Shimano schaltet spurstabil durch das Corona-Jahr 2020
Shimano Jubiläumslogo.

Auch wenn laut Fahrradkomponenten-Marktführer Shimano Inc. die wirtschaftlichen Aktivitäten im Corona-Jahr 2020 stark eingeschränkt wurden, konnten die Japaner dank des Konsumenten-Interesses am Fahrrad und am Angelsport gegenüber dem guten Vorjahr noch ein paar Prozentpunkte zulegen. Den richtigen Wumms des einsetzenden Booms beider Geschäftsbereiche wird sich allerdings erst – darauf weist auch die revidierte Jahr 2021 Prognose hin – so richtig im diesjährigen Shimano-Jubiläumsjahr verbuchen.

Während der Nettoumsatz des Gesamtjahres 2020 um 4,1 Prozent auf 378,04 Milliarden JPY (2,99 Milliarden Euro) hochschaltete, lag das Betriebsergebnis mit einem zweistelligen Plus von 21,6 Prozent bei 82,70 Milliarden JPY (653,08 Millionen Euro). Somit lag der Nettogewinn auch mit plus 22,5 Prozent und insgesamt 63,47 Milliarden JPY (501,22 Millionen Euro) gut im Rennen.
Zum Vergleich: im Geschäftsjahr 2019 lag der Gesamtumsatz mit Blick auf das vorherige Jahr 2018 mit 4,4 Prozent im Plus, das Betriebsergebnis mit 3,5 Prozent und der Nettogewinn sogar mit 3,9 Prozent im Minus.
Geschäftsfeld Fahrradkomponenten
Nachdem die Fahrrad-Nachfrage durch den ersten Corona Lock-down im Frühjahr beängstigend einbrach, sorgte der danach einsetzende Boom für eine Nachfrage, der nicht mehr nachgekommen werden konnte.
Die gesamte Situation führte sowohl bei den Lagerbeständen der Vertriebspartnern als auch bei den Fachhändlern weltweit zu erheblichen Engpässen. Anders ausgedrückt: Die Nachfrage überstieg x das zur Verfügung stehende Angebot bei Weitem.
Unter diesen Umständen blieben die Einzelhandels-Verkäufe von Fahrrädern und fahrradbezogenen Produkten in den Überseemärkten (einschließlich Europa und Nordamerika) zwar robust. Da das Angebot mit der starken Nachfrage aber nicht Schritt halten konnte, hielt der Trend zu Engpässen in jedem Land und auf allen Ebenen an.
In Anbetracht dessen erscheint der erzielte Fahrradkomponenten-Nettoumsatz in Höhe von 297,78 Milliarden JPY (2,35 Milliarden Euro) mit seinem Plus von gerade einmal 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr irgendwie ernüchternd. Dafür sieht das Betriebsergebnis mit einem Plus von 18,4 Prozent auf insgesamt 68,49 Milliarden JPY (540,88 Millionen Euro) schon besser aus.
Geschäftsfeld Angelausrüstung
Nach dem ersten Corona-bedingten Lock-down erlebte das Angel- wie das Fahrradkomponenten-Geschäft der Nippon-Größe auch einen Boom. Somit fiel der Nettoumsatz 2020 mit seinen 79,91 Milliarden JPY (631,02 Millionen Euro) und einem Plus von 9,7 Prozent sehr erfreulich aus. Das Betriebsergebnis in Höhe von 14,26 Milliarden JPY (112,61 Millionen Euro) konnte gegenüber dem Vorjahr sogar um 39,6 Prozent zulegen.
Geschäftsfeld Sonstiges
Der Nettoumsatz dieses im Vergleich sehr kleinem Shimano-Geschäftsfelds bewegte sich mit 356 Millionen JPY (2,81 Millionen Euro) und einem Plus von 0,8 Prozent quasi auf Vorjahresniveau. Allerdings wurde damit ein Betriebsverlust von 57 Millionen Yen (0,45 Millionen Euro) eingefahren. Zum Vergleich: im Vorjahr lag der noch bei 59 Millionen JPY (0,47 Millionen Euro).
Ausblick
Obwohl es einige vielversprechende Anzeichen für eine wirtschaftliche Erholung gibt – in diesem Zusammenhang verweist Shimano auf den Beginn der Corona-Impfungen etc. – bleiben Unsicherheiten über die vollständige Erholung der wirtschaftlichen Aktivitäten bestehen. In der Zwischenzeit wird mit Blick auf die Verhinderung der Ausbreitung von Covid-19 erwartet, dass das Interesse an Outdoor-Freizeitaktivitäten anhalten wird.
Dazu heißt es im Shimano-Geschäftsbericht: »In Europa wird erwartet, dass die durch den Brexit verursachten wirtschaftlichen Turbulenzen durch den Abschluss eines Freihandels-Abkommens vermieden werden. In China werden die Auswirkungen von Covid-19 nachlassen und es wird erwartet, dass sich die wirtschaftliche Erholung – angetrieben durch den privaten Konsum – fortsetzt. In den USA kam die Biden-Administration an die Macht, und es wird zusätzliche finanzielle Unterstützung durch die Regierung erwartet. Allerdings könnte die soziale Instabilität aufgrund der politischen Spaltung die wirtschaftliche Erholung bremsen. In Japan wird der Konsumrückgang nicht vollständig aufgeholt, da die Infektionstendenzen sich direkt auf die Verbraucherstimmung auswirken und Bedenken hinsichtlich der Auswirkungen auf die Durchführung der Olympischen und Paralympischen Spiele in Tokio vorherrschen, und das Tempo der wirtschaftlichen Erholung wird als moderat eingeschätzt«.
Unter all diesen Umständen betonen die Japaner zum einen ihr Bestreben, als »entwicklungsorientiertes digitales Fertigungsunternehmen« japanischen Ursprungs »fesselnde Produkte« zu entwickeln und herzustellen. Zum anderen würden die günstigen Trends in der Fahrrad- und Angelausrüstungs-Nachfrage genau beobachtet. Als »wertschöpfendes Unternehmen« wolle man Schritt für Schritt vorankommen. Anders ausgedrückt: Die Japaner werden jetzt nicht auf Deubel komm raus die Produktion hochfahren.
Dazu heißt es eher vorsichtig aus der Firmenzentrale in Sakai City: »Wir werden uns bemühen, die Effizienz des Managements weiter zu verbessern und ein nachhaltiges Unternehmens-Wachstum anzustreben, indem wir die Schaffung einer neuen Fahrrad- und Angelkultur verfolgen.«
Was doch überrascht: über die aktuelle Lieferketten-Problematik verliert Shimano im vorliegenden Geschäftsbericht kein Wort.
Justierte Jahresprognose 2021
Nichtsdestotrotz hat Shimano seine Prognose für die konsolidierte Geschäftsentwicklung für sein Jubiläumsjahr 2021 hochgefahren. Nun geht man von einem diesjährigen Nettoumsatz von 455,5 Milliarden JPY (3,6 Milliarden Euro) aus, einem Betriebsergebnis von 105 Milliarden JPY (829,01 Millionen Euro) und einem Nettogewinn von 76,5 Milliarden JPY (603,99 Millionen Euro). Diese Zahlen liegen (in genau dieser Reihenfolge) 20,5, 27 und 20,5 Prozent über der vorab kommunizierten Jahresprognose.

Text: Jo Beckendorff

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