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Tschechien: Produzent Bike Fun International steht vor Übernahme
In Kopřivnice zu Hause: Tschechiens Bikeproduzent BFI.

Laut diversen Medienberichten in Tschechien steht der größte heimische Fahrradproduzent Bike Fun International s. r. o. (BFI) kurz vor einer Übernahme. Wenn die verantwortlichen Aufsichtsbehörden dem Verkauf zustimmen, wird sich der Anbieter aus Kopřivnice (16 Kilometer südlich vom Flughafen Ostrava) schon bald in heimischer Hand befinden. Über den vereinbarten Kaufpreis werden allerdings weder vom Verkäufer noch vom Käufer Angaben herausgegeben.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt befindet sich das im Jahr 2002 gegründete Bikeproduzent zu 100 Prozent in den Händen einer (nicht näher benannten) niederländischen Investorengruppe. Jetzt will der tschechische Milliardär Tomáš Němec BFI komplett übernehmen.
Schillernde Persönlichkeit
Der einstige Miteigentümer der Reifengröße Mitas (heute in Händen des schwedischen Kunststoff-Konzerns Trelleborg AB) hat an mehreren Fronten investiert. Dabei spielte das Thema Sport immer eine dominierende Rolle.
Als ehemalige Skirennläufer kaufte er zunächst den heimischen Skihersteller Sporten Inc. Der baut an seinem Stammsitz in Nové Město na Moravě Ski für diverse Weltmarken. 2018 hat Němec dann über sein Unternehmen ConsilSport die Mehrheit am traditionellen österreichische Skimarke Kästle übernommen. Der Sitz von Kästle-Tschechien ist nun beim Produzenten Sporten.
Kästle Bikes
Übrigens: Unter dem Markennamen Kästle wurden bereits auch immer wieder Fahrräder angeboten. Gut möglich also, dass es – selbst wenn BFI neben seinem Auftragsgeschäft für anderen Bikemarken auch bestens mit seinen eigenen Bikemarken Frappé, Rock Machine und Superior aufgestellt ist – auch Kästle-Bikes made by BFI geben könnte.
Fahrradprodukt-Marken im Němec-Anlageportfolio
Neben Sporten und Kästle ist Němec auch Eigentümer der tschechischen Vertriebsgesellschaft LevelSportKoncept Ltd. Dieser Sport- und Fahrradartikel-Importeur mit Sitz in Prag lenkt in seiner Heimat renommierte Marken wie 100%, Oakley, POC, Maloja, Mizuno, Spank etc.pp. Außerdem hält der Milliardär einen Anteil von einem Zehntel am heimischen Wintersport-Gebiet Špindlerův Mlýn (deutsch: Spinlermühle) im Riesengebirge in seinem Anlageportfolio.
E-Bikes im Fokus
In einem Interview mit der tschechischen Tageszeitung »Hospodářské noviny« erklärte Tomáš Němec bereits Ende Oktober, dass er nach seinem Reifengeschäft, mit dem er groß geworden ist, und seinem aktuellen Sport-Geschäft nun auch Interesse an Fahrrädern in seinem Portfolio hat. Dabei hat er mit Blick auf E-Bikes und Mobilität egienen Angaben zufolge nicht nur den heimischen, sondern den internationalen Markt (und hier wohl zuallererst den hochwertigen E-Bike-Markt EU) im Auge.
BFI-Überblick
Mit dem Thema E-Bike konnte BFI bereits bestens wachsen. Verließen im Jahr 2018 noch 16.463 E-Bikes die Produktion in Kopřivnice, konnte deren Zahl im Jahr 2019 bereits mit 35.742 Einheiten mehr als verdoppelt werden.
Insgesamt erzielte BFI im Jahr 2018 mit dem Verkauf von 157.324 Fahrrädern und E-Bikes einen Gesamtumsatz von 52,35 Millionen Euro. Ein Jahr später waren es dann schon 202.945 Einheiten (plus 29 Prozent) mit einem Gesamtumsatz von 88,35 Millionen Euro (plus 68,8 Prozent). Dank E-Bike stieg auch der Durchschnittspreis der von BFI produzierten Fahrräder und E-Bikes von 327 Euro im Jahr 2018 auf 379 Euro (plus 15,9 Prozent) im Jahr 2019. Noch besser sieht es beim letztendlichen Bilanzgewinns aus: lag der 2018 bei 389.000 Euro, waren es ein Jahr später schon 3,14 Millionen Euro.
BFI-Ausblick
Ende letzten Jahres hatte das BFI-Management in seinem Ausblick auf 2020 erklärt, den E-Bike-Verkauf »innerhalb der nächsten Jahre« jedes Jahr um 50 Prozent zu steigern. Um dieses Ziel zu erreichen, waren vier automatisch angetriebene zusätzliche Montagelinien geplant, sodass man letztendlich auf eine E-Bike-Jahresproduktion von 90.000 Einheiten kommen kann. Für 2020 ging das Management um BFI-CEO Mark de Kwant von einer E-Bike-Produktion und -Verkauf von über 50.000 Einheiten aus. Damit peilte man einen Gesamtumsatz von 100 Millionen Euro an.
Ob dieses hoch gegriffene Ziel im herausfordernden Corina-Jahr tatsächlich erreicht wird? Das kann der RadMarkt derzeit nicht beantworten.
Letztendlich noch der Hinweis, dass das aktuelle Management laut Meldungen aus Tschechien auch nach der bevorstehenden Übernahme an Bord bleiben soll. Insgesamt beschäftig BFI derzeit fast 500 Mitarbeiter.

Text: Jo Beckendorff, Foto: 2x BFI, 1x Jo Beckendorff

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