Europas führender Premium-Radanbieter Accell Group hat im ersten Halbjahr 2017 einen Gesamtumsatz von 634 Millionen Euro eingefahren. Diese werden aufgeteilt in Komplettrad-Verkäufe in Höhe von 491,4 Millionen Euro (plus 0,2 Prozent) sowie Verkäufe von Teilen und Zubehör (P&A) in Höhe von 142,6 Millionen (plus 2,2 Prozent). Verglichen mit den ersten sechs Monaten des Vorjahres ist das gerade einmal ein leichtes Plus von 0,7 Prozent. Größter Lichtblick: Das Geschäft in Deutschland klettert weiterhin spurstabil und zweistellig.
Die Holländer nennen mehrere Gründe für das an sich ernüchternde Ergebnis: Das organische Umsatzplus habe dank starker E-Performance-Bikeverkäufe sowie stetig wachsender P&A-Verkäufe bei 3 Prozent gelegen (basierend auf aktuellen Wechselkursen sowie der Korrektur der von Accell North America aufgegebenen P&A-Verkäufe). Was die Gesamtverkäufe ausgebremst hat ist das weiterhin schwächelnde Nordamerika-Geschäft sowie rückläufige Verkäufe in der Heimat Niederlande sowie in der Türkei (wo die Holländer auch mit einem eigenen Werk im Markt sind).
Auf der anderen Seite scheinen wachsende E-Bike Verkäufe eine anscheinend einsetzende Marktschwäche noch gut übertünchen zu können. Trotzdem musste der Nettogewinn kräftig Federn lassen. Er sank im Vergleich zum ersten Halbjahr des Vorjahres um 22,7 Prozent auf 26,3 Millionen Euro. Accell führt dieses Ergebnis auf eine einmalige Abschreibung in Höhe von 3,8 Millionen Euro zurück, welche das kriselnde Nordamerika-Geschäft betrifft. Die operativen Kosten habe man indes – trotz einer einmaligen Investition von zirka 5 Millionen Euro – in eine vorab kommunizierte (Vertriebs-)Umsetzungsstrategie – leicht herunterfahren können. Somit sei auch das operative Ergebnis um 2,4 Prozent auf nunmehr 59,3 Millionen Euro leicht gestiegen.
Aufgeteilt nach Ländern beziehungsweise Regionen verteilt sich der Gesamtumsatz des ersten Halbjahres wie folgt: Das größte Wachstum wurde auf dem deutschen Markt erzielt. Die Verkäufe spurteten um 19 Prozent auf nunmehr 191 Millionen Euro nach oben. Der Rest Europas brachte es mit einem Plus von 4 Prozent auf insgesamt 248 Millionen Euro. Weiter genannte Länder/Regionen mussten indes kräftig Federn lassen. Die heimischen Accell-Verkäufe sanken um 10 Prozent auf 123 Millionen Euro. Die Nordamerika-Verkäufe lagen trotz veränderter Vertriebsstrategie mit 22 Prozent im Minus und erzielten 57 Millionen Euro – gefolgt vom Rest der Welt mit erzielten 16 Millionen Euro (minus 31 Prozent.)
»In den letzten sechs Monaten haben wir wieder einmal von unserer führenden Position im Bereich E-Bike profitieren können. Unsere E-Performance-Bikeverkäufe wachsen weiterhin. Sie machen mittlerweile zirka 40 Prozent unseres Gesamtumsatzes aus. Das Geschäft mit klassischen Fahrrädern liegt allerdings in einigen Ländern hinter den Erwartungen zurück – vor allem in Nordamerika, den Niederlanden und der Türkei. Der Parts- und Accessoires-Umsatz stieg vor allem dank steigender Nachfrage von E-Bike-Ersatzteilen«, erklärt Accell Group’s Interimsvorsitzender Hielke Sybesma.
Sybesma geht auch noch einmal auf die oben kurz angesprochene Umsetzungsstrategie ein: »Das Kaufverhalten der Konsumenten hat sich verändert und führt zu einer laufenden Verschiebung der Vertriebskanäle. In Nordamerika führte die Verschlechterung der klassischen Fahrrad-Fachhandels-Verkäufe in Richtung Sportfilialisten zu enttäuschenden Ergebnissen. Unsere Nordamerika-Verkäufe über andere Vertriebskanäle wie zum Beispiel Online wachsen aufgrund vorgenommener Vertriebskanal-Änderungen für unsere dortigen Marken Raleigh und Diamondback.«
In den letzten Monaten habe man viel Energie in die groß angelegte und seit März kommunizierte Umsetzungsstrategie gesteckt. Man komme gut voran – vor allem »in den Bereichen Lieferkette, P&A, Portfolio-Management und IT«. Die Investition in die neue Strategie habe allerdings auch zusätzlichen Druck auf das aktuelle Ergebnis ausgeübt.
Trotzdem gehen die Holländer für das Gesamtjahr 2017 weiterhin von einem Umsatzwachstum aus.
Text: Jo Beckendorff