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Rahmenbauer Astro stellt mit Fünf-Punkte-Plan seine Zukunftsweichen
Die tiefe Krise der globalen Fahrradbranche hat Taiwans Rahmenbauer Rahmenbauer Astro Tech Co., Ltd. dazu genutzt, für seine künftigen Wachstumspläne eine klare und konkrete strategische Ausrichtung zu entwickeln. Wie die genau aussieht und was sie mit einem neuen Werk des mittlerweile seit 24 Jahren auch in Vietnam produzierenden Anbieters zu tun hat, erfahren Sie hier.
So soll die sich derzeit nach LEED-Standard im Bau befindende neue Vietnam-Fabrik von Astro im Phu Chanh Industrial Park einmal aussehen. Die Inbetriebnahme ist für die zweite Jahreshälfte 2026 geplant. Foto: AstroFoto: Astro
Schaut in der Krise optimistisch nach vorne und hat zusammen mit seinem Team bereits die Zukunftsweichen gestellt: Astro Präsident Samuel Hu.
Schaut in der Krise optimistisch nach vorne und hat zusammen mit seinem Team bereits die Zukunftsweichen gestellt: Astro Präsident Samuel Hu.Foto: Jo Beckendorff

Bevor Astro-Präsident Samuel Hu Einzelheiten zum neuen Astro Tech-Werk in Vietnam, das nach dem LEED-Standard (LEED = »Leadership in Energy and Environmental Design) gebaut und 2026 in Betrieb genommen werden soll, genauer eingeht, schaut er auf den aktuellen Istzustand.
Die Branche befinde sich an einem kritischen Punkt, der sie vor einige Herausforderungen und Veränderungen stellt. Um langfristiges Wachstum zu gewährleisten, muss ein Gleichgewicht zwischen Marktanforderungen und Umweltzielen gefunden werden.
Darum hat Astro ein klares Konzept für seine Produktionsstandorte »und die Planung von Talenten sowohl in Taiwan als auch Vietnam« erstellt. Außerdem wird derzeit aktiv – Stichwort Marktnähe – das Potenzial für den Aufbau eines Produktionsstandorts in Europa geprüft. Schon auf der Taipei Cycle Show 2023 hatte Hu gegenüber dem RadMarkt erklärt, dass man – wenn eine vollautomatisierte Produktion erst einmal steht – dann damit hingehen könne, »wohin wir wollen – auch nach Europa.«
»Um eine neue und wettbewerbsfähige Präsenz auf dem Markt zu zeigen und überlegene Produkte und Dienstleistungen zu liefern, wird Astro in den nächsten drei Jahren auf seinen robusten automatisierten Produktionssystemen, einem stabilen Lieferketten-Management und den Ressourcen der Gruppe aufbauen«, heißt es jetzt dazu aus der Unternehmenszentrale in Taiwan.
Stolpersteine Warenüberhang und Wettbewerbsdruck
Die aktuell größten Branchen-Herausforderungen seien Lagerüberhang und Wettbewerbsdruck. »Vor 2022 haben die steigende Nachfrage und die Pandemie Marken und Lieferanten dazu veranlasst, die Beschaffung zu erhöhen – was zu Rückständen in der Lieferkette führte. Obwohl Rabattaktionen den Abbau der Lagerbestände beschleunigt haben, hat die Rentabilität der Marken gelitten. Somit erhöhte sich auch der finanzielle Druck. Einige Neugründungen wurden aufgrund unzureichender Finanzmittel eingestellt. Traditionelle Marken kämpfen wiederum damit, sich über Wasser zu halten. Einige Marken haben ihre Verluste auf die Zulieferer abgewälzt oder sind aufgrund von Insolvenzen mit ihren Zahlungen in Verzug geraten. Das hat die bis 2025 an ihre Grenzen stoßende Lieferkette weiter belastet,« erklärt Hu.
Dazu käme dann auch die durch hohe Lagerbestände hervorgerufene Vorliebe der Verbraucher für Preisnachlässe. Die haben es für neue Produkte schwer gemacht, empfohlene VK-Preise zu halten. So haben Preiskämpfe die Gewinnspannen weiter verringert.
Darüber hinaus verstärken instabile handelspolitische Maßnahmen und Umweltauflagen den Druck auf die Unternehmen. Während die großen Marken aktiv ESG-Initiativen vorantreiben, haben kleinere Marken aufgrund begrenzter Ressourcen Schwierigkeiten, mitzuhalten.
Fünf-Punkte-Plan
Mit diesen Schwierigkeiten im Rücken reagierte Astro im dritten Quartal 2022 schnell. Der Produktionsstandort Vietnam hat sich nicht nur (aber auch) für den Rahmenbauer zu einem wichtigen Lieferzentrum entwickelt. Dabei ist die dortige Produktionskapazität laut Hu noch nicht voll ausgeschöpft.
In der Zwischenzeit steht die europäische Lieferkette aufgrund von Kosten und geopolitischen Fragen vor Herausforderungen, die kurzfristige Anpassungen erschweren.
So hat Astro – unter anderem auf den 2026 geplanten Start der neuen und sich ebenfalls etwa 40 Kilometer nördlich von Ho-Chi-Minh-Stadt befindenden Produktionsstätte aufbauend – folgenden strategischen Fünf-Punkte-Plan verfasst:

1) Erweiterung des neuen Werks in Vietnam und Aufrüstung der Automatisierung: Trotz der zahlreichen Herausforderungen, mit denen die Fahrradindustrie konfrontiert ist, bleibt Astro mit Blick auf die Zukunft des E-Fahrzeug-Marktes optimistisch. Um sich auf die Markterholung vorzubereiten, treibt der Anbieter aktiv den Bau seines neuen Vietnam-Werks voran. Die sich auf einer Gesamtfläche von 42.000 Quadratmetern im Bau befindende Produktionsstätte wird mit hochmodernen automatisierten und mit integrierten MES/ERP/QCS-Systemen ausgestatteten Anlagen loslegen. Die Massenproduktion soll in der zweiten Hälfte des Jahres 2026 beginnen. Um die erwartete Marktnachfrage während eines Aufschwungs zu decken, werden die Produktionskapazitäten für Aluminium- und Karbon-Rahmen sowie Lackierung erweitert.
Anmerkung des RadMarkts: »MES« steht für » Manufacturing Execution System« (also ein computergestütztes und in der Fertigung eingesetztes System), »ERP« für »Enterprise-Resource-Planning« (also eine stetig optimierte Steuerung der unternehmerischen und betrieblichen Abläufe) und »QCS« für »Quality Control System« (Qualitätssicherung).
2. Stärkung des Lieferkettenmanagements und der Lokalisierung:
Als erster Rahmenhersteller, der sich in Vietnam niedergelassen hat, ist Astro seit 24 Jahren fest in der Region verwurzelt. In dieser Zeit wurde die Zusammenarbeit mit lokalen Lieferanten kontinuierlich ausgebaut. Als Reaktion auf die wachsende Nachfrage europäischer Kunden nach EUR1-Handelsabkommen baut Astro aktiv ein robustes Netzwerk zuverlässiger lokaler Zulieferer auf, um die Widerstandsfähigkeit der Lieferkette zu stärken und die Produktionskapazitäten vor Ort zu erhöhen.
RadMarkt-Anmerkung: »EUR.1« ist die Formular-Bezeichnung für die Warenverkehrs-Bescheinigung, die im internationalen Handelswaren-Verkehr eingesetzt wird.
3. Engagement für nachhaltige Entwicklung: Seit der Planung des vietnamesischen Werks in Kim Huy im Jahr 2016 ist Nachhaltigkeit für Astro ein zentrales Anliegen. Bei der Planung hatten Energieeinsparung und Kohlenstoff-Reduzierung Vorrang. Astro erhielt 2023 die ISO14064-1-Zertifizierung und führte 2024 grünes Aluminium in seinen Betrieben ein. Bis 2025 plant Astro, die ISO14067-Zertifizierung zu erhalten und die Installation von Solarzellen in seinem Werk in Taiwan abzuschließen. Das neue Werk in Vietnam wird ebenfalls nach ESG-Prinzipien gebaut und durchweg energieeffiziente Anlagen enthalten. Um die effektive Umsetzung seiner ESG-Initiativen zu gewährleisten, hat Astro über diese Meilensteine hinaus eine Reihe zukünftige Ziele und umsetzbarer Pläne skizziert. Diese Bemühungen unterstreichen nicht nur das Engagement von Astro für ökologische Nachhaltigkeit, sondern laut Unternehmensangaben auch »die Führungsrolle des Unternehmens im Bereich der Unternehmensverantwortung und der Anpassung an globale Trends«.
4. Ausbau der Innovations- und Designkapazitäten am Hauptsitz in Taiwan: Der Hauptsitz von Astro widmet sich der Forschung und Entwicklung neuer Materialien und Technologien. Mit einem Team von über 80 Fachleuten bietet Astro hochwertige Design- und Technikunterstützung für Markenkunden, treibt kontinuierlich Marktinnovationen voran und setzt Branchentrends.
5. Nutzung der Ressourcen der Gruppe zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit: Seit dem Beitritt zur Darfon-Gruppe im Jahr 2021 verfügt Astro über eine solide finanzielle Unterstützung und fortschrittliche Managementsysteme, die erhebliche Verbesserungen bei den Investitionen in Technologie und Ausrüstung ermöglichen. Darüber hinaus haben die globalen Ressourcen der Gruppe Astro ein solides Fundament verschafft, das es dem Unternehmen ermöglicht, sich in einem wettbewerbsintensiven Markt zu behaupten.

Letztendlich der Hinweis, dass der Start der neuen Astro-Fabrik in Vietnam mit der Schließung der ersten in Binh Duong zusammenfallen wird. Hintergrund: der dortige Mietvertrag wird 2026 auslaufen. »Daher planen wir, die Aluminium-Produktion in der neuen Anlage zu konsolidieren, die derzeit im Phu Chanh Industrial Park aufgebaut wird. Dieser neue Standort ist nur zehn Autominuten von unserer zweiten Fabrik in Kim Huy entfernt. Diese Maßnahme wird unsere Produktions- und Transporteffizienz erheblich verbessern.«

Text: Jo Beckendorff

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