Nach dem E-Bike-Kauf kommt Wartung und Service: Gestern Abend ging es in der Sendung Marktcheck im SWR-Fernsehen um gebrauchte Pedelecs, die einem Werkstattcheck unterzogen wurden. Die Ergebnisse waren erschreckend, wie der SWR feststellte.
Stichprobenartig werden für den 11-minütigen Beitrag in dem Verbrauchermagazin drei Werkstätten getestet. Über mehrere Jahre genutzte Zuschauer-Pedelecs wurden zum Service geschickt. Vor und nach der Händler-Inspektion wurden die Räder von dem öffentlich bestellten und vereidigten Fahrrad- und Pedelec-Sachverständigen Dirk Zedler in seiner Prüf-Werkstatt untersucht. Das Ergebnis: nicht alle Schäden wurden erkannt, ein Rad sogar mit lebensgefährlichen Mängeln an den Kunden zurückgegeben. Der Experte sieht schon in der Auftragsannahme für den Kunden eine Möglichkeit, sie Seriosität des Händlers einzuschätzen, denn von dem könne man erwarten, dass ein solches Gespräch mindestens zehn Minuten dauert und kompetent geführt wird.
Zu Wort kommt in dem Fernsehbeitrag auch Werner Metzger, Freiburger Fahrradhändler und Obermeister und Vorstandsmitglied der Zweiradmechaniker-Innung Baden-Württemberg. Er führt den Mangel an qualifiziertem Personal in der Branche auf die Ausbildungspolitik zurück. »Ohne Meister, der dann auch die Ausbildereignung hat, kann ich keinen Zweiradmechatroniker ausbilden.« Viele Betriebe hätten ihren Schwerpunkt auf den Handel gesetzt und in den letzten Jahren die Werkstatt vernachlässigt. Diese seien von der Kapazität her nicht in der Lage, die aufkommenden Stückzahlen zu bewältigen.
Wer den Beitrag ansehen möchte findet das Video noch für ein Jahr in der Mediathek.
Nachschau (ergänzt am 27.5.21, d.Red.)
In seiner Rückschau auf den Marktcheck-Beitrag beurteilt Dirk Zedler diesen zwar »in Ordnung«, weil die Leistungen von zwei der drei Fahrrad-Händler einfach nicht akzeptabel waren, findet es aber schade, dass zu wenig Positives berichtet wurde.
Seine Ausführungen über mehr Indikatoren für die Auswahl eines guten Fachgeschäfts, von denen es zweifelsohne viele gebe, seien ebenso wenig gezeigt worden, wie sein Appell an die Jugend, zukunftsträchtige Fahrradberufe zu erlernen.
»Die Branche steht mitten in einem riesigen Wandel: Raus aus der Freizeitecke – rein in die Mobilität. Da müssen viele Akteure aus ihrer Komfortzone raus. Hersteller und Händler müssen Ausbildungs- und Studienplätze schaffen, aber auch IHK und HWK müssen sich an die neuen Bedürfnisse anpassen«, so der Appell aus Ludwigsburg. »Nichts gegen das Löten eines Stahlrahmens, definitiv ein tolles Hobby«, so der Sachverständige. Seiner Ansicht nach aber sei dies im Zweirad-Meisterkurs in Anbetracht der Herausforderungen der aktuell rasend schnellen Entwicklung im Bereich der Elektrifizierung und Digitalisierung der Fahrräder sowie des Anspruchs an Dienstleistungen im 21. Jahrhundert ein Anachronismus.
Auch in Zeiten durchbrochener Lieferketten und all den damit einhergehenden »kurzfristigen« Schwierigkeiten dürfen die »langfristigen« Ziele für einen nachhaltigen Erfolg des Fahrrades nicht aus den Augen verloren werden.
Am Donnerstag, 27.05.2021 um 20.15 Uhr, bringt der SWR in der Sendung »Zur Sache! Baden-Württemberg« einen weiteren Beitrag zum Thema E-Biker. Diesmal geht es um Verkehrskonflikte auf Deutschlands Straßen. Im Interview mit dem gerichtserfahrenen Fahrrad- und E-Bike-Sachverständigen wird auch die Frage behandelt, welche Pedelecs für ältere Menschen nicht geeignet sind.
Foto: Quelle Zedler – Institut für Fahrradtechnik und -Sicherheit