»Benno is back» hallt es aus Kalifornien. Benno Baenziger – zusammen mit Jeano Erforth das Berliner Duo, das einst nach Amerika auswanderte und dort mit ihrer 1993 gegründeten Fahrradmarke Electra das internationale Cruiser-Revival einläuteten – meldet sich in der Fahrradbranche zurück.
Auch wenn es in den letzten Jahren in der Branche ruhig um den »Berliner Schweizer« geworden ist: Baenziger war nie richtig weg. Warum man weniger von ihm hörte mag auch daran liegen, dass er weiter seinen kalifornischen Traum lebt und sich unter anderem ein Haus gebaut hat. Gleichzeitig lief aber schon – basierend auf seinen in den letzten Jahren gesammelten persönlichen Erfahrungen in Sachen Transport- und Alltagsrad – die Idee eines Neustarts.
Zuallererst möchte Baenziger im Gespräch mit dem RadMarkt eines klarstellen: »Benno Bikes ist kein Electra-Replay! Die Motivation für Benno Bikes kommt aus der Utility-Ecke.«
Anfangs beschäftigte sich Baenziger ausschließlich mit der Idee eines Cargo-Bike. Dazu kam es aus folgenden Gründen: »Wenn man sich das genau anschaut, gibt es für Amerikaner vier Gründe, die sie vom Radfahren abhalten: Entweder ist das Ziel zu weit weg, der Weg dorthin zu hügelig, man kommt verschwitzt dort an und man kann nicht alles mitschleppen.«
Somit war für Baenziger klar: »Es muss ein cooles Cargobike her – und das am besten mit E-Antrieb.» Besonders stolz ist der »Schweizer Berliner« , dass er als kleiner Anbieter den europäischen E-Antriebs-Marktführer Bosch für Benno Bikes gewinnen konnte: »Das war ein echter Coup – zeigt aber auch das Interesse von Bosch an dieser Fahrrad-Kategorie.«
Was Baenziger im Zusammenspiel von Cargo und »e» so spannend findet: »Die Ausrede, dass man auf die E-Motorhilfe alleine wegen der Transportlast setzt, ist genial. Somit wird man viele an das Thema E-Bike heranführen können, die das bisher kategorisch abgelehnt haben.«
Was macht das von Baenziger jetzt präsentierte E-Cargobike »Boost E» sowie die ohne »e» antretende Cargobike-Linie »Carry On» so anders? Zuallererst auffallend: Die im Vergleich kleinen fetten 24-Zoll-Reifen. Da habe er viel ausprobiert. 20-Zoll-Reifen wären für die Gesamtkonstruktion einfach zu schwierig gewesen. »Ich wollte aber auf jeden Fall kleine Laufräder, um den Schwerpunkt so niedrig wie möglich zu legen. Das macht die ganze Sache stabiler. Und dann wollte ich für das Cargobike dicke Reifen, die etwaige Stöße gut abfedern. Für die Benno Cargobikes habe ich extra 2,6 Zoll breite Custom-24 Zoll-Reifen geordert.«
Dass Benno Bikes nicht nur Cargo-Modelle anbietet, liegt laut Baenziger »an der Bitte viele alter Fahrradfreunde, die neue Marke mit einer kompletten Casual Bike-Kollektion in den Markt zu schicken«. Somit wird die erste Benno Bikes Range mit den Linien »Ballooner» (Stadträder im Retrostyle) und »Upright« (Cruiser) abgerundet – »ohne dabei die Grundidee dieser neuen Marke aus den Augen zu verlieren. Alles rolle unter dem Mantra »Urban Transportation«. Insgesamt debütiert Benno Bikes mit neun in verschiedenen Farbvariationen antretenden Modellen.
Erste Benno-Bikes sind bereits in den australischen Markt gerollt. Dort läuft das Geschäft über den Großhändler Southcott Cycle Division. Mitte des Jahres wird der US-Fachhandel beliefert. Während die Zentrale von Benno Bikes LLC in Kalifornien zu Hause ist, befinden sich Amerika-Vertrieb und -Lager in Phoenix/Arizona.
Baenziger ist sich sicher, dass seine neue Bikemarke auch in Europa gut angenommen wird. Da er aber nicht auf der Eurobike ausstellt, wäre es schwierig, aus Kalifornien heraus Kontakte nach Europa aufzubauen. Generell sei er auf der Suche nach einem passenden Europa-Vertrieb oder jeweiligen Landesimporteuren. Anfragen und alle weiteren Informationen über www.bennobikes.com.
Die Marke Electra ist übrigens seit 2014 in den Händen der Trek Bicycle Group.
Text: Jo Beckendorff, Fotos: Mark Clifford