Letzten Dienstag (5. April) wurden im Bundesverkehrsministerium die Mobilitäts-Verbände zum Bundesverkehrswegeplan 2030 gehört. Auch dabei: der ADFC – laut eigenen Angaben »mit mehr als 155.000 Mitgliedern die größte Interessensvertretung der Radfahrerinnen und Radfahrer in Deutschland und weltweit«. Der Fahrrad-Club kritisiert die Fixierung auf den motorisierten Verkehr und fordert, dass der Bund vor Ausbau von urbanen Bundesfernstraßen prüfen lässt, ob alternativ Radschnellwege realisiert werden können.
»Im Bundesverkehrswegeplan geht es seitenweise um Ausbauten von innerstädtischen Autobahnen und Bundesstraßen. Das sind lebensfeindliche Konzepte aus dem letzten Jahrhundert! Wir wissen aus den Niederlanden und dem Ruhrgebiet, dass Radschnellwege erhebliches Potenzial zur Reduzierung des städtischen Autoverkehrs haben. Wir wollen, dass der Bund vor jedem innerstädtischen Autobahnprojekt zwingend prüft, ob nicht ein Radschnellweg die lokalen Fahrten aufnehmen kann. Wenn dabei herauskommt, dass auf den Erweiterungsbau verzichtet werden kann, dann soll der Bund auch die Finanzierung übernehmen«, fordert ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork.
Die dem Bundesverkehrswegeplan zugrunde liegende Verkehrsprognose besagt, dass der Personenverkehr bis 2030 um 13 Prozent und der Güterverkehr um 38 Prozent zunehmen werden. Gleichzeitig erfordern die in Paris verabschiedeten Klimaziele eine Senkung des motorisierten Individualverkehrs um 10 Prozent pro Dekade. Die Hälfte aller Autofahrten ist weniger als fünf Kilometer lang – eine Distanz, die bei geeigneter Infrastruktur mit Leichtigkeit auf dem Rad zurückgelegt werden kann. Dazu Stork: »Zukunftsfähig ist Verkehrspolitik nur, wenn sie deutliche Anreize setzt, überflüssige Pkw-Fahrten durch Rad-, Fuß- oder ÖPNV-Wege zu ersetzen. Diese Chance verpasst des Ministerium.«
Dass das Ersetzungsszenario realistisch ist, würden die Niederlande zeigen. Dort werden im Rahmen des Programms „Fiets filevrij“ (etwa: „Fahre Rad ohne Stau“) seit 2006 landesweit Radschnellwege in Ballungsräumen angelegt, um Stau-Probleme zu lösen. Über 25 Prozent der Berufspendler fahren hier mit dem Fahrrad oder Pedelec zur Arbeit.
Zum Vergleich: In Deutschland sind es nur rund 11 Prozent.
Text: Jo Beckendorff/ADFC