Bei dem im Zuge eines Schutzschirmverfahrens in Eigenverwaltung hart auf Sanierungskurs gesetzten deutschen Warenhaus-Zusammenschluss Galeria Karstadt Kaufhof trifft es nun auch deren Tochter Karstadt Sports. Nachdem letzte Woche bereits bekannt gegeben wurde, dass im Rahmen der Gesundung des Unternehmens bundesweit ein Drittel aller Kaufhaus-Filialen schließen, wurde kurz darauf auch darüber informiert, dass auch 20 der alles in allem 30 bestehenden Karstadt Sports-Häuser dem harten Gesundschrumpfungs-Kurs zum Opfer fallen werden.
Laut Meldungen diverser Tageszeitungen sind unter anderen die Karstadt Sports-Standorte Essen, Dortmund, Düsseldorf, Hamburg, Köln und München von der Schließung betroffen. Außerdem soll die Hauptverwaltung von Karstadt Sports in Essen dicht machen. Mit den nur einen Tag nach Bekanntgabe von Warenhaus-Schließungen bekannt gegebenen Sporthaus-Schließungen fallen weitere 700 Arbeitsplätze weg.
Somit werden im Zuge der Sanierung nicht nur ein Drittel (= 62 von 172) aller Galeria Karstadt Kaufhof-Warenhäuser dicht machen, sondern auch zwei Drittel (= 20 von 30) aller Karstadt-Sporthäuser. Laut Schätzungen unterschiedlicher Quellen fallen insgesamt zwischen 5.300 und 7.500 der aktuellen 28.000 Waren- und Sporthaus-Arbeitsplätze weg. Dieser markante Einschnitt ist laut den derzeit eingesetzten Sanierungsexperten »unvermeidlich und ohne Alternative«.
Als Signa Holding im Jahr 2018 mit der Übernahme von Galeria Kaufhof die vorab oftmals diskutierte deutsche Warenhaus-Lösung vorantrieb (damals hielt Signa Retail Group bereits Karstadt), waren beide traditionellen Warenhäuser bereits angeschlagen. Letztjährige Gesundungsmaßnahmen verpufften. Die diesjährige Corona-Krise mit Lock-Down setzte dem Ganzen dann letztendlich die Krone auf. Somit musste der Riese wie damals vom RadMarkt berichtet im April 2020 ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung einleiten. Dieses gilt quasi als Vorstufe zur Insolvenz.
Karstadt Sports hatte früher auch einmal Fahrrad-Hartware verkauft (u.a. unter dem Eigenmarken-Namen Alex), sich dann aber mit Blick auf das Thema Fahrrad auf Bekleidung und Teile/Accessoires fokussiert.
Die Warenhaus- und Sporthaus-Schließungen sorgen allerdings nicht nur wegen der Arbeitsplatz-Vernichtung für Besorgnis. Da die jeweiligen Häuser in bester Citylage zu Hause sind, seien sie systemrelevant. Anders ausgedrückt: wenn sie dichtmachen, betrifft das auch den umliegenden Einzelhandel in der Stadt. Wenn der dann auch fallen sollte, sind weitere Arbeitsplätze in Gefahr – ganz zu schweigen von einer dann einsetzenden Verödung der Innenstädte.
Letztendlich noch der Hinweis, dass neben Galeria Karstadt Kaufhof mit Karstadt Sports auch noch der auch Fahrradprodukte verkaufende Sportscheck zur Signa Retail Group gehört. Den ebenfalls schwankenden deutschen Sportfilialsten hatte Signa Retail Ende 2019 von Otto Group übernommen. Der ist allerdings nicht von dem laufenden Galeria Karstadt Kaufhof-Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung betroffen.
Text: Jo Beckendorff