Auf einer diesjährig am Vortag der Taipei Cycle Show (TCS)Eröffnung stattfindenden News-Conference gaben Vertreter der Stadt Utrecht erstmals in Asien bekannt, im Jahr 2020 Gastgeber der ersten Ertappe des spanischen Radrennens Vuelta a Espana zu sein. Damit ist die niederländische Großstadt laut Angaben des anwesenden Vize-Bürgermeisters Klaas Verschuure »die erste Stadt der Welt, die Gastgeber einer Etappe der drei großen Rennrad-Rennen Tour de France, Giro d‘Italia und Vuelta a Espana war«. Das war allerdings nicht der einzige Grund, warum Asien größte Fahrradmesse eine Delegation der Stadt Utrecht eingeladen hatte. Es ging auch um das Thema Fahrrad und urbane Mobilität. Kann man in Taiwan so eine Fahrrad-Mobilitätskultur wie in den Niederlanden erschaffen?
Was das von einer Fahrradproduktions- zu einer Fahrradfahrer-Nation gewandelte Taiwan vor allem erfahren wollte: Wie lässt sich das Fahrrad als Mobilitätsmobil der letzten Meile am besten in Szene setzen? Fahrräder kommen bisher in der Fahrrad-Produktionsnation Taiwan vor allem als Sportgerät zum Einsatz.
Laut Verschuure (Bildmitte) ist Utrecht »eine der größten Fahrradstädte der Welt. Mit 1.800 Kilometern Fahrrad-Wegen und -Schnellwegen, die die Stadt mit dem 45 nördlich gelegenen Amsterdam verbinden, können gerade E-Bikes eine echte Alternative zum Auto sein.«
Movares-Chefin Simone Jorink (Bild links) brachte in ihrer Rolle als verantwortliche Beraterin der Dutch Cycling Embassy das neue Fahrrad-Parkhaus ins Spiel, das laut ihren Angaben »mit seinen 12.500 Standplätzen das größte Fahrrad-Parkhaus der Welt ist.« Und die (Innen-)Stadt merklich zum Besseren verändert hätte.
Ties Carlier (Bild rechts), der zusammen mit seinem Bruder Taco vor etwa zehn Jahren das Utrechter Fahrrad-Unternehmen van Moof gegründet hat und lenkt, schlug dann den Bogen nach Taiwan: »Das E-Bike vergrößert den durchschnittlich zurückgelegten Fahrradweg von drei bis fünf auf bis zu zehn Kilometer. Das macht es auch für jüngere Menschen so interessant. Und beim Thema E-Bike spielt Taiwan mit seinem Fahrrad- und IT-Knowhow eine wichtige Rolle. Was mittlerweile dazu geführt hat, dass wir unsere konventionellen Fahrrad-Modelle in den Niederlanden und unsere E-Bikes in Taiwan bauen lassen.« Anders ausgedrückt: »Heute muss man für High-end einfach nach Taiwan.«
Taiwans stellvertretender Minister des Transportministerium Kwo-Tsai Wang (3. von rechts) wollte da nicht zurückstehen: »Auch wir haben in eine effiziente Transport-Infrastruktur investiert.« Dabei verweist er neben den HSR-Schnellzügen auch auf Radwege mit einer Gesamtlänge von 2.440 Kilometer, die landesweit gebaut wurden: »Von 2015 bis 2018 haben wir die Fahrrad-Runde um die Insel Taiwan herum mit einem Netzwerk von 25 Radwegen komplettiert. Damit hoffen wir, sowohl für Einheimische als auch Touristen eine sichere Fahrrad-Nutzung geschaffen zu haben.«
Des Weiteren meldete sich Vicky Yang (3. von links) – als CEO von Cycling Lifestyle Foundation in Taiwan auch für das nationale Mietrad-System YouBike verantwortlich – zu Wort. Während ihrer allerersten Fahrrad-Studien haben sie dreimal Utrecht besucht. Dort habe sie auf der dritten Tour Taipehs mitreisenden Bürgermeister Wen-je Ko davon überzeugen können, in YouBike zu investieren: »Heute ist YouBike in sieben taiwanesischen und zwei chinesischen Städten im Markt.«Letztendlich kam man zu dem Entschluss, dass die Fahrrad-Königreiche Taiwan und Niederlande viel voneinander lernen können. Ein weiterer Austausch sei durchaus sinnvoll.
Text/Foto: Jo Beckendorff