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Trek bringt Helme mit WaveCel – MIPS zweifelt und fordert Prüfstandard
Bontrager XXX WaveCel.
Bontrager XXX WaveCel.

Trek und Bontrager haben eine neue Helmtechnologie mit einem komprimierbaren Material vorgestellt, das nicht nur in der Lage ist, direkte Aufprallenergie zu absorbieren, sondern auch Rotationsenergie aus einem schrägen Aufprall abzuleiten. WaveCel beuge bei fahrradtypischen Unfällen Gehirnerschütterungen bis zu 48-mal wirksamer vorbeugen  als ein herkömmlicher EPS-Schaumhelm, sagt Trek/Bontrager. Kurz nach der Produktvorstellung hat Helmtechnologiehersteller MIPS, Zweifel an der Leistung der WaveCel-Helme geäußert und fordert verbindliche Prüfstandards für den Schutz vor Rotationskräften.

Das neue, wabenartige WaveCel-Material, das die Bontrager-Helme auskleidet, haben  Dr. Steve Madey, Orthopäde, und Dr. Michael Bottlang, Ingenieur der Biomechanik, in Koopearation mit den Trek und Bontrager Research & Design Teams entwickelt. WaveCel berücksichtige, dass Fahrradunfälle tatsächlich meist nicht mit einem frontalen Aufprall einhergehen, sondern unkontrolliert, mit Drehbewegungen und einem schrägen Aufprall, erläutert Trek. WaveCel könne durch seine zellenartige Struktur die Aufprallenergie durch eine Materialverformung in drei Stufen verarbeiten –  Verformen, Komprimieren, Gleiten: Beim Aufprall bewegen sich die Schichten des WaveCel-Materials unabhängig und verformen sich bis die Zellwände komplett zusammengedrückt sind, um sich dann seitlich zu verschieben und aktiv die direkte Aufprallenergie und die Rotationsenergie aufzunehmen und sie vom Kopf abzuführen. Damit ließe sich Tests zufolge In fast 99 von 100 Fällen bei fahrradtypischen Unfällen eine Gehirnerschütterung verhindern, erklärt Trek. WaveCel wird zunächst in vier Helm-Modellen angeboten: den Rennrad-Helmen  XXX WaveCel und Specter WaveCel, dem MTB-Helm Blaze WaveCel und dem Commuter-Helm Charge WaveCel. Jedes Modell sei vom Prüfinstitut Virginia Tech mit fünf von fünf Sternen ausgezeichnet worden.

MIPS plant Veröffentlichung eigener Testergebnisse
Der schwedische Anbieter MIPS, der selbst Systeme zum Schutz vor Rotationskräften beim Aufprall an Helmhersteller weltweit verkauft, zweifelt in einer kurz nach der Vorstellung der neuen Bontrager-Helme erschienen Pressemitteilung Treks Claims zur Leistung der WaveCel-Helme an. MIPS habe die WaveCel-Helme selbst getestet und könne nach den vorläufigen Ergebnissen nicht erkennen, dass die Bontrager-WaveCel-Helme im Vergleich zu anderen Helmen so funktionieren, wie angegebenen. Nach Abschluss weiterer Tests werde MIPS die genauen Ergebnisse veröffentlichen, heißt es weiter.Die Wahrscheinlichkeit einer Gehirnerschütterung als Folge eines Unfalls zu bewerten sei nahezu unmöglich, da es sich um ein sehr variables Ereignis handelt, das einzigartig für den individuellen Aufprall und die Physiologie des Fahrers ist, meinen die MIPS-Experten. Was man hingegen messen könne und damit auch als Ansatzpunkt nehmen könne, sei die Drehbewegung. »Wir bei MIPS haben mehr als 22.000 Tests durchgeführt und wir wissen, dass nicht alle Helme gleich sicher sind, nicht einmal die, die behaupten, Drehbewegungen zu behandeln«, sagt Johan Thiel, CEO von MIPS. »Obwohl wir aus Verbrauchersicht hoffen, dass Bontragers Behauptungen korrekt sind, sind wir gespannt, wie sie den in unserem Labor durchgeführten Tests entsprechen.«
Es sei allerdings ermutigend, dass sich immer mehr Marken mit dem Schutz vor den schädlichen tangential einwirkenden Kräften beschäftigen. MIPS fordert jetzt im Sinne der Verbraucher eine branchenweite Prüfnorm und Tests durch unabhängige Prüfinstitute. MIPS-Experte Dr. Peter Halldin, der mit Dr. Hans von Holst seit 1996 mehrere wissenschaftliche Arbeiten zur Helmaufprall-Biomechanik veröffentlicht hat, organisiere inzwischen eine der Arbeitsgruppen innerhalb des Normenausschusses CEN TC 158, der eine neue Rotationsbewegungs-Prüfnom für Sporthelme empfehlen werde.  MIPS hoffe, dass andere dieser Initiative folgen werden.

Trek glaubt an Nutzen von WaveCel
Die US-Zentrale von Trek beantwortete die Kritik durch MIPS wie folgt: »Wir glauben, dass gleitfähige Einsätze in Helmen eine gute Technologie sind, die den Fahrern einen wirklichen Nutzen bringt. Wir haben viele Jahre mit MIPS zusammengearbeitet und viele Produkte mit MIPS-Technologie auf den Markt gebraucht. Wir glauben auch, dass es in Bezug auf die Fahrersicherheit noch Platz für Innovationen gibt. Trek bietet Helme sowohl mit WaveCel als auch mit MIPS sowie mit Standardtechnologien an. Der Verbraucher kann auf Grundlage der verfügbaren Informationen und Daten für sich selbst entscheiden, welches Produkt seinen besonderen Ansprüchen gerecht wird.«

www.trekbikes.com/wavecel

vz/Foto: Trek

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