Schon einige Male hat der RadMarkt den traditionellen Nippon-Bootsbauer Sueshiro Sano in seiner Werkstatt in Koto City – dem historischen Sitz der japanischen Holzindustrie inklusive Holzboot-Bau südöstlich von Tokio – besucht. Diesmal war es etwas Besonderes: Weil der letzte seiner Zunft kaum noch die hohe und immer noch ständig steigende Miete seines Arbeitsplatzes nicht mehr aufbringen kann, ist er im August 2019 umgezogen – und zwar in die inländische Präfektur Nagano. Damit geht in Koto ein Stück Nippon-Tradition verloren.
Natürlich werden in Koto weiterhin Boote gebaut. Allerdings nicht aus Holz – und schon gar nicht aus edlem Mahagoni. Schon lange setzt der Boot- und Yachtenbau auf glasfaserverstärkter Kunststoff (GFK) anstelle von Holz.
Sueshiro Sano ist der letzte Vertreter einer über 200 Jahre alten Bootsbauer-Familie. Nach ihm, der die mittlerweile neunte Generation vertritt, gibt es niemanden mehr, der die Kunst der traditionellen Nippon-Holzboot-Baukunst beherrscht. Nur zu gerne hätte Sano einen Nachfolger ausgebildet. Das scheiterte nicht nur an den Finanzen, sondern auch daran, einfach niemanden gefunden zu haben, der echtes Interesse bekundet hätte. Seine zwei Töchter hatten früh abgewunken.
Um selbst überhaupt überleben zu können, hat sich Sano einiges einfallen lassen. Wie wir bereits berichteten schnitzt, biegt, schleift und schmirgelt das Ein-Mann-Unternehmen Sano Magic aus Ermangelung des dahinsiechenden Holzboot- und Holzyachten-Geschäfts seit 2007 auch fahrbare Rennräder aus Mahagoni. Dass er das Gesamtgewicht seiner Custom-Bikes durch Aushöhlung des Rahmens, des Lenkers und der Sattelstütze auf 7,8 Kilogramm herunterschrauben konnte, hatten wir bereits berichtet. Dabei setzt Sano überall auf eine Wandstärke von sechs Millimeter. Einzige Ausnahme: Die Oberseite des Rahmen-Oberrohrs hat nur vier Millimeter. Über den Fahrrad-Bau war der RadMarkt auch auf Sano Magic aufmerksam geworden.
Mehr über den Sano Magic-Umzug von Koto City nach Naka-Karuizawa auf eine Hochebene in der Präfektur Nagano und was das für die Zukunft dieses letzten traditionellen Nippon Holzboot-Bauers inklusive Mahagoni-Fahrradbau bedeutet in einer der kommenden RadMarkt-Ausgaben.
Text/Fotos: Jo Beckendorff