Mit dem traditionellen britischen Anbieter Triumph Motorcycles Ltd. betritt ein weiterere Motorrad-Marke den boomenden E-Bike-Markt. Somit kehren die einst mit Fahrrädern durchgestarteten Briten auch zu ihren Wurzeln zurück. Während die E-Bike-Auslieferung in einigen europäischen Schlüsselmärkten läuft, hängt sie Richtung Deutschland und Österreich aus markenrechtlichen Gründen noch arg in der Schwebe. Hier die Hintergründe.
Mit der Pedelec-Premiere vereint Triumph Motorcycles eigenen Angaben zufolge seine Leidenschaft für Leistung und Fahrspaß auf zwei Rädern »mit Triumphs weltbekanntem eleganten Stil, Komfort, Qualität und Verarbeitung« zum ersten Mal auf den Sektor E-Bike. Das Premierenmodell »Trekker GT« sei die perfekte Wahl für Berufspendler und allen Onroad-Radlern.
Bei der Komponentenauswahl setzen die Briten ausschließlich auf hochwertige Markenausstattung (Abus-Schloss, Rockshox-Gabel, Schwalbe-Reifen, Selle Royale-Sattel, Shimano-Schaltung und -Antrieb etc.). Der Alu-Hydroform-Rahmen wurde in Großbritannien »von Triumphs weltweit führendem Styling-Team« entworfen.
Das »Trekker GT«-Serienmodell soll komplett (bei Rahmengröße M mit Akku etc.pp) 24 Kilogramm wiegen. Der Verkaufspreis liegt bei 2.950 GBP (3.265 Euro).
Europa im Visier
Auch wenn die E-Bike-Premiere der Briten bisher nur auf der heimischen Webseite kommuniziert wird: nachgehakt bei Triumph Motorcycles Ltd. in Hinckley/Leicestershire erklärt European Regional Director Andy Gawthorpe, dass man Einheiten des ersten Triumph E-Bikes an britische Motorrad-Handelspartner aufgeliefert und damit auch ganz Europa im Visier habe: »Momentan debütieren wir über unser Fachhandelspartner-Netzwerk in Belgien, den Niederlanden, Frankreich und Spanien. Deutschland haben wir auch im Visier – allerdings als letzten Markt, den wir angehen wollen.« Ohne genaue Zahlen zu nennen: insgesamt sei die Pedelec-Menge, mit der man gerade loslege, durchaus überschaubar: »Wir wollen damit zuerst einmal den E-Bike-Markt kennen lernen.« Was die Ländermärkte Deutschland und Österreich betrifft, sollte man betreffs E-Bike aber lieber noch einem die Deutschland-Filiale von Triumph direkt kontaktieren.
Deutschland und Österreich: Stolperstein Markenrechte
Ein RadMarkt-Anruf bei Oliver Willand. Als Marketing Director für Deutschland und Österreich bei der Triumph Motorrad Deutschland GmbH mit Sitz in Rosbach von der Höhe (30 Kilometer nördlich von Frankfurt a. M.) weiß er, dass es aufgrund der britisch-deutschen Triumph-Firmengeschichte (dazu später mehr) und den damit einhergehenden Markenrechten nicht ganz so einfach ist.
Hintergrund: seit Mitte der 80er-Jahre hält die ZEG Zweirad-Filialgröße Zweirad-Center Stadler GmbH die Markenrechte auf dem Namen Triumph für Fahrräder in Deutschland und Österreich in ihren Händen. Anders ausgedrückt: Triumph-Fahrräder und -E-Bikes rollen in der Stadler-Heimat Deutschland sowie beim Nachbarn Österreich wie andere Stadler-Eigenmarken (Dynamics etc.) auch exklusiv über den Zweirad-Filialisten.
So äußert sich Willand im Namen von Triumph Motorrad Deutschland auch weniger optimistisch als Gawthorpe von Triumph Motorcycles. Gegenüber dem RadMarkt bestätigt er, dass es betreffs der Einführung von E-Bikes seitens Triumph Motorcycles in Deutschland und Österreich noch Gespräche mit Stadler geben würde: »Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist das alles noch in der Schwebe.« Dabei klingt auch durch, dass es eventuell zu keiner einvernehmlichen Lösung kommen könne. Heißt, dass das von den Briten präsentierte Premieren-Pedelec »Trekker GT« weder in diesem Jahr noch irgendwann über das Triumph-Motorradhändler-Netz nach Deutschland und Österreich surren wird.
Ein RadMarkt-Anruf in der Regensburger Stadler-Zentrale. Nachdem man die mit diesem Thema vertraute Mitarbeiterin an die Strippe bekommen hat erklärt diese, dass sich nur die Geschäftsleitung zu diesem Thema äußern werde. Und die Bitte um eine telefonische Verbindung wird einem mit dem Hinweis verwehrt, dass diesbezügliche Anfragen grundsätzlich per E-Mail eingereicht werden müssen, die Antwort dann aber sicherlich auch einige Zeit in Anspruch nehmen würde. Somit haben wir zum Zeitpunkt dieser Recherche leider auch keine Stellungnahme von Stadler vorliegen.
Britisch-deutsche Firmengeschichte
Wie kommt es überhaupt zu dieser zumindest für Außenstehende konfusen Markenrecht-Situation zwischen dem Vereinigten Königreich und Deutschland/Österreich? Fakt ist, dass die Wurzeln der britischen Motorrad-Marke Triumph nicht nur im Sektor Fahrrad, sondern auch in Deutschland liegen. 1884 gründete der deutsche Auswanderer Siegfried Bettmann mit der S. Bettmann & Co. ein Handelsunternehmen in London, das Fahrräder und Nähmaschinen unter dem Namen Triumph aus Deutschland vertrieb. Zwei Jahre später wurde das Unternehmen in Triumph Cycle Company umbenannt und 1887 unter dem Namen New Triumph Co. Ltd. registriert. 1889 Jahre startete man mit einer eigenen Fahrrad-Produktion unter dem Namen Triumph durch.
1898 beschloss der gebürtige Nürnberger Bettmann, die Produktion in Coventry auf Motorräder auszuweiten. 1902 wurde das erste Motorrad präsentiert. Nach dem Verkauf von mehr als 500 Motorrädern begann die Triumph Cycle Company mit der Produktion von Motorrädern in ihrer 1886 im deutschen Nürnberg gegründeten und seit 1897 auch Fahrräder produzierenden Tochtergesellschaft und Fabrik New Triumph Co. Ltd.. Die machte später als Teil der Nürnberger Zweirad-Industrie unter dem Namen Triumph Werke Nürnberg AG weiter – bis 1956: da wurde sie eingestellt und letztendlich von Max Grundig übernommen. Der wandelte das Unternehmen im selben Jahr unter dem Namen Triumph-Adler in einen ausschließlichen Produzenten von Büromaschinen um.
Mehr Info zu E-Bike Premiere von Triumph Motorcycles finden Sie hier.
Text: Jo Beckendorff, Fotos: Triumph Motorcycles Ltd.