Letzte Woche Montag (20. Juni) bekam Börsen-Newcomer Signa Sports United (SSU) auf der virtuellen Jefferies Investor Conference in den USA die Gelegenheit, sich dem dortigen Markt vorzustellen. Dabei ging es nicht nur um die anvisierte Markteroberung und Wachstumsstrategie in den USA, sondern auch um die weitere Positionierung in Europa. Welche Rolle dabei die Bereiche Bike und Tennis spielen, erfahren Sie hier.
Während die Mutter von Internetstores (u.a. mit den Online-Fahrradhändlern Brügelmann, Bikester, Fahrrad.de, Probikeshop) und Wiggle-CRC seine Position vor allem in Europa in den Sektoren Fahrrad und Tennis strategisch Schritt für Schritt weiter ausbauen will, setzt man laut CEO Stephan Zoll und CFO Alexander Johnstone in den USA auf einen ähnlichen Ansatz – heißt: einen Mix aus organischem Wachstum, Fusionen und Übernahmen. Zudem will SSU in den USA – dem deutschen Vorbild von Fahrrad.de folgend – den Aufbau lokaler stationärer Geschäfte vorantreiben. Das diesbezügliche Personal wurde gerade angeheuert.
Des Weiteren gab das oben genannte SSU-Management-Duo einige interessante Zahlen und Pläne bekannt. Mit seinem Fahrrad- und Tennisgeschäft sieht sich das Unternehmen bereits als mit Abstand umsatzstärkster Online-Fachhändler weltweit (siehe unten Graphik 1). Bis dato werden 64 Prozent des SSU-Gesamtumsatzes (der im Geschäftsjahr 2021 inkl. der übernommenen Unternehmen bei 1,36 Milliarden Euro gelegen haben soll) in Europa erzielt – und nur 8 Prozent in den USA (Graphik 2). Aufgeteilt nach Produktgruppen entfielen mehrheitliche 61 Prozent des 21er-Umsatzes auf das Segment Fahrrad (Graphik 2). Übrigens interessant, dass SSU nach Tennis-Übernahmen in den USA mit diesem Ballsport weltweit mehr Umsatz erzielt (nämlich 19 Prozent) als mit Outdoor (13 Prozent). Schließlich ist das Unternehmen mit Outdoor-Onlinehändlern wie Addnature, Campz und Konsorten in diesem Sektor auch bestens aufgestellt.
Trotz virtueller Fahrrad- und Tennis-Marktführerschaft im Retail-Sektor sieht SSU weiteres Wachstumspotential. Schließlich biete der fragmentierte Sport- und Fahrrad-Markt beste Gelegenheit zur Konsolidierung.
Mit Blick auf die Märkte Europa und Nordamerika geht das Unternehmen von mehr als 50.000 stationären Händlern »mit limitierter Online-Präsenz« und mehr als 2.000 Marken aus (Graphik 3). Vor allem mit dem starken Fahrrad-Portfolio im Rücken sehen die SSU Manager weiteres Wachstumspotential. So will man das Geschäft nicht nur mit einem Handelspartner-Netzwerk ausbauen und damit die Vor-Ort-Verfügbarkeit erhöhen, sondern auch das Eigenmarken-Geschäft (Fixie Inc., Ortler, Serious, Vitus, Votec etc.) forcieren. Ziel sei es, mit diesen einen Verkaufsanteil von 20 Prozent und mehr zu erzielen (Graphik 4). In welchem Zeitraum man so weit sein will, wird allerdings nicht kommuniziert.
Der anspruchsvolle Fahrrad-Ausblick beruht natürlich auf dem derzeitigen Wachstumstreiber E-Bike. Schließlich sei der durchschnittliche Bestellwert eines E-Bikes fünfmal so hoch wie der eines Fahrrads ohne »e«. Gute 30 Prozent seines E-Bike-Umsatzes fährt SSU bereits mit seinen Eigenmarken ein (Graphik 5).
Die 25-seitige SSU-Präsentation kann unter diesem Link heruntergeladen werden.
Text: Jo Beckendorff, Cover und Graphiken: SSU