In einem offenen Brief erhebt der führende US-Fahrradlobby-Verband PeopleForBikes (vormals Bikes Belong) in Anbetracht der aktuell anhaltenden landesweiten Unruhen seine Stimme und bezieht betont selbstkritisch Stellung. Sicherlich öffnet dieser Appell auch vielen Außenstehenden die Augen, wie dramatisch dort die derzeitige Situation mit Gewaltexzessen und Plünderungen überhaupt ist. Deshalb hier der komplette Aufruf im (übersetzten) Original-Wortlaut.
»Rassismus und Bigotterie sind in Amerika inakzeptabel – überall inakzeptabel. Die jüngsten Ereignisse haben stärker ins Blickfeld gerückt, dass wir es als Nation grundsätzlich versäumt haben, die langfristigen Probleme der systemischen Rassenungerechtigkeit, der Polizeibrutalität und der Vorherrschaft der Weißen anzugehen. Während wir uns mit den harten gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie auseinandersetzen, erkennen wir an, dass wir unser Engagement für Respekt, Vielfalt, Gleichberechtigung und Integration unverzüglich und dramatisch verstärken müssen. Dazu sind beispiellose Maßnahmen und Einigkeit erforderlich.
Wir sind Teil des Problems. Wir bedauern zutiefst, dass es bis jetzt gedauert hat, bis wir unsere Stimme erheben konnten.
Als eine der führenden Fahrradlobby-Organisationen der Nation mit geschäftlichen und individuellen Unterstützern muss PeopleForBikes mehr tun, um Amerika zu dienen, zu unterstützen und zu vereinen.
Zu Recht erwartet die Fahrradindustrie und jeder einzelne Radfahrer von uns eine Führungsrolle. Wir wissen, dass viele unbequeme Gespräche erforderlich sein werden.
Die Fahrradindustrie und PeopleForBikes haben bei der Förderung des Radsports bei unterschiedlichen Zielgruppen keine gute Arbeit geleistet. Wir haben auch Mühe gehabt, Menschen unterschiedlicher Hautfarbe und mit unterschiedlichem Hintergrund, die das Gefüge unserer Nation vollständig widerspiegeln, zu finden, einzustellen und zu fördern. Wir unterstützen die Entwicklung eines gerechten Zugangs für alle zu sicheren Fahrrad-Netzwerken, die eine Verbindung zu Arbeitsplätzen, Bildung und anderen wichtigen Dienstleistungen herstellen. Wir wissen, dass wir mehr zu diesem Ziel beitragen müssen und wir glauben, dass diese Arbeit die Chancen verbessern, die soziale Gerechtigkeit erhöhen und eine Gemeinschaft aufbauen wird.
Daher müssen wir mithelfen, Barrieren abzubauen, die Andersfarbige daran hindern, sich in ihrer eigenen Heimatstadt sicher fortzubewegen. Leider bedeutet Sicherheit auf dem Fahrrad viel mehr als für viele die Sorge um ihr Auto – sie schließt die Angst vor rassistischen Profilen, Übergriffen oder Schlimmerem ein.
Wir sind dazu verpflichtet, in allen unseren Einflussbereichen mit unseren Partnern auf Bundesebene, in den Kommunalverwaltungen, in der Fahrradindustrie, bei Mietrad-Anbietern und den Befürwortern von Transport und Freizeitaktivitäten zusammenzuarbeiten.
Wir müssen auch zuhören und lernen. Wir haben nicht alle Antworten, aber wir wissen, dass wir mehr tun und es besser machen müssen. Für diejenigen, deren Stimmen in der Vergangenheit zum Schweigen gebracht wurden: wir hören Euch und wir hören zu. Wir sind langfristig dabei und setzen uns für die harte Arbeit ein, die unserer Nation helfen wird, gemeinsam voranzukommen.«
Das PeopleForBikes-Team
Vorspann und Übersetzung: Jo Beckendorff, Foto: Jo Beckendorff