Am letzten Januartag – einem Freitag – flatterten am Spätnachmittag fast gleichzeitig zwei Pressemitteilungen zu ein und demselben Thema in die Redaktion: Zuerst meldete der Einkaufsverband ZEG, die Qualitätsmarke Hercules zu übernehmen. Acht Minuten später informierte Hercules-Mutter Accell Group darüber, „einen Vertrag über den Verkauf ihrer Tochter Hercules an die Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft geschlossen“ zu haben…
Die Ausgliederung der Hercules-Sparte werde „mit einem Nettogewinn von circa 3 Millionen Euro bei einem Verkaufspreis von 20 Millionen Euro“ zu Buche schlagen. Wie viel tatsächlich bezahlt wurde? Diesbezüglich gibt die ZEG bekannt, dass beide Seiten Stillschweigen über den Kaufpreis vereinbart hätten. Wie auch immer: Der geschlossene Vertrag bedarf noch der Zustimmung des deutschen Kartellesamts. Die wird für Ende Februar erwartet.
Laut der Accell-Meldung verbuchte die deutsche Traditionsmarke 2013 „einen Umsatz von etwa 31 Millionen Euro sowie ein positives Betriebsergebnis“. Die Holländer hatten die 1886 gegründete Marke 1995 übernommen. Seitdem rollte sie unter der Führung von Accell-Deutschland-Geschäftsführerin Susanne Puello. Neben Hercules lenkt Accell-Deutschland auch noch Winora Group.
Der jetzige Verkauf dient laut dem börsennotierten Holländer „der besseren Positionierung der übrigen Konzernmarke in Deutschland und bündelt die verfügbaren Ressourcen“. Hier ist sicherlich auch speziell an die Marken Winora und Haibike gedacht worden, denen im Zuge des E-Bike-Booms zeitweise Flügel gewachsen sind.
Accell erklärt aber auch, dass das Wachstum „über den Vertriebskanal der ZEG, der für Hercules ein zentraler ist, hinter den Erwartungen zurück“ blieb. Deshalb habe man sich letztendlich entschlossen, die lokal auftretende Traditionsmarke an den Großkunden ZEG zu veräußern.
Die ZEG weist darauf hin, dass sie mit dem Kauf „die Markenrechte, das Betriebsgelände und das gesamte Betriebsvermögen der Traditionsmarke Hercules“ erwirbt. Und weiter: „Hercules fügt sich hervorragend in die Qualitäts-, Produkt– und Markenstrategie der ZEG und ihrer 1.000 angeschlossenen Fachhändler mit den Marken Pegasus, Bulls und Zemo ein.“ Der Vertrieb würde in Deutschland unverändert fortgeführt. Somit stehe die Marke „dem Gesamtfachhandel weiter zur Verfügung“.
Letzten Mai hatte der Kölner Fahrrad-Einkaufsverband bereits eine andere deutsche Traditionsmarke unter seine Fittiche genommen: Wanderer.
Text/Foto: Jo Beckendorff