Die holländische Accell Group – laut eigenen Angaben europäischer Marktführer in Sachen Premiumbike-Verkäufen – hat ihren Gesamtumsatz im ersten Halbjahr 2016 im Vergleich zu den ersten sechs Monaten des Vorjahres um 9,7 Prozent auf nunmehr 629,7 Millionen Euro hochgefahren. Dieses Verkaufsplus (bezogen auf den Wert, nicht auf die Menge!) beruht laut den Holländern auf einem rein organischen Wachstum. Der Gewinn kletterte um 7 Prozent auf 34 Millionen Euro.
Größter einzelner Ländermarkt ist für Accell mit einem (Wert-)Verkauf von 160 Millionen Euro Deutschland. Hier stieg – vor allem dank wachsender E-Bike-Verkäufe der Winora Group Tochter Haibike sowie Ghost Bikes – der Umsatz um sagenhafte 20 Prozent. Zweitgrößter Einzelmarkt ist die Heimat Niederlande (136 Millionen Euro, plus 1 Prozent) gefolgt von Nordamerika (73 Millionen Euro, minus 9 Prozent). Der weitere Umsatz entfällt zum einen auf das restliche Europa (238 Millionen Euro, plus 16 Prozent) sowie »weitere Länder« (= außerhalb Europas, 23 Millionen Euro, plus 14 Prozent).
Die Zahlen zeigen, dass der Fahrradanbieter bis auf den Markt Nordamerika bestens aufgestellt ist. In Nordamerika schlug vor allem das Ende des Parts- und Accessoires-Geschäfts zu Buche, das im Zuge von Restrukturierungsmaßnahmen verkauft worden war. Zudem ist die hiesige Marktsituation derzeit nicht die beste.
490 Millionen Euro (= 77,9 Prozent) des Halbjahres-Umsatzes 2016 entfielen auf Komplettfahrräder und die restlichen 139 Millionen Euro (= 22,1 Prozent) auf Parts und Accessoires (inklusive Fitness-Equipment).
Laut Accell-Chef René Takens kam das gute Halbjahresergebnis dank bester E-Bike-Verkäufe zustande. Die konnten den schlechten Wetterbedingungen trotzen. Während E-Bike-Verkäufe in den ersten sechs Monaten um 39 Prozent wuchsen, fielen gleichzeitig die Verkäufe von klassischen Komplettfahrrädern ohne »e« um 15 Prozent. Lediglich der Sektor Sportfahrräder (ohne »e«) war weiterhin stabil. Takens begründet das Minus bei Kompletträdern ohne »e« mit dem Fakt, dass Konsumenten ihr altes Fahrrad gegen ein E-Bike austauschen.
Insgesamt haben die Holländer im ersten Halbjahr 908.000 Fahrräder verkauft – 7,8 Prozent weniger als im Zeitraum 01-06/2015 (= 985.000 Einheiten). Dank E-Bike und hochwertiger Sportrad-Verkäufe stieg aber deren Durchschnittspreis um 23 Prozent auf 541 Euro (01-06/2015: 439 Euro). Somit ist auch der Wertzuwachs des Gesamtumsatzes zu erklären.
Der Fahrradverkauf in Deutschland kletterte um 26 Prozent nach oben, die von der gesteigerten Nachfrage nach sportiveren E-Premiumbikes profitieren.
»Auch wenn die Marktsituation im ersten Halbjahr 2016 vor allem für den Fahrrad-Fachhandel nicht leicht war und die schlechten Wetterbedingungen den Verkauf verhagelten, haben wir ein organisches Wachstum einfahren können. Das Rekordergebnis dieses organischen Wachstums haben wir vor allem durch unsere führende Position im Bereich E-Bike erzielt. Die bringen es derzeit auf einem Anteil von 43 Prozent unseres Gesamtumsatzes. Der Umsatz unserer E-Performance-Bikes hat sich in den ersten sechs Monaten des Jahres 2016 sogar verdoppelt. Der Parts- und Accessoires-Umsatz konnte in Europa ebenfalls zulegen. Dafür haben wir allerdings durch den Verkauf unseres Parts- und Accessoires-Geschäfts in Nordamerika dort ein leichtes Umsatzminus schlucken müssen«, erklärt Takens.
Für die zweite Jahreshälfte 2016 geht Accell Group dank E-Bike von weiteren guten Zahlen aus. Allerdings könnte das Jahresergebnis durch Diskountpreise eingetrübt werden, wenn die Warenlager im September wegen der angesprochenen schlechten Wetterverhältnisse voller wie sonst wären. Insgesamt sei die Markttrend aber positiv. Nach wie vor hätten aber die gesamtwirtschaftliche Entwicklung, das Konsumentenvertrauen und die derzeit unberechenbaren Wetterverhältnisse einen direkten Einfluss auf das Verkaufsergebnis. Abgesehen von diesen möglichen »Störfaktoren« gehen die Holländer für das zweite Halbjahr von weiteren Umsatz- und Gewinn-Rekorden aus.
Text: Jo Beckendorff