Mitte April berichtete der RadMarkt, dass der schillernde österreichische Investor René Benko an einem Börsengang seiner zur Signa Retail Group gehörenden virtuellen Sportplattform Signa Sports United (SSU) bastelt. Jetzt wurde bestätigt, dass SSU mit Hilfe der Yucaipa Acquisition Corp. und im Rahmen einer sogenannten SPAC-Transaktion an die U.S.-Börse strebt. So will man weiteres Kapital für Akquisitionen einsammeln – vor allem aber die Übernahme der weltweit zweitgrößten virtuellen Fahrrad-Handelsplattform Wiggle-CRC stemmen. Letzten Freitag (11. Juni) berichteten nun diverse Finanznachrichten-Dienste, dass die Übernahme des derzeit von der Private Equity-Gesellschaft Brigdepoint Capital gehaltenen britischen Online-Bikehändler im Rahmen dieses Börsengang bereits vereinbart ist.
Mit der Transaktion soll das weltweit größte Sport-E-Commerce- und Technologie-Unternehmen entstehen, dass jetzt schon zusammen einen Jahres-Nettoumsatz in Höhe von 1,6 Milliarden US$ (1,32 Milliarden Euro) einfährt.
Die unter der Flagge von Signa Holding GmbH und ihrer Signa Retail Group spurtende Signa Sports United (SSU) lenkt in insgesamt 17 Ländern an die 80 Sport-, Outdoor/Camping- und vor allem Fahrrad-Handelsplattformen. Dazu gehören unter anderem Addnature, Bikester, Campz, Fahrrad.de mit Eigenmarken wie Fixie Inc., Ortler, Serious, Votec etc., Probikeshop etc.pp. Mit Wiggle-CRC will SSU seine geballte E-Commerce-Kraft im Fahrradsektor vor allem international ausbauen.
SPAC – Kapitalhülle, die es zu füllen gilt
Um diese Übernahme inklusive den schnellen Börsengang stemmen zu können, muss SSU aber zuerst einmal mit der oben genannten Yucaipa Acquisition Corp. via SPAC-Transaktion fusionieren. »SPAC« steht für »Special Purpose Acquisition Company«. Dabei handelt es sich um eine Mantelgesellschaft ohne Geschäftsbetrieb, die an der Börse gelistet wird. Sie werden von anderen Gesellschaften genutzt, um schneller an die Börse zu gelangen als über einen »normalen« IPO.
Generell schwappt die SPAC-Welle gerade von den USA nach Europa. Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e. V. (DSW) warnt bereits vor diesen Mantelgesellschaften, die ihrer Meinung nach als Symbol für AGs stehen, die »in eine solche Hülle hineingekauft werden sollen«.
»SPACS sind Mangelgesellschaften, mit denen erst per IPO Kapital eingesammelt wird, um mit dem Geld dann in einer vorher festgelegen Zeit – meist sind das zwei Jahre – ein passendes Unternehmen zu erwerben und aufs Parkett zu hieven«, erklärt die stellvertretende DSW-Hauptgeschäftsführerin Jella Benner-Heinacher. Gelingt das nicht, fließt das eingesammelte Kapital zurück an die Investoren (allerdings abzüglich der oft horrenden Kosten, die laut einer U.S.-Studie oftmals nicht durch die Gewinne ausgeglichen werden können).
Nach Transaktion ist Signa Holding weiterhin mit rund 50 Prozent an SSU beteiligt
Basierend auf einer Pro-forma-Enterprise Value-Bewertung wird das aus SSU und Wiggle CRC entstehende Unternehmen, das sich als weltgrößte Sport E-Commerce- und Technologie-Plattform für die Börse fein macht, mit 3,2 Milliarden US$ (2,64 Milliarden Euro) bewertet. Die Fusion mit Yucaipa Acquisition Corporation wird SSU laut Reuters einen Bruttoerlös von 645 Millionen US$ (531,57 Millionen Euro) einbringen. Diese setzen sich aus 345 Millionen US$ (284,33 Millionen Euro) von diesem SPAC-Unternehmen sowie 300 Millionen US$ (247,24 Millionen Euro) »von Investoren durch Private Investment in Public Equity (PIPE)« zusammen. Nach dem Yucaipa-Deal wird die vom René Benko gelenkte Signa Holding rund 50 Prozent an SSU halten.
Einen Teil der Erlöse wird SSU für die Übernahme von Wiggle CRC verwenden (der genaue Kaufpreis wurde zum Zeitpunkt dieses Schreibens nicht kommuniziert). Der derzeitige Eigentümer von Wiggle CRC wird als Teil des Deals ein Investor in SSU werden, heißt es weiterhin.
Die Closing der kompletten Transaktion wird in der zweiten Jahreshälfte 2021 erwartet.
Text: Jo Beckendorff