Dass Radler in städtischen Ballungsräumen besonders hoher Luftbelastung ausgesetzt sind, mag für viele keine neue Erkenntnis sein, vor allem für diejenigen, die täglich neben den Blechschlangen der Cities vorbeifahren. Konkrete Zahlen dazu liefert jetzt eine Studie des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS).
Wie hoch ist die Schadstoffkonzentration von Städten und welche Faktoren beeinflussen die Luftqualität? Diesen Fragen ging ein Team um Erika von Schneidemesser vom IASS mit einer Untersuchung nach und leitete daraus Empfehlungen für die Stadt- und Verkehrsplanung ab.
Die Messungen der Partikelzahl-Konzentrationen wurden unter anderem auch auf Fahrrädern durchgeführt. Dafür wurden häufig befahrene Radstrecken in den Stadtgebieten von Berlin und Potsdam ausgewählt.
Über ein Vierteljahr im Sommer wurde die Konzentration von schädlichen Partikeln in der Luft ermittelt. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen nutzten dazu neue Messtechniken in Echtzeit während des Fahrens, aber auch an stationären Messstationen. Zugleich wurde eine Methode entwickelt, die Schwankungen der durchschnittlichen Umgebungskonzentrationen pro Fahrt berücksichtigt und einen Vergleich über alle Strecken hinweg ermöglicht.
Große Unterschiede
Unterschiede bei den Luftverschmutzungswerten sind nicht nur auf die Fahrzeugtypen zurückzuführen. Auch der Straßentyp und die Umweltumgebung spielen eine Rolle. Sind nicht nur Pkw unterwegs, sondern auch Busse, Motorräder oder Lastkraftwagen, führt dies zu einem Anstieg der Partikelkonzentrationen um 30 bis 40 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen Umgebungsniveau. Satte 47 Prozent Anstieg wurden bei einem hohen Verkehrsaufkommen wie Staus gemessen, Autos, die an Ampeln warten, um 35 Prozent.
Besser sieht es beim Radfahren in Wohngegenden aus: Hier sich verringerte die Partikelanzahl um 17 Prozent gegenüber dem durchschnittlichen Umgebungswert und um 22 Prozent beim Radfahren durch Grünflächen oder Parks.
Valide Daten für künftige Verkehrsplanung
»Die Ergebnisse klingen auf den ersten Blick logisch. Aber jetzt haben wir valide Messdaten, die solch gängige Annahmen auch quantitativ belegen«, sagt Erika von Schneidemesser vom IASS. »Künftige Stadtplanung sollte beispielsweise Radwege eher auf Nebenstraßen parallel zu Hauptstraßen einrichten, um den Weg noch attraktiv zu machen, die Feinstaub-Exposition aber zu verringern. Bis dahin nehmen Radlerinnen und Radler besser die Radwege, die durch Parks und Wohngebiete führen. Aber bitte diese Ergebnisse nicht falsch verstehen: Radfahren – auch auf Hauptstraßen – ist immer noch viel gesünder als Autofahren!«
Hier kann man Einblick in die Publikation nehmen:
Erika von Schneidemesser, Kristina Steinmar, Elizabeth C. Weatherhead, Boris Bonn, Holger Gerwig, Jörn Quedenau: Air pollution at human scales in an urban environment: Impact of local environment and vehicles on particle number concentrations, Science of the Total Environment Vol. 688.
Grafik: Autoren