»Wetter schlägt Konjunktur« sei über Jahre der entscheidende Trend für den Absatz von Fahrrädern gewesen, nun scheinen erstmals konjunkturelle Ereignisse Einfluss auf die Fahrradbranche zu nehmen.
Nach ersten Umfragen des VDZ ist der Umsatz mit Fahrradsortimenten im Durchschnitt um rund 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Dies betraf vor allem die Sortimentsgruppe E-Bike. Als stabilisierender Faktor zeigten sich erneut die Werkstatt-Service-Leistungen – Umsätze mit Inspektionen und Wartungen nehmen zu – und im Bereich unmotorisierte Fahrräder die sportliche Abteilung (Gravelbikes etc.).
Die Zahlen im Einzelnen:
Gesamt Umsatzveränderung (alle Sortimente, Fahrrad, E-Bike, Zubehör, Werkstatt usw.) gegenüber 2023: ca. – 10 %
E-Bike – Umsatzveränderung gegenüber 2023: – 10 bis – 15 %
Unmotorisierte Fahrräder – Umsatzveränderung gegenüber 2023: eher nur leicht rückläufig zum Vorjahr, gestützt durch sportliche Räder, wie z.B. Gravelbikes.
Bekleidung | Helme | Zubehör | Teile – Umsatzveränderung gegenüber 2023: – 5 bis – 10 %
Werkstatt – Umsatzveränderung ggü. 2023: + 10 bis + 12 %
Durchschnittspreis Fahrräder: ca. 700.- Euro Brutto
Durchschnittspreis E-Bike: ca. 3.350.- Euro Brutto
Der schon im Jahr 2023 festzustellende Überbestand von Fahrrädern in nahezu allen Handelsstufen (Hersteller, Importeure, Einzelhandel etc.) führte zunehmend zu Rabattschlachten. Der durch Preisnachlässe verursachte Rückgang der Erlöse und Margen findet sich in einer Verminderung der Roherträge wieder. In Verbindung mit allgemeinen Kostensteigerungen und speziell im Bereich der Personalkosten geht der VDZ zum aktuellen Zeitpunkt davon aus, dass auch die Umsatzrenditen sinken.
Weil für große Warenmengen Kredite aufgenommen wurde, sei oftmals auch die Liquidität beeinträchtigt, und Meldungen über Insolvenzen in den verschiedenen Absatzstufen mehrten sich. Umso wichtiger werde eine genaue Planung von Rentabilität und Liquidität mit entsprechend zeitnahem Controlling .
Im Leasingbereich kam es besonders im letzten Quartal zu Rückgängen, auch durch Insolvenzen und konjunkturelle Rückgänge bei den Leasinggebern, während die klassische Finanzierung, vor allem die 0%-Finanzierung, bei knapperen Konsumentenkassen wieder an Bedeutung gewinnt.
Durch die Herausforderungen des hohen Warenbestandes sei auch das Wachstum der meisten Filialisten und Franchisesysteme eher langsamer verlaufen, resümiert der VDZ. Wobei einige Einzelhändler versuchten, durch Pop Up Stores oder Outlets den Lagerdruck abzufedern und Liquidität zu generieren.
Trotz dieser Herausforderungen beurteilen Branchenexperten die langfristigen Aussichten für den Fahrrad- und E-Bike-Markt positiv, wachsendes Umweltbewusstseins und entsprechende politische Entscheidungen könnten die Nachfrage nach Fahrrädern stützen. Die Wellenbewegungen der Marktsituation im Fahrradfachhandel, ausgelöst durch sehr große Nachfrage während der Corona-Pandemie und der nachfolgenden Erhöhung der Produktionsmengen mit der Folge von Überbeständen zogen sich auch noch durch das Jahr 2024, scheinen aber wieder flacher zu verlaufen und sich der normalen Situation zu nähern, so der VDZ. Bei einigen Sortimenten
stellen die Fachhändler bereits schon wieder Lieferengpässe fest.
Der VDZ vertritt etwa 750 Fahrradfachhändler.