Sportbranche trauert um Urgestein Gerd Bittl

München und die bundesweite Sportfachhandels-Szene trauern. Gerd Bittl (Bild) – der bekannte Senior-Chef von Sport- und Fahrradhändler Bittl Schuhe + Sport GmbH (Sport Bittl) – ist in der Nacht vom 23. Dezember auf Heiligabend im Alter von 74 Jahren an einem Krebsleiden verstorben

Gerd Bittl war in das 1949 als Schuhgeschäft von seinen Eltern Karl und Ottie Bittl gegründete Familienunternehmen im Norden der Bayernmetropole 1959 mit eingestiegen. 1972 wurde er Geschäftsführer und lenkte den Familienbetrieb Schritt für Schritt Richtung Sport. Dieses setzt sich seit 1974 auch gut mit Fahrradverkäufen in Szene. 1978 gründete Bittl gemeinsam mit sechs bayerischen und einem großen Bochumer Sportfachhändler die Sport ¬Einkaufsgruppe „Bavarian“. Dieses Netzwerk ermöglichte neben günstigerem Einkauf auch Synergieeffekte in anderen Bereichen wie zum Beispiel beim gemeinsamen werblichen Auftritt. Bereits 1989 nahm der Münchener als einer der ersten Großen in Deutschland den aus USA kommenden Mountainbike-Trend in seiner Fahrradabteilung auf.
Unter Gerd Bittl expandierte das Unternehmen im Großraum München auf drei Sportgeschäfte, einen Lagerverkauf sowie einen gut gehenden Versand– und Internet-Handel. Sohn Stefan – schon seit Jahren als Mit-Geschäftsführer das Tagesgeschäft lenkendwird das Familienunternehmen weiterführen.
Die Münchener Abendzeitung schrieb zum Tod des typisch Münchener Sport-Urgesteins: „Gerd Bittl, immer gekleidet wie aus dem Ei gepellt, war ein geschäftlicher Fuchs, dem es trotz Innenstadt-Konkurrenz gelang, mit seinen Sportgeschäften am Münchner Stadtrand ‚ein bittl besser’ zu sein.“
Dass er sich dabei in der Branche nicht immer Freunde schuf, ist klar. Speziell in der Wintersaison schauten bundesweit Sporthändler verängstigt nach München, wenn Sport Bittl immer wieder neue Hartwaren-Preisbrecher kreierte. Für die war er bekannt. Hier zahlte man eben „ein bittl weniger“. Oftmals mußte die Konkurrenz missmutig nachziehen (selbst lange vor den Zeiten des Internets). Somit bestimmte Bittl nicht nur die VK-Preise in und um München, sondern bundesweit.
Nicht ganz so kontrovers gestalten sich seine Fahrradprodukt-Verkäufe. Auch hier gibt es Preisknüller. Diese liegen aber nicht so stark unter jenen der Konkurrenz wie das zu Zeiten des Ski- und Snowboard-Booms der Fall war.
Auch privat war Gerd Bittl ein Sportsmann. Zu seinem Hobby gehörten Hundeschlitten-Rennen. Als Musher nahm er an diversen großen bekannten Rennen in Alaska sowie Skandinavien teil. Das Hobby Hundeschlittenrennen teilte er übrigens mit seinem Sohn Stefan, der bei den Open North American Championships (ONAC) in Fairbanks/Alaska – dem Mekka des Schlittenhundesports – in den Jahren 2002 sowie 2003 jeweils den Sprung „aufs Stockkerl“ schaffte.
Laut Stefan Bittl war sein Vater schon vor Wochen und aufgrund seines schweren Krebsleidens in der Palliativeinrichtung des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder eingeliefert worden. Dort sei er auch in der Nacht vom 23. Dezember auf Heiligabend im Beisein der Familie friedlich eingeschlafen.

Text: Jo Beckendorff/Foto: Sport Bittl

 
 

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