Der am 1. August 2017 von dem Coburger Investor Stefan Zubcic übernommene Bikeproduzent Mifa Bike GmbH macht jetzt unter seinem neuen und nicht vorbelasteten Namen Sachsenring Bike Manufaktur GmbH auf sich aufmerksam. Bisher war es zumindest nach außen ruhig geblieben. Was auch sicherlich damit zu tun hat, dass der Anbieter aus Sangerhausen erst einmal wieder in die Spur gebracht werden musste. Jetzt dringen erstmals offizielle Meldungen nach draußen. Dabei geht es um die positive Entwicklung, die Zubcic und sein Team in ihren bisher eingeschlagenen Weg bestätigen. Was im Laufe der letzten Monate alles angekurbelt wurde und warum Sachsenring Bike Manufaktur GmbH den Antriebsanbieter Relo – ein Start-up, der seinen Geschäftsbetrieb bereits im Frühjahr 2017 nach einer gescheiterten Finanzierungsrunde vorläufig eingestellt hatte – jetzt übernommen hat, erfahren Sie hier.
»Ärmel hochkrempeln« hieß es direkt nach der Übernahme seitens des Investors Stefan Zubcic, der auch gleich als geschäftsführender Gesellschafter die Zügel in die Hand genommen hat. Stefan Zubcic ist ein langjähriger Automotive-Manager, der sich auf Übernahmen und Restrukturierungen aus Insolvenzen spezialisiert hat. Mit seiner Sachsenring-Gruppe ist Zubcic neben dem Sektor Automotive auch in den Bereichen Medizintechnik und Flachglasveredelung tätig.
2014 hatte er aus der Insolvenz der HQM Sachsenring in Zwickau den Bereich Karosseriebau übernommen, zwei Jahre später die Nündel Kunststofftechnologie in Wendelstein/Nürnberg (Automotive/Medizintechnik). Im März 2017 kam das Saxo Glaswerk in Brand-Erbisdorf/Erzgebirge (Flachglasveredelung) hinzu. Und im August 2017 schließlich die ins Schlingern geratene Mifa Bike GmbH.
Laut Angaben aus Sangerhausen konnte die Produktions- und Service-Belegschaft schon wieder auf über 150 Mitarbeiter aufgestockt werden. Zudem wurden bereits zwei weitere Montagebänder in Betrieb genommen. Ab August wird die neue Modellreihe vom Band rollen. Die soll dann »mit einem innovativen Vertriebsweg direkt zum Endkunden, aber auch an interessierte Fachhändler geliefert« werden.
Ein weitere Stoßrichtung der Sachsenring Bike Manufaktur wird das Segment Lastenrad sein. Dazu Stefan Zubcic: »Die jahrelangen Erfahrungen in diesem Bereich wie zum Beispiel mit großen Kunden wie der Deutschen Post bieten uns einen entsprechenden Erfahrungs- und Know-how Vorsprung, den wir in einen entsprechenden Markterfolg in diesem Segment umsetzen wollen.«
Das Großkundengeschäft nimmt laut Zubcic ebenfalls immer stärker an Fahrt auf: »Die mehrgleisige Strategie trägt erste Früchte und die Auftragsbücher füllen sich immer mehr, darunter viele durchaus namhafte, nationale und internationale Kunden für Auftragsfertigungen.« Dabei wolle man der Kundschaft weiter freie Kapazitäten in den stark nachgefragten Bereichen E-Bike- und Fahrrad-Assembling bieten – »und darüber hinaus mit unserer Produktqualität ‚Made in Germany’ einen größeren Kundenkreis begeistern«.
Dass der Coburger mit seinem Einstieg in die Fahrradbranche Nägel mit Köpfen machen will, beweist auch seine jüngste Investition in den Nürnberger Zusatzantriebs-Hersteller Relo. Mit dieser Übernahme, über die keine weiteren Finanzdetails kommuniziert werden, will Sachsenring seine Kompetenzen im stark wachsenden E-Mobility-Segment gezielt ausbauen.
Dazu der Sachsenring-Chef: »Das Potential eines hochqualitativen Zusatzantriebs als Nischenprodukt zu einem attraktiven Preis ist groß.« Um eine deutlich breitere Kundenbasis ansprechen zu können, stellt er für dieses Produkt auch ein sehr attraktives Preis-Leistungsverhältnis in Aussicht. Zudem ließen sich »durch das neu gewonnene Know-How eines Antriebsherstellers wie Relo auch viele Synergien in Entwicklung, Einkauf, Produktion, Vertrieb und Aftersales zu unseren etablierten Marken Steppenwolf, Grace und Vaun generieren«, ist sich Zubcic sicher.
Relo hatte eigenen Angaben zufolge als Nürnberger Start-up den ersten abnehmbaren Elektroantrieb für Fahrräder entwickelt. Der 3,5 Kilogramm wiegende Antrieb kam im Frühjahr 2016 auf den Markt »und ist durch die neuartige Getriebeentwicklung an besonders viele Fahrradformen montierbar«.
Seit seinem Start hatte sich Relo auf die Entwicklung und Produktion von komplett neuartigen Antriebssystemen spezialisiert. 2013 begann die Entwicklungsarbeit am Steckantrieb in Lauf an der Pegnitz, Anfang 2016 startete die industrielle Produktion. Nach einer gescheiterten Finanzierungsrunde wurde der Geschäftsbetrieb im Frühsommer 2017 allerdings vorläufig eingestellt.
Die Sachsenring Bike Manufaktur will das adaptiven Relo-Antriebssystem jetzt zur Einführung Endverbrauchern über ihren Webshop zum speziellen Einführungsangebot anbieten. Sie können dabei auf Wunsch einen Vor-Ort Montage-Service in Anspruch nehmen, für den vorab ein persönlicher Termin beim Kunden zu Hause vereinbart werden kann.
Text: Jo Beckendorff, Fotos: Sachsenring Bike Manufaktur GmbH