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Vietnam: neue Corona-Regelungen mit Antragstellung auf Wiedereröffnung in der grünen Zone
Warten auf Wiedereröffnung: Taiwans Fahrrad-Fabriken wie Rahmenbauer Astro-Tech & Co. in der Vietnam-Provinz Binh Duong.

In der aktuellen RadMarkt-Ausgabe 9/2021 berichteten wir über die angespannte Corona-Situation in Vietnam. Um der grassierenden Delta-Variante Einhalt zu gebieten, befindet sich das Land auf Regierungsbeschluss seit sage und schreibe zwei Monaten im Lockdown. Der sollte offiziell gestern (15. September) aufgehoben werden. Seit heute (16. September) ist in einigen ausgesuchten Landesteilen die Beantragung einer ersten vorsichtigen Fabriköffnung möglich. Allerdings gibt es dabei seitens der Regierung strenge Auflagen, die es einzuhalten gilt. Hier ein Überblick.

Vorab ein kurzer Blick zurück: seit dem 16. Juli sind in Vietnam alle Fabriken geschlossen – genauer gesagt all jene, die ihre Mitarbeitern nicht auf dem Firmengelände komplett einkasernieren und versorgen können. Dies war die einzige Möglichkeit, den Betrieb via staatlicher Ausnahmegenehmigung weiter laufen zu lassen.
Fahrrad-Fabriken waren nicht dabei, weil sie keine Unterkünfte und sonstige Einrichtungen für die Arbeiter auf ihrem Firmengelände haben, die für so eine autarke Versorgung nötig gewesen wäre.
Nun gelten neue Regelungen. Öffnen dürfen demnächst ausschließlich Fabriken, die in der sogenannten grünen Zone in den von der Regierung veröffentlichen geographischen Lageplänen liegen (ein dementsprechender Lageplan der Provinz Binh Duong siehe unten). Fabriken in der grünen Zone können eine Regierungsgenehmigung beantragen und müssen dabei versichern, folgende Regelungen einzuhalten:

1. Fertigstellung einer beweglichen medizinische (Test-)Station vor dem 15. Oktober.
2. Alle Arbeiter müssen entweder die zweite Impfung abgeschlossen, sich 14 Tage vorher vom Covid 19-Virus erholt oder die erste Impfung 14 Tage vorher abgeschlossen haben.
3. Alle Arbeiter müssen versprechen, nur zwischen der Fabrik und ihrer Unterkunft zu pendeln. Die Fabrikbesitzer müssen einen Shuttlebus organisieren, der alle Arbeiter auf ihre Kosten abholt und nach Hause bringt.
4. Wenn zwei Arbeiter am Montageband keinen Abstand von ein oder zwei Meter einhalten können, muss der Fabrikbesitzer Schutzbrillen zur Verfügung stellen. Zudem dürfen die Arbeiter am Montageband weder reden noch trinken.
5. Arbeiter müssen alle drei Tage eine vom Fabrikbesitzer bezahlte Schnelluntersuchung durchführen.
6.  Alle Fabriken müssen einen Vertrag mit einem Krankenhaus abschließen, das aufgesucht werden kann, wenn örtliche Krankenstation bei leichten Symptomfällen überlastet sind.

Diese Regelungen gelten ausschließlich für in der grünen Zone gelegene Betriebe. Fabriken in der gelben und roten Zone dürfen keinen Antrag auf Genehmigung einer Wiedereröffnung stellen.

Impfquote zumindest im Großraum Ho Chi Minh City sehr hoch
Laut Vietnam-Regierung liegt die landesweite Impfquote derzeit bei 30 Prozent (Stand: 14. September). Die gute Nachricht: In der südlichen Metropole Ho Chi Minh City (vormals Saigon) soll sie sogar bei 100 Prozent liegen. In der nördlich davon gelegenen Provinz Binh Duong, die neben Landwirtschaft von riesigen Industriezonen und deren Fabriken lebt, die für den Weltmarkt produzieren, soll sie zumindest bei den Erwachsenen auch schon bei 91 Prozent liegen.

Fahrrad-Fabriken in der derzeit grünen Binh Duong-Zone zu Hause
In der prosperierenden Provinz Binh Duong sind auch jene von den taiwanesischen Fahrradproduzenten aufgezogenen Fahrrad- und Fahrradteile-Fabriken zu Hause, die für die westliche Welt produzieren. Somit haben sie nun auch schon besagte Regierungsgenehmigung zur Wiedereröffnung beantragt. Dies bestätigte zum Beispiel der dort gelegene Rahmenbauer Astro-Tech dem RadMarkt auf Nachfrage. Wie lange die Bearbeitung dieser Anträge seitens des Staates dauert, ist allerdings momentan nicht abzusehen. Da für die Fertigstellung einer beweglichen medizinischen (Test-)Station aber das Datum 15. Oktober genannt wird (siehe oben), ist wohl davon auszugehen, dass keine Fabrik vor diesem Datum wieder wird durchstarten können.

Lieferproblematik verschiebt sich weiter dramatisch nach hinten
Was das für den Markt bedeutet?  Vor allem eine weitere Verschärfung der Lieferproblematik, die es in sich hat. Wobei die bisherige Prognose, dass ein Anfahren der Produktion bis zur Kapazitätsauslastung einen Zeitraum von ein bis zwei Monate in Anspruch nehmen soll, nach so langer Lockdown-Zeit auch schon wieder revidiert wurde. Pessimistische Stimmen gehen von einem Zeitraum von fünf bis sechs Monaten aus, die die Fabriken nach Wiedereröffnung und bis zum Erreichen ihres normalen Betriebsniveaus brauchen werden.
Somit halten sich auch die in Vietnam produzierenden Fahrrad-Fabriken mit etwaigen Prognosen eher zurück. Nur soviel: Astro-Tech hofft, dass »wir bald gute Nachrichten erhalten«.

Text/Foto: Jo Beckendorff, Abb.:Vietnam Ministry of Health

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