125 Jahre RadMarkt: Große Tradition, große Zukunft

Der Standort Bielefeld besinnt sich auf seine Fahrradindustrie-Tradition. Nicht zufällig konstatiert das Historische Museum Bielefeld 125 Jahre Fahrrad genau in dem Jahr, als der RadMarkt 125 Jahre alt wird. So fanden am 30. September 2011 Vergangenheit und Zukunft zueinander.

An diesem Tag wurden beide Jubiläen im Historischen Museum gemeinsam gewürdigt. Vertreter aus Handel und Industrie sowie Experten für Fahrradgeschichte hatten Gelegenheit, die Sonderausstellung »Rückenwind« zu 125 Jahren Fahrradgeschichte vor ihrer eigentlichen Eröffnung zu sehen.
Unter der Federführung des Kurators Dr. Gerhard Renda, des privaten Fahrradhistorikers Michael Mertins und des Geschichtsdozenten und RadMarkt-Autors Dr. Jürgen Büschenfeld entstand eine Ausstellung zur Fahrradgeschichte: In der Saalmitte werden Fahrräder gezeigt, die die 125-jährige Entwicklung in Technik und Design dokumentieren – gemäß dem Ausstellungsuntertitel »Vom Hochrad zum E-Bike«.
Außerhalb dieses Kreises wird eine Reihe von Themen in Litfaßsäulen beleuchtet. Dies sind Themen aus Politik, Gesellschaft, Technik, Industrie und Kultur. Eine dieser Themensäulen beleuchtet die Geschichte der Zeitschrift RadMarkt. Außerdem sind in dieser Säule zwei I-Pads installiert, mit denen Besucher durch ausgewählte ältere Ausgaben des RadMarkt blättern können.
Das Begleitbuch zur Ausstellung haben die BVA Bike Media und das Historische Museum Bielefeld gemeinsam auf den Markt gebracht. Fachkundige und engagierte Autoren bieten in Essays spannende Einblicke zum Fahrrad in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur, Technik und Sport.
Diesem Blick in die eigene Geschichte ging ein Festvortrag des Trendforschers Thomas Prantl voraus, der sich mit den Perspektiven des Fahrrades auseinandersetzte. Prantl war lange Zeit bei Swarowski Vizepräsident für Marketing und Innovation, ehe er sich selbstständig machte. Nachstehend eine Zusammenfassung seiner Thesen.

Megatrend 1: Urbanisierung

Erstmals in der Geschichte der Menschheit leben heute mehr Menschen in der Stadt als auf dem Land. 2030 werden schon 6 von 10 Menschen in Städten leben. In den Metropolen wird der Raum knapper. Das Auto als Lösung des Individualverkehrs in den Städten ist ein Konzept des letzten Jahrtausends.

Megatrend 2: Demographischer Wandel

Die Weltbevölkerung wächst von heute sechs auf acht Milliarden bis 2025. 95 Prozent des globalen Bevölkerungswachstums findet in den Entwicklungsländern statt. Die Generation 65 plus, auch Silver Surfer oder Golden Ager genannt, wird 2030 12 statt 7 Prozent der Bevölkerung stellen.

Megatrend 3: Globalisierung

Wird Radfahren ein globaler Trend oder wird es ein europäisches Phänomen bleiben? Oder aber haben wir das Kulturgut Fahrrad sowieso schon an Asien verloren? Große Marktvolumina stehen vor allem in den Schwellenländern offen.

Megatrend 4: Klimawandel

Die Welt wird wärmer. Die weltweite Stromerzeugung wird bis 2030 um mehr als 60 Prozent wachsen. Was hat das mit der Zukunft des Rades zu tun? Alles! Alle Trends spielen der Fahrradbranche in die Hände.

Die drei wichtigsten Zukunftsthesen:

These 1: Die Dominanz des Sportrades ist vorbei – hoch lebe die radfahrerische Massenbewegung.

These 2: Das Elektrorad ist nicht die Lösung für alles. Wer E-Bike fährt, gilt heute als besonders klimafreundlich und kohlendioxidneutral. Darin liegt aber ein Widerspruch, der gelöst werden muss. Die Herkunft des Stroms wird sicher zum Verkaufsargument.

These 3: Derzeit hat keine Fahrradmarke ungestützt eine nennenswerte Relevanz. Marken entstehen dort, wo eingeschränkt und fokussiert wird. Marken räumen auf. Marken bieten Orientierung. In der Radbranche gibt es noch viel Platz für richtige Marken, in der globalen Nische oder dem lokalen Full Service.

www.prantho.com
www.historisches-museum-bielefeld.de

Text: Michael Bollschweiler

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