produzenten aus Taiwan, in den Philippinen zu investieren: »Die ersten Gespräche aus dem letzten Jahr bieten weiterhin einen guten Auftakt für Investitionen. Nach dem, was wir bisher besprochen haben, zeigten sie sich interessiert.«
Fakt ist, dass die verantwortliche Abteilung des Ministeriums für Handel und Industrie schon sehr bald mit einem sehr starken Wachstumskurs der Fahrrad-Inlandsnachfrage rechnet. Hintergrund: ein schon bald vom Kongress verabschiedeter Gesetzentwurf zum Schutz von Radlern. Rodolfos Rechnung: »Mit den ersten Anzeichen einer wachsende Fahrrad-Nachfrage können wir auch deren Produktion ins Inland verlagern.«
Advantage »Safe Pathways Act«
Zuvor hatte die philippinische Senatorin Pia Cayetano eine Senats- bzw. Gesetzvorlage für sichere (Fahrrad-)Wege (»Safe Pathways Act«) eingereicht. Diese schlägt die Schaffung von miteinander verbundenen Radwegen und Ausfall-Routen vor, die Radler von den stark befahrenen und oftmals von Verkehrsstaus geprägten Autostraßen fernhalten sollen. Laut Rodolfo würde der Gesetzentwurf nicht nur für eine sichere Fahrradmobilität und ein gesundes Leben stehen, sondern auch Investitionen von Fahrrad- und verwandten Unternehmen anziehen: »Wir möchten dem Gesetzentwurf eine Wendung geben. Wir hoffen, dass Investoren es interessant finden und vom Aufbau eines Fahrradmarkts auf den Philippinen partizipieren wollen.«
Fokus heimischer Markt
2014 war der RadMarkt schon einmal auf Philippinen-Recherchetour. Damals wurde die Republik als möglicher alternativer Produktionsstandort gehandelt. Hintergrund war die zum damaligen Zeitpunkt zur Diskussion stehende Auflösung des allgemeinen Präferenzschema-Status GSP-Plus seitens der EU auf Waren aus dem damals heiß gehandelten alternativen Fahrradproduktions-Standort Kambodscha, der dem Königreich die Zollfreiheit ermöglichte.
Darum ging es bei unserer 2014er-Recherche auch um eine mögliche Fahrradproduktions-Alternative auf den Philippinen, die unter anderem die EU mit Fahrradware versorgt. »Made in Philippines«-Produkte konnte mit Blick auf die EU zwar nicht mit Zollfreiheit nach GSP-Plus punkten, unterlag mit ihren Bike-Exporten in die EU aber immerhin einem GSP-reduzierten Steuersatz.
Diesmal geht es beim Thema Fahrradproduktion auf den Philippinen allerdings nicht um Bikeexporte, sondern um den heimischen Fahrrad-Markt.
Heimischer Markt in China-Hand
Zum Zeitpunkt unseres Besuchs gab es heimische Bikeproduzenten wie Collie Cycle und Procycle Industrial, die ausschließlich für den EU-Markt bauen – allerdings hauptsächlich Kinder- und Jugendräder zu Einstiegspreislagen, die hier oftmals von branchenfremden Großanbietern verkauft werden.
Einzige globale Produzentengröße war damals Shimano. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs hatten die Japaner Shimano (Philippines) Inc. in Tanauan/Batangas aber erst im Bau. Diese Tochtergesellschaft von Shimano Singapore Inc. legte 2015 los.
Der philippinische Fahrradmarkt befand sich damals (und befindet sich immer noch) in chinesischer Hand. Heimische Anbieter können mit der Billig-Massenware aus dem Reich der Mitte nicht mithalten. Nun ist das aktuelle Verhältnis zwischen beiden Ländern allerdings auch noch durch die immer wieder von China befeuerten Territorial-Konflikte im Chinesischen Meer belastet. Vielleicht auch deshalb die direkte Ansprache seitens der philippinischen Regierung Richtung Giant?
Damals gab es übrigens schon ein zartes Pflänzchen namens »sportliches Freizeit-Radeln«. In diesem Zusammenhang berichteten wir über den philippinischen Fahrrad-Importeur Weird Cycles, der damals die deutschen Marke Corratec neu aufgenommen hatte und über seine eigenen Stores und Shop-in-Shops exklusiv verkaufte.
Mehr zum Fahrradmarkt Philippinen sowie Vor- und Nachteile einer dortigen Fahrradproduktion in einer der kommenden RadMarkt-Ausgaben.

Text/Fotos: Jo Beckendorff

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