Transportsystem-Anbieter Thule Group ist einer der ersten Branchenteilnehmer, die jetzt ihren ersten vorläufigen Verkaufsquartals-Bericht veröffentlichen. Viele börsennotierte werden folgen. Man darf gespannt sein, wie sie die ersten Folgen der Corona-Krise überwunden haben – und wie sich die sicherlich nicht besten Zahlen letztendlich auf die Grundstimmung auswirken werden. Was beruhigt: Thule Group ist im ersten Verkaufsquartal 2020 (1.1. bis 31.3.) noch einmal mit einem blauen Auge davon gekommen – erwartet allerdings für das zweite Verkaufsquartal weitaus deutlichere negative Auswirkungen.
Laut Thule Group-Präsident und -CEO Magnus Welander durchlief das Geschäft im ersten Jahresquartal 2020 wie im Großteil der Welt zwei völlig unterschiedliche Phasen: »Wir begannen das Jahr sehr stark mit steigenden Umsätzen, verbesserter Rentabilität und einer effizienteren Nutzung des Kapitals. Als dann in unseren Hauptmärkten in Europa und Nordamerika als Folge der Corona-Pandemie massive Abriegelungen vorgenommen wurden, sahen wir eine deutlich reduzierte Nachfrage und mussten in einer völlig neuen Realität schnell handeln.«
Nicht zuletzt aus diesem Grund hatte Thule Group Ende März und wie berichtet bereits die Aussetzung einer Dividendenzahlung bekannt gegeben. Anfang April folgte dann (wie ebenfalls vom RadMarkt berichtet) die Ankündigung bestimmter Maßnahmen zur Risiko-Minimierung, die unter anderem eine erhebliche Reduzierung der willkürlichen Ausgaben und eine Neugewichtung der Investitionsausgaben beinhaltet.
Vorläufige Verkaufszahlen 01-03/2020
Das erste Thule-Verkaufsquartal 2020 in Zahlen: Der Gesamtumsatz lag mit 1,744 Milliarden SEK (161,84 Millionen Euro) 4,9 Prozent (7,5 Prozent ohne Währungseffekte) unter dem des vergleichbaren Vorjahres-Zeitraums.
Diesen Gesamtumsatz teilen die Schweden geographisch wie folgt auf: »Europa und Rest der Welt« (ROW): 1,354 Milliarden SEK (125,74 Millionen Euro = minus 3,7 Prozent – währungsbereinigt minus 5,7 Prozent) sowie »Region Americas« 390 Millionen SEK (36,22 Millionen Euro = minus 8,8 Prozent – währungsbereinigt 13,1 Prozent).
Der operative Gewinn des ersten Verkaufsquartals 2020 liegt laut vorläufigem Geschäftsbericht bei 325 Millionen SEK (30,30 Millionen Euro = minus 4,9 Prozent).
Verkaufsregion Europa und ROW
Mit Blick auf Europa und ROW erklärt Thule-Chef Welander, dass die staatlichen Maßnahmen zur Bewältigung der Corona-Pandemie direkte Auswirkungen auf das Thule-Geschäft hatten: »Der Ausbruch des Corona-Virus und die reduzierten Reisen in die Region Asien führten dazu, dass die zuvor rasch wachsende Kategorie ‚Gepäck‘ im Quartal rückläufig war. In Europa wuchsen alle Märkte bis Mitte März, um dann unterschiedliche Rückgänge zu verzeichnen, die in direktem Zusammenhang mit dem Grad der Marktabschottung mit Ladenschließungen und Ausgangssperren bzw. – beschränkungen standen. In den Märkten, in denen die drastischsten Maßnahmen umgesetzt wurden, wie Frankreich, Italien, Spanien und Grossbritannien, gingen die Verkäufe sehr stark zurück. Der Umsatzrückgang in anderen Märkten war immer noch beträchtlich, aber weniger stark, da bestimmte Geschäfte geöffnet werden durften und physische Aktivitäten in Parks und in der Natur erlaubt waren.«
Positiv sei, dass die Kategorie »Active with Kids« im ersten Verkaufsquartal in Europa weiter zulegte – was sowohl auf die Einführung des neuen Thule Kinderwagen »Spring« zurückzuführen sei als auch auf eine gute Entwicklung der beiden anderen Kinderwagen-Modelle.
Verkaufsregion Americas
Wie in Europa wuchs der Umsatz in Nordamerika bis Mitte März und ging dann deutlich zurück. In den wichtigsten Verkaufsregionen der USA und Kanadas (Kalifornien, Neuengland und Quebec) galten teilweise die strengsten Pandemie-Sperrmaßnahmen. Das habe den Verkauf praktisch einbrechen lassen.
Anders in Brasilien: dort entwickelte sich der Thule-Absatz gut. Im Rest Lateinamerikas wurde indes speziell zum Quartalsende ein Nachfragerückgang verzeichnet.
Auch in der Region Americas konnte die Kategorie »Active with Kids« – »angetrieben durch den neuen (City-)Kinderwagen ‚Thule Spring‘ sowie den Jogging-Kinderwagen ‚Thule Urban Glide 2‘« – im ersten Verkaufsquartal 2020 trotz Corona-Krise inklusive Ladenschließungen und Ausgangsbeschränkungen ein starkes Wachstum einfahren.
Ausblick
Derzeit ist laut Magnus Welander nicht abzuschätzen, zu welchem Grad sich die Corona-Krise auf das Geschäft letztendlich negativ auswirken wird: »Deshalb führen wir Maßnahmen durch, um einer kurzfristigen, herausfordernden finanziellen Realität im Jahr 2020 gerecht zu werden. Wir stellen jedoch auch sicher, dass dies im Gleichgewicht mit dem Bestreben geschieht, unsere langfristige strategische Agenda und unsere langfristigen Ziele zu erreichen. Wir bekennen uns zu unserer kommunizierten langfristigen Strategie, die sich darauf konzentriert, eine starke finanzielle Position zu nutzen, um bedeutende Initiativen zur nachhaltigen Entwicklung fantastischer Produkte voranzutreiben. Wir setzen auch den Aufbau einer starken globalen Verbrauchermarke fort und treiben Effizienzsteigerungen in unserer Versorgungskette voran.«
Die zugrundeliegenden langfristigen positiven Markttrends in den von Thule Group bedienten Produktsegmenten sowie die führende Position der Schweden bei Produkten für ein aktives Leben in der Nähe des Wohnortes »mit einer klaren Exposition gegenüber ‚Staykation‘« stimmen Welander eigenen Angaben zufolge jedocj optimistisch, die gegenwärtige herausfordernde Periode zu überstehen.
Text: Jo Beckendorff, Tabellen: Thule Group